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Alt 09.01.2013, 00:43
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Sinneswandel,

ja, es ist sehr schwer... Heute war er "normal" wo wir alle da waren. Irgendwie wollte mein Mann auch nicht gehen (hat uns abgeliefert) und ist geblieben. Mein Vater ist dann irgendwann hoch und wollte sich hinlegen und sagte dass meine Tochter nochmal hochkommen soll. Bin dann später nochmal rauf zu Ihm und Sie war einfach im Raum und hat gespielt und er hat zugehört und lag im Bett sagte wir stören nicht (Mama fragt immer ob er Ruhe will schlafen etc) wir sollen da bleiben er hört uns.

Morgen gehts wieder zu Ihm nach dem Kiga. Da wir uns nicht normal und oft "ich liebe Dich" gesagt haben in der Familie, (habs Ihm vor der Op immer gesagt ode nach der Op) trau ich mich jetzt das nicht zu sagen, WEIL ich habe Angst dass er dann schwach wird oder dass er sich irgendwelche Gedanken macht wieso ich das aufeinmal sage. Bei uns wurde halt das nicht oft gesagt, aber wir wissen alle dass wir uns lieben... klingt komisch, ist aber so...

Die Betreuung vom Palliativdienst sagte meiner Mutter Heute am Telefon, "er weiss alles, er fühlt es, auch wenn er andere Dinge sagt und plant... "

Heute sagte er paar Mal so Kleine Sachen die wohl nicht de Realität entsprachen aber ansonsten war alles okay.

Weisst Du was noch schlimm ist? Ich habe mich bei Bestattungsunternehmen schon schlau gemacht bzw mache ich das gerade... wir wissen ja nichts was wie usw. Und wollen auch keine Fehler machen. Komisch sowas zu planen / sich darüber Kopf und Gedanken zu machen. Aber im Prinzip bin ich jetzt informiert.

Ja, Du hast recht, diese Ungewissheit ist es, was noch kommt.
Ich habe Angst vor jedem Telefonklingeln... wenn ich lese "Mama".... klopft mein Herz. Und ich freue mich wenn Sie gar nicht anruft, wie Heute Abend, weil ich weiss alles ist okay, Sie schauen TV zusammen und Ihm gehts (den Umständen entsprechend) gut.

Ich sehe jetzt schon nur noch die positiven Sachen an meinem Papa. All die Negativen Sachen sind weg aus meinem Kopf, bzw verziehen und vergessen... seltsam... die letzten Jahre waren schön mit Ihm, ich bin erwachsen geworden und wir haben eine schöne Beziehung aufgebaut die wir früher nicht so hatten. Das schöne ist, ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinen Eltern und spreche wirklich über ALLES mit ihnen. Meine Güte wird er mir / uns fehlen. Er war ein super Papa. Hat alles für uns gemacht. Er hat uns viel ermöglicht, er hat immer an mich geglaubt und mich soooo lange unterstützt (meinen Bruder auch noch) er war immer so großzügig, hat gerne geschenkt... hat gerne einem Freude bereitet. Er hat so viel gemacht. Und man konnte immer so viel mit Ihm reden, wenn er begonnen hat dann ist er immer von Thema ins Thema gerutscht und es wurde lang... Komisch wenn ein Mensch einfach nicht mehr da ist... auch wenn er nur im Bett liegen würde... und viel schläft und nichts sagt,- würde er dennoch da sein... und ich würde mich freuen. Es ist so unvorstellbar dass er bald "weg" Ist. So traurig. Ich muss die letzten Tage nur noch weinen... Ich glaube der Tag kommt näher und ich habe das Gefühl,dass er einschlafen wird... friedlich. Ich habe jeden Morgen Angst dass es bereits passiert ist. Es wäre wohl ein schöner Tod, denn er müsste nicht leiden... einfach einschlafen. Ich vermisse Ihn schon jetzt so sehr! Wie kommt das?? Wie er immer schaut, da sitzt, so irgendwie noch da in einer Sekunde und dennoch nickt er immer kurz weg oder schaut so komisch in die Ferne mit einem verschwommenen Blick, dann nimmt er wieder kurz Teil an der Unterhaltung, trinkt seinen Espresso mit Vanilleeis... gibt mir paar Erziehungstipps und schaut wieder in die Ferne und nickt ein... am liebsten würde ich Ihm an den Hals springen und schreien "gehe nicht weg Papa...." Aber ich habe in den Sterbephasen etwas davon gelesen dass das falsch ist, dass man am Sterbebett das Gegenteil sagen soll, "lass los, gehe, alles wird gut... mach Dir keine Sorgen..." Ich muss so weinen bei diesen Gedanken. Mir hat es bisher wirklich geholfen hier im Forum zu sein! So sehr, mir und meiner Mama. Ich habe hier so viel gelernt und gelesen, von Dir Sinneswandel von anderen Usern, gelesen was auf uns zu kommen kann, und es hat mir wirklich geholfen auf einige Dinge vorbereitet zu sein. Meiner Mama diese weiter zu leiten.

Er hat es gut gemacht. Er hat gekämpft - er hat alles durchgemacht, alles probiert... nicht aufgegeben. Das Beste draus gemacht die letzten 2 Jahre! Ich bin so stolz auf Ihn. Ich bewundere Ihn so sehr.

Das Schlimme ist auch noch dass ich immer Verlust Angst hatte, ich hatte immer Angst dass meinen Eltern was passiert, schon als kleines Kind. Ich habe immer gebetet, als kleines Kind, damit meinen Eltern nie was passiert und habe mir immer Gedanken gemacht wie schlimm es mal sein wird wenn ich irgendwann mal meine Eltern nicht mehr habe..... irgendwann mal wenn ich 40,50,60 bin............ aber nicht wenn ich 27 bin. Ich habe hier im Forum gelesen, "ich fühle mich selber noch wie ein Kind.... und verliere mein Elternteil" so fühle ich mich. Ich fühle mich immer noch wie ein Kind und komme mir jetzt schon so "allein" vor. Auch das Haus wird leer sein ohne Ihn, auch wenn wir bald dort leben werden mit meiner Mama zusammen, mit den Kindern und den Hunden. Er wird einfach so fehlen.

Auf einer Bestattungsseite habe ich gelesen "Er hat viel gegeben und es wird viel fehlen" ...........

Ich glaube und vermute dass ich noch in ein sehr tiefes Loch fallen werde wenn das hier alles vorbei ist... aber ich kanns mir eigenrlich nicht so erlauben, mit 2 kleinen Kindern. Einer Mama um die ich mich auch kümmern muss... und anderen Dingen die auf uns noch zu kommen.
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