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Alt 24.03.2012, 06:49
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs

Liebe Skywalkerin,

schön, dass dein Opa nun daheim ist in seiner gewohnten Umgebung und bei den Menschen, die ihm wichtig sind. Das wird ihm die Situation erträglicher machen und in seinem gewohnten Umfeld fühlt er sich einfach besser. Und wenn er von euch so lieb umsorgt wird, ohnehin!

Was ist mit deiner Mama? Alles okay wegen der Darmspiegelung? Ich hoffe es!!!

Und zu dir: auch ich finde, dass wir unserer Gesellschaft das Thema Tod meist ausklammern und es ein Tabu ist. Früher war es üblich, dass alte Menschen daheim starben, heute ist das die Ausnahme. Und mit dem Thema Krebs mag sich auch kaum jemand auseinandersetzten. Meist bekommen wir von unserer Umgebung zu hören, dass wir nur positiv denken müssen, der Erkrankte kämpfen soll und dann wird das schon wieder. Ich habe diese Ratschläge gehasst, weil ich genau wusste, dass gar nichts mehr so wird wie früher. Und ich habe mir hier Rat und Trost zum Thema Sterben geholt und Bücher dazu gelesen. Ich persönlich glaube, dass der Tod nicht das Ende von allem ist und dass wir diejenigen, die uns vorausgehen, gewiss wiedersehen werden. Das kann mir zwar nicht die Trauer nehmen, aber es macht den Verlust erträglicher.
Allerdings bin ich der Ansicht, dass du dich auch nicht zu viel mit diesen Themen beschäftigen solltest und dich jetzt bereits fragst, ob du und dein Bruder womöglich auch eines Tages an Krebs erkranken. Niemand weiß das, auch kein Arzt. er kann höchstens Vermutungen anstellen und seine Statistiken befragen. Währenddessen machst du dich dann allerdings verrückt vor Angst und kannst gar nicht richtig leben. Und das wäre sehr schade, denn du bist so jung und da draußen wartet so viel Spannendes und Schönes auf dich! Ich gebe deinem Vater absolut recht, es ist ganz wichtig, im Hier und Jetzt zu leben, denn keiner von uns weiß, was irgendwann passiert. Was zählt ist, den Augenblick genießen zu können, denn auch uns Gesunde kann es jederzeit treffen. Es ist schön, wenn du mit anderen mitfühlst und bei ihnen bist, aber du musst das auch ein wenig trennen können. Geht es dir nahe, weil es dir für sie leid tut oder geht es dir nahe, weil du befürchtest, dir könne ein eben solches Schicksal geschehen? Wenn es die zweite Version ist, dann bist du nicht bei ihnen sondern hauptsächlich bei dir. Ich hatte mal eine Freundin, die meinte, sie würde ja mit allen Menschen so mitleiden. Im Grunde waren ihr die anderen Menschen aber schnuppe, denn eigentlich ging es immer nur um sie. Und weil sie sich ständig mit Krankheiten beschäftigte und in sich selbst hineinhörte, wurde sie von der Angst zerfressen, was einmal sein könnte und vergaß dabei ganz das Leben.
Daher: versuch', dich nicht allzu sehr mit dem zu beschäftigen, was womöglich eines Tages mal sein könnte. Und wenn, dann muss man da komplett sachlich und rational rangehen. Sonst drehen sich die Gedanken immer im Kreis...

Ich wünsche euch eine schöne Zeit mit deinem Opa, viele schöne Augenblicke und alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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