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Alt 18.10.2011, 17:10
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Das Leben ist ......

paradox. Einerseits möchte man einzigartig sein, sich selber leben und andererseits ein soziales Wesen werden. Man möchte etwas Beständiges schaffen, hofft auf Dauer und Ewigkeit, andererseits soll man offen sein (und ist man es) für Neues, den Wandel der Zeit und des Lebens.

In langen Jahren hat man mit Liebe (und so manchem Ach und Krach ) ein Leben aufgebaut, das ewig so weiter gehen sollte. Natürlich weiss man, dass das Leben endlich ist. Doch wer denkt denn an sowas wenn man jung ist? Ein Nest gebaut, Kinder in die Welt gesetzt, was von Dauer geschaffen und doch war nichts mehr so wie am Anfang. Auch das auf Dauer Geplante war stetigem Wandel unterlegen. Sich selbst als Mensch mit einem "Ich" entwickelt und dieses dann wiederum einem dauerhaften "Wir" unterworfen, welches sich seinerseits auch wieder ständig verändert und weiter entwickelt hat.

Der Mensch ist prinzipiell faul. Er möchte sich nicht ständig verändern und doch hat er Angst, er würde vom Leben überholt. Nur selten ist er bereit, extreme, umwälzende Ereignisse einfach so zu akzeptieren. Oder er verharrt an einer bestimmten Stelle. Lebt er dann noch im Sinne des Wortes? Besteht Leben aus essen, trinken, schlafen und atmen?

Ganz sicher nicht. Trotzdem. Ein solch brutaler Eingriff wie der Tod des Partners (der Partnerin) wirft ihn total aus der Bahn. Nichts ist mehr so, wie es war. Hinausgeschleudert aus der Sicherheit des "Wir", so trügerisch die auch gewesen ist. Zunächst Trauer und später auch die Angst machen sich breit. Essen, trinken, schlafen und atmen ...... und darüber nur mühsames Begreifen, was geschehen ist. Dazu kommt dann die Angst: "Was wird aus mir? Wo bin ich? Was bin ich? Was kommt danach?"

Nicht selten ist das der Punkt, wo man stehen bleibt, weil man sich diese Fragen gar nicht erst stellt. Oder man stellt sie und findet keine Antwort. Oder man stellt sich diese Fragen und hat den Mut, tatsächlich Antworten zu suchen und auch zu finden. Trotz aller Angst vor der Veränderung, ja bereits vor dem Erkennen der Veränderung. Den Mut, sich ein neues "Ich" zu erkämpfen und trotzdem (oder gerade deshalb) das alte "Wir" zu erhalten als Teil des Neuen. Den Mut, ein Paradoxon zu lösen. Nämlich den Mut, Neues zu schaffen und gleichzeitig Bewährtes, auf Dauer Gedachtes, zu erhalten. Eine Summe aus dem zu bilden, was das eigene Leben bisher ausmachte.

Vielleicht gelingt es dann irgendwann wiederum ein neues "Wir" zu finden? Weitergehen, nicht stehen bleiben, Selbstbewusstsein, Offenheit und Vertrauen. Ein schöner Gedanke.


Alles Liebe,

Helmut
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