Hallo Alwina,
also das mit dem Punktieren ist gut.
Erstens bringt es Erleichterung, zweitens kommt Dein Vater raus und drittens sieht er, dass was getan wird (seitens der Ärzte).
Gut ist auch, dass Ihr Fotos habt, die werden für Eure Kinder und auch für Euch genau wie Du sagst, Gold wert sein.
Deine Kleine gefällt mir, die sagt sich einfach: „OK, sieht etwas anders aus, aber Opa bleibt Opa.“
Das mit dem Verband könnte man vielleicht so anbringen, dass es gut ist gegen die Schwellung, gut für die Wunde etc.etc. Ich sehe ja Deinen Vater nicht, deshalb ist das von hier etwas schwer zu beurteilen.
Wie könnte Deine Mutter Deinen Vater dazu bringen, aus dem Haus zu gehen? Also wir haben das ganz einfach gesagt: „Das tut Dir gut, frische Luft im Wald ist gut gegen die Schwelllungen, man schläft besser und der Appetit ist auch besser. Ausserdem stärkt es die Abwehrkräfte. Und Spass macht es auch.“
Waldspaziergänge sind gut gegen Depressionen, na ja...für mich sind sie Allheilmittel. Wenn ich die Wahl habe zwischen Strand- und Waldspaziergang, wird es immer der Wald sein. War schon als Kind so. Liegt aber wohl auch daran, dass ich im Wald aufgewachsen bin (mehr oder weniger).
Seid nicht so besorgt, wenn er weniger isst. Das ist normal und gehört zum Sterbeprozess. Der Körper braucht nicht mehr so viel und da er viel schläft, noch weniger. Nur Flüssigkeit ist wichtig, dass er ausreichend trinkt, darauf solltet Ihr achten. Auch deshalb, weil, wenn es riecht, heisst das, dass Zersetzungsprozesse stattfinden und diese zersetzten Zellen sollten abtransportiert werden, denn die sind ja auch innen im Körper.
Und auch, wenn mich hier jetzt Mediziner ohrfeigen...wenn Dein Vater gern Bier trinkt, dann lass ihn das trinken. (wenn es nicht gerade Starkbier ist, Doppelbock etc.)
Ich weiss jetzt nicht, welche Medikamente Dein Vater nehmen muss, wenn die absolut nicht mit Alkohol verträglich sind (was ich nicht glaube, er soll ja die Medikamente nicht mit Bier einnehmen). Sonst eben alkoholfreies. Mir geht es hier um die beruhigende, appetitanregende Wirkung und um die Mineralien, die da drin sind. Und spült gut durch und ist ausserdem Flüssignahrung aufgrund der Kalorien. Flüssig Brot....ein Begriff? Hopfen und Malz...Gott erhalt´s!

Bitte beachten (für alle Abstinenzler) Wir reden hier nicht von 10 Litern am Tag!
Auch gut ist, dass er weiss, dass das mit dem Haus geregelt ist.
Und jetzt zu dem, was ich gefragt habe. Was haben Deine Schwangerschaften/Geburten Deiner Kinder mit dem Sterbeprozess Deines Vaters zu tun....
Beides sind tiefe Erfahrungen im Leben und beide gehören zum Leben dazu.
Auch wenn es zwei völlig verschiedene Ereignisse sind, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten und beide lehren uns etwas.
Mein ehemaliger Chef, unser kleiner Philosoph, hat uns da mal etwas erzählt von dem ich der Meinung bin, dass darin doch viel Wahrheit steckt.
Vergleichen wir mal eine Schwangerschaft/ Geburt mit einem Sterbeprozess durch Krankheit und darauffolgendem Tod. Beides...zum ersten Mal im Leben.
Feststellung der Schwangerschaft: Freude und ein wenig Angst
Feststellung der Krankheit: Trauer und Angst
Bei beidem weiss man nicht, wie es endet.
Im Verlauf der Schwangerschaft: Hoffnung, Freude, Besorgnis, Angst, etc.
Im Verlauf der Krankheit: Hoffnung, Trauer, Besorgnis, Angst etc.
Am Ende der Schwangerschaft: Angst vor der Geburt
Am Ende der Krankheit: Angst vor dem Sterben, dem Tod
Die Wehen: Unterschiedlich lang je nach Geburt, schmerzhaft, das gesamte Umfeld nervös, anstrengend, anstrengend auch für das Kind, aber nicht schmerzhaft für das Kind.
Dann....Stille und Tränen, Erschöpfung
Der Sterbevorgang: Unterschiedlich lang, schmerzhaft, das gesamte Umfeld nervös, anstrengend, anstrengend auch für den Sterbenden, aber nicht schmerzhaft für den Sterbenden.
Dann....Stille und Tränen, Erschöpfung
Wir wissen nicht, was oder ob etwas nach dem Tod kommt. Vielleicht ist es nur ein Übergang, denn wie man sieht, gleichen sich beide Vorgänge. Bevor wir geboren wurden, wussten wir auch nicht, dass wir geboren werden würden. Ist doch eigentlich ganz schön, wenn wir uns vorstellen, dass es weitergeht und wir irgendwo schon erwartet und in Empfang genommen werden.
Und wenn danach nichts kommt...brauchen wir auch keine Angst davor zu haben.
Hmm...wäre interessant zu wissen, ob so ein Baby bevor es geboren wird Angst vor der Geburt hat.
Sicher ist: Den ersten Todesfall in Deinem Umfeld erlebst Du anders, da Du keine Ahnung hast, was auf Dich zukommt. Ähnlich wie Deine erste Schwangerschaft.
Beim zweiten Mal ist es genauso schmerzhaft, aber Du weisst in etwa, was auf Dich zukommt und dass Du es schaffst.
Beide Erfahrungen, Geburt und Tod, sind wichtige Erfahrungen in unserem Leben. Und beide sind notwendig.
Hat der Tod einen Sinn? Ja, denn paradoxerweise wären wir vermutlich schon längst ausgestorben, gäbe es den Tod nicht.
Ich weiss nicht mehr, wer das gesagt hat, aber es blieb mir in Erinnerung:
„Man sagt, uns wird das Leben geschenkt, aber eigentlich schenkt man uns den Tod, denn dass einer leben wird ist nicht sicher, dass einer sterben wird schon.“
Bei Deinem Vater bin ich mir sicher, dass er gelebt hat. Und das tut er noch, also geniesst die Zeit und sagt ruhig mal: „Bewegung jetzt, aufstehen, anziehen, Gassi gehen, ab in die Gehölzenen (neudeutsch für Wald.).“
Liebe Grüsse