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Alt 30.10.2012, 11:45
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari,

gestern Abend habe ich's nicht mehr hierher geschafft... Ach Mensch, es tut mir so leid, dass der Versuch mit dem Cortison keinen Erfolg hat. Ich hatte so sehr gehofft!

Und ich weiß auch sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Papa immer weniger er selbst ist und man ihn kaum "wieder findet". Das sind so viele kleine vorweggenommene Abschiede und sie tun einfach nur weh. Wenn die Kraft von Tag zu Tag schwindet und der einfachste Handgriff zu anstrengend wird, die Stimme versagt... Es zerreißt dir das Herz und doch bist du da, immer an seiner Seite. Und genau das spürt dein Vater. Auch wenn er offensichtlich kaum mehr wach ist, wird er deine Anwesenheit und die deiner Mutter spüren. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er euch auch hört, ihr könnt also mit ihm sprechen.

Es ist so schmerzhaft und bohrt sich wie ein Dolch ins Herz, wenn man die Nachricht erhält, dass im Krankenhaus nichts mehr getan werden kann. Austherapiert! Ich hatte bis zuletzt immer noch die Hoffnung, dass ein Wunder geschieht. Ich weiß, dass diese Hoffnung völlig unrealistisch war und ich habe wohl auch nie darüber gesprochen, doch ganz tief in mir drin gab es diese Hoffnung. An dem Tag, als uns eröffnet wurde, dass man nichts mehr für meinen Vater tun könne, ist diese flackernde Hoffnung erloschen. Und ich weiß auch, dass ich irgendwann meinem Vater von Herzen gewünscht habe, dass er für immer gehen darf. Die letzten Tage haben wir (meine Ma und ich) uns das beide gewünscht und das kam uns alles völlig absurd vor, dass wir demjenigen Menschen, den wir lieben, so etwas wünschen... Aber ich denke, du verstehst, was ich meine. Das war der Zeitpunkt, wo wir endgültig losgelassen haben, weil wir wussten und spürten, dass es für ihn eine erlösung sein würde...

Liebe Mari, ich wünsche euch, dass ihr baldmöglichst einen Hospizplatz bekommt. Ich bin mir sicher, dass dein Papa dort besser aufgehoben sein wird und auch, dass es für dich und deine Mama besser sein wird, denn dort wird sich um euch alle drei ein schützender Mantel legen und den könnt ihr jetzt gut gebrauchen.

In Gedanken bei dir
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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