AW: Wie lange hab ich noch die Kraft
Liebe Sybille,
ich glaube, es ist für Dich ganz wichtig, dass Du diese Blankoeinweisung und die Hospizschwester an Deiner Seite hast, weil das für Dich ein Stückchen Sicherheit bringt und Du dann schnell Hilfe an Deiner Seite hast.
Und die Patientenverfügung, bitte mach das unbedingt fertig. Ich war heilfroh, dass meine Eltern so etwas schon vor langer Zeit geschrieben haben. In einer so emotional belastenden Situtation auch noch Entscheidungen treffen zu müssen, was gemacht werden soll oder was nicht oder gar, die Maschinen abzustellen... einfach unvorstellbar für mich. Ich hätte das nicht gekonnt, obwohl meine Eltern mich in der Vorsorgevollmacht eingetragen haben.
Es ist immer besser, wenn jeder das für sich selber festlegt, was gemacht werden soll und was eben auch nicht. Dann ist der Wille klar und kein Angehöriger muss die Last dieser Entscheidung tragen.
Dass Du über Dich selber nachdenkst, ist sicher ein guter Weg, um besser klar zu kommen. Ich denke aber, die vielen Tränen, das gehört einfach dazu. Du siehst jeden Tag, wie es Deiner Mama geht und Du weißt, dass sie unheilbar krank ist. Deine Seele weint und ist ganz tief verwundet. Die Gedanken an die Zukunft sind immer da.
Loslassen konnte ich meine Vati erst an den letzten beiden Tagen, als ich gesehen habe, dass er nun wirklich gehen muss, um nicht noch länger zu leiden.
Als es gar nicht mehr anders ging.
Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg findest, damit umzugehen. Hast Du denn jemanden, mit dem Du darüber sprechen kannst?
Ich umarme Dich und wünsche Dir viel viel Kraft. Liebe Grüße und ein ruhiges Wochenende.
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.
Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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