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Alt 26.10.2012, 19:15
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Dass man von einem Tag zum nächsten lebt und nichts, aber wirklich gar nichts mehr planen kann lernt man wohl auch erst in solchen extremen Situationen des Lebens. Zumindest ging es mir so, ich habe sehr lange gebraucht, mich daran zu gewöhnen und habe jetzt noch manchmal Probleme, mich wieder umzustellen und irgendetwas in die Zukunft hinein zu planen.

Kann ich sehr gut nachvollziehen mit dem Hospiz. Mein Vater hat sich auch niemals über solche Einrichtungen Gedanken gemacht. Auch nicht über Palliative Care. Um ehrlich zu sein, ich wusste zwar, was ein Hospiz ist, aber Gedanken habe ich mir vor der Erkrankung meines Vaters auch nicht gemacht. Und Krebs war weit weg... Dass er sich dann so plötzlich in mein Leben fressen würde, damit hatte ich nie gerechnet, vielleicht habe ich's bis zu dem Tag X auch verdrängt. Ich denke, dass dein Papa sich jedoch im Hospiz sehr viel wohler fühlen wird als im Krankenhaus. Ich habe bisher hier nur Positives gelesen und die Menschen, die ich persönlich kennen gelernt habe, die waren mir alle durchweg sympathisch und ich war fasziniert, welche Ruhe sie ausstrahlen und von ihrer aufrichtigen Herzenswärme. So schlimm die Zeit der Krankheit meines Vaters auch war, ich habe auch viel Gutes erfahren und viele tolle Menschen kennen gelernt, die im richtigen Moment das Richtige taten oder sagten... Das wünsche ich euch auch von Herzen. Wir haben meinem Dad von der Palliativstation berichtet und ihn gebeten, sie sich doch wenigstens mal anzuschauen (weil er auf der Onkologie einen dritten Chemozyklus!!! machen sollte, obwohl er so schwach und elend war und man auch als medizinischer Laie erkennen konnte, dass das Irrsinn gewesen wäre). Erst sträubte sich mein Vater, doch nachdem er die Station angeschaut und mit einer Psychoonkologin allein gesprochen hatte, war er davon überzeugt und hat dem Onkologen mitgeteilt, dass er es sich anders überlegt habe. Und dann wurde alles besser für ihn... Zumindest in der Hinsicht, dass er sich wieder als Mensch wahrgenommen fühlte und man Zeit für ihn hatte. Ein offenes Ohr, dass ihm geholfen wurde, ohne dass er lang darum bitten musste. Und beim Betreten der Palliativstation hatte man gar nicht mehr das Gefühl im KH zu sein. Ich denke, dass es im Hospiz auch so sein wird. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es für deinen Papa dort auch angenehmer sein wird.

Und ich denke genau wie du, dass eine weitere Chemo deinem Papa eher schaden denn nutzen würde.

Nun hoffe ich inständig, dass die Cortisongabe eine positive Wirkung hat und ich drücke auch ganz doll die Daumen, dass dein Bruder die Lungenentzündung übersteht.

Und dir schicke ich jetzt symbolisch wärmende Sonnenstrahlen...
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!

Geändert von Mirilena (26.10.2012 um 19:16 Uhr) Grund: tippfehler
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