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Alt 15.04.2012, 20:24
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Mum(43) Brustkrebs + zahlr. Metastasen

Lieber Sascha,

das sind ja keine guten Nachrichten... und ich finde es bewundernswert wie engagiert und belesen du in der Krankheitsgeschichte deiner Mutter bist.

Hirnmetastasen müssen nicht unbedingt zum Tode führen...es kommt ganz darauf an wie groß sie sind, wie zahlreich und ganz wichtig, in welchen Teilen des Gehirns sie sich gebildet haben. Ebenso spielt die Aggressivität des Primärtumors, also bei deiner Mutter der Brusttumor, eine Rolle und die Reaktion des Körpers bzw. der Metastasen auf die Therapie.

Bei meinem Mann traten Mitte Oktober letzten Jahres Verhaltensauffälligkeiten auf, er vergaß Türen zu schließen, sein Fahrstil, der immer sehr moderat war, wurde aggressiver, er fühlte sich sehr schnell angegriffen, sehr nervös und unruhig... alles Reaktionen die ich bis dahin nicht kannte. Wir waren erst Beginn Oktober zur Kontrolluntersuchung gewesen und alles war ok. Nachdem mein Mann dann Lähmungserscheinungen entwickelte und 12 Stunden später noch nicht mal mehr laufen konnte habe ich ihn ins Krankenhaus gefahren. Dort hat man dann 3 Hirnmetastasen festgestellt jede 3 -3.5cm groß und umgeben von einem Ödem in selbiger Größe. Die Therapie bestand dann erstmal in hochdosierten Cortisongaben gegen die Ödembildung und Morphin gegen die hinzugekommenen wahnsinnigen Kopfschmerzen. Meinem Mann ging es dann langsam besser und wir sind mit den Ganzkopfbestrahlungen bekonnen. Schon nach der ersten Bestrahlung wurden die Kopfschmerzen wieder stärker, man sagte uns, daß das eine normale Reaktion auf die Bestrahlung sei und wir gingen dann noch die 2 darauffolgenden Tage weiterhin zur Therapie. Dann entwickelte mein Mann wieder die gleichen Symptome wie davor. Im Krankenhaus wurde dann ein CT gemacht und 2 Metastasen zeigten Einblutungen. Daraufhin hat man die Bestrahlung abgesetzt. Die Cortison- und Schmerzmittelgaben wurden wieder erhöht. Nach weiteren 12 Tagen durfte mein Mann, zwar im Rollstuhl, das Krankenhaus verlassen. Zuhause erholte sich mein Mann zusehends. Es ging im richtig gut, er konnte wieder einigermaßen laufen, selbständig essen, sich konzentrieren, Gespräche führen, die Tastatur vom Computer bedienen, er war wieder der "Alte".

Die Metastasen bei meinem Mann saßen im Frontalhirn (Perönlichkeitsveränderungen) und in unmittelbarer Nähe des Hirnstamms (Schlucken, Atmung). Da der Primärtumor als sehr aggressiv eingestuft war hatte man uns auch gesagt das die Metastasen im Gehirn aggressiv wachsen würden. So haben wir die verbleibende Zeit ganz bewußt und sehr intensiv genutzt. An seinem Geburtstag, 25.12., ging es dann wieder langsam aber stetig bergab. An seinem Sterbetag hat er mich morgens noch mit einem Lächeln begrüßt und mit letzter Kraft so liebevolle Worte gesprochen. Danach ist er nicht mehr aufgewacht und nachdem die Metastasen sein Atemzentrum attackiert haben ist er ruhig und friedlich am selben Abend in meinen Armen eingeschlafen.

Ich drücke ganz fest meine Daumen das sich die Metastasen bei deiner Mutter nicht so aggressiv verhalten und die Bestrahlung Erfolg hat. Jeder Fall ist anders und von daher solltet ihr die Hoffnung nicht aufgeben, kämpfen lohnt sich immer, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Alles Gute für dich und deine Familie

Sjarissa
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Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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