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Alt 31.12.2012, 18:42
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Standard AW: Adenokarzinom inoperabel

Hallo ihr Lieben,

euch allen wünsche ich einen guten Rutsch ins Neue Jahr und das wir uns alle am 31.12. 13 munter hier wieder sehen.
Ach ja, ein neues Medikament, welches uns allen hilft, wünsche ich uns auch noch.

Mir geht es soweit ganz gut, nur habe ich nach wie vor Probleme mit der Luft. Solange ich sitze oder liege, kein Problem, aber der Mensch hat ja auch ein bißchen was zu tun. Es strengt an, etwas zu tun, wenn man nicht genug Luft bekommt. Mittwoch werde ich mehr wissen. Da ist Sprechstunde.

Liebe Gabriele,
Du nervst gar nicht. In Deinem Fall hätte ich keine Angst, sondern schlicht Panik! Wahrscheinlich wäre ich ins Krankenhaus gegangen.
Du hast es ja aber zum Glück auch so geschafft.

Liebe Christiane,
das Rezept ist ganz einfach. Im Prinzip das gleiche, wie bei jedem Schmorbraten. Das hat mich ja so verblüfft.
Wenn das nicht die erste Wildschweinkeule meines Lebens gewesen wäre, hätte ich auch nicht so damit angegeben.
Hier aber trotzdem die Machart:

Die Keule mit einer Mischung aus Öl, Salz Pfeffer, Wildgewürz, Wachholderbeeren und etwas Chilli einreiben, in eine Plastiktüte packen und im Kühlschrank oder auf dem Balkon (nur im Winter) über Nacht ziehen lassen.

Dann die Wildkeule im Bräter rundum anbraten. So man einen Bräter hat, der groß genug ist. Sonst geht auch die Fettpfanne des Herdes.
Die Wildkeule rausnehmen und das übliche Gemüse andünsten ( Sellerie, Möhren, Porree, Zwiebel) reichlich Tomatenmark zugeben.
Dann die Keule dazu geben, mit einer halben Flasche Rotwein angießen und ein Glas Wildfond dazu geben.
Lorbeerblätter dazu.

Eingeweichte getrocknete Pilze klein hacken und zusammen mit dem Wasser, so ca. 2 Kaffeetassen voll, dazu geben.
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Nun die Keule rein und wenn die eine Kerntemperatur 75 - 80 Grad hat, das ist nach ca. 2,5 bis 3 Stunden der Fall, raus mit der Keule. Schön in Alu einpacken.
Einen Becher Schmand in die Flüssigkeit und dann alles mit den Zauberstab klein pürieren.
Abschmecken, fertig ist die Soße.
Fertig ist alles. So einfach ist das!

Nach genau diesem Rezept habe ich am Sonnabend eine Rehkeule gemacht. Die Gäste waren begeistert.
Der Unterschied war, dass ich die Rehkeule mit fettem Speck belegt habe ( den aber dann nicht in die Soße getan habe) und dass die Rehkeule nicht solange brauchte.


Dann habe ich mir mal so ein paar Gedanken gemacht, warum ich diese ständigen Chemos mit mache.
Manche loben ja meinen Mut und meine Tapferkeit. Klar freut mich das, aber im Prinzip habe ich es nicht verdient.

Denn das mit den Chemos mache ich nur, weil ich leben will. Dafür brauche ich kein Lob.
Ja, es gibt gegen viele Nebenwirkungen Mittel. Zu kotzen braucht heute keiner mehr und wenn man jappt, weil man einen zu niedrigen HB Wert hat, gibt es Bluttransfusionen. Ein Wundermittel!
Ich danke jedem Spender aus tiefstem Herzen und bin froh, dass sowohl Sohn als auch meine Schwester viele, viele Jahre gespendet haben.
Mein Blut wollte man wegen einer Hepatitis nicht.

Klar geht es einem mal schlecht. Im Moment würde ich gerne besser Luft bekommen. So könnte ich wahrhaftig nicht golfen.
Gestern war ich im Einkaufszentrum. Da haben die viele Bänke. Zu Hause dann in den ersten Stock, wie immer.
Gejappt und völlig fertig.

Aber nach einer Weile ging es. Fernsehen geschaut, hier geschaut. Rotwein getrunken.
Fand ich allemal besser als tot sein.

Das ist ja die Alternative. Deswegen mache ich das ganze Theater mit. Immer wieder. Spaß ist anders.

Stellt euch vor, ich habe sogar schon mit Einmalslips, wie es so schön heißt, ein Turnier gespielt.
Das war während der Studie. Ich hatte völlig unkontrollierbaren Durchfall. Ist aber nichts passiert.

Es gab ja auch Zeiten, da bin ich wöchentlich zur Chemo. Kann man sich drauf einrichten.
Muss man nicht haben, aber die Alternative ist nicht gut.
Darauf läuft alles hinaus, alles!!!!!!

Ich kann sehr gut verstehen, wenn jemand sagt, nun ist es gut, nun will ich nicht mehr.
Denn das Ganze machen wir alle nur in der Hoffnung auf gute Zeit und das ist ein sehr relativer Begriff.
Leiden und kämpfen nur mal so, weil es sich gut macht oder die Angehörigen es forden, ist nicht.

So ein bißchen wundert mich diese Forderung, oft hier im KK gelesen, von den Angehörigen auch.
Oft steht da: meine Mama oder Papa kämpft gar nicht.
Frage wofür? Um etwas länger zu leiden?
Nee, das muss jeder Betroffene für sich selbst entscheiden.

Was zählt ist das Leben!!! Aber es muss für den Betroffenen lebenswert sein.

Vielleicht macht dieser kleine Bericht Neulingen ein bißchen Mut.

Meine besonderen Grüße gehen an Mona, Irmgard, Yvonne, Caroline, Bettina, Andrea, Meg und Karin

und natürlich ganz herzliche Grüße an alle hier

Guten Rutsch und alles, alles Liebe

Christel

Geändert von mouse (31.12.2012 um 18:47 Uhr)