Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure lieben Antworten und Ratschläge.
Mein Vater ist am Montag, den 28.01., von unserer Hausärztin wieder ins KH eingewiesen worden. Die KH-Ärztin, die in von seinem ersten Aufenthalt kannte war total schockiert wie extrem sich sein Zustand innerhalb einer Woche verschlechtert hat. Er bekam ein Einzelzimmer, obwohl er keines wollte. Angeblich wäre nichts anderes frei. Wir dachten sofort Schlimmeres.
Am 29.01. erhielten wir alle Untersuchungsergebnisse:
Enddiagnose ist CUP Syndrom, Lebermetastasen inoperabel, Gewebeprobe der Metastasen deutet auf Tumor der Lunge hin, der aber nicht gefunden wurde.
Aufgrund des sehr schwachen Zustandes meines Vaters bot man nur eine sehr leichte Chemo an und sagte uns, dass man damit das Ende vielleicht um ein paar Monate, keinesfalls aber Jahren, hinauszögern könne. Damit die Chemo überhaupt gemacht werden konnte mussten aber erst die Kaliumwerte des Blutes stimmen, die zu dem Zeitpunkt im KEller waren. Er erhielt Infusionen, u. a. NaCl und Kalium. Mein Vater hatte nun zum ersten Mal begriffen wie schlimm es um ihn stand und war zu schwach zu reagieren. Er lag da in seinem Krankenbett, zuckte die Schultern und sagte in seiner undeutlichen verwaschenen Stimme: "Tja, Kinder, das kann so oder so mit mir ausgehen, was will man machen."
Mittwochs, den 30.01. kam er auf die Palliativstation. Dort wurde ein Zimmer frei und mein Papa wurde gefragt, ob er dies haben möchte, da es ihm zustehen würde. Als wir ihn besuchten lag er im Bett und bekam gerade eine sehr leichte Chemo. Wir hatten ein wenig Hoffnung. Papa sprach kaum und wenn, dann verstand man nur hin und wieder ein Wort. Das einzige was er immer wieder veruschte uns mitzuteilen war: "Wieso krieg ich als Kassenpatient so ein tolles Zimmer?" (Auf der Palliativstation liegt Laminat, freundliche orange-rot-braune Vorhänge, LCD-TV mit LED Licht, DVD Player, Ledersessel, Sitzecke, eigenes modernes Bad, Gästebett, ....) Er wusste, dass man als "Heilbar kranker Mensch" so ein Zimmer nicht ohne weiteres bekam. Das machte uns unendlich traurig ihn so hilflos zu sehen.
Donnerstag, den 01.02. hatte er Nierenversagen, wahrscheinlich aufgrund der Chemo. Er wurde noch schwächer, konnte kaum essen oder trinken. Er sprach anfangs wenig, gegen Abend wurde er klarer und gesprächiger. Chemo gab es nicht mehr. Die Nieren mussten laut Ärztin "angestupst" werden um wieder zu funktionieren.
Meine Kinder (8 und 10) waren an dem Tag das letzte Mal bei ihrem Opa. Beim Abschied drückte und küsste er sie und sagte: "Für Euch tut es mir alles am meisten leid."
Abends wollte ich dann heim fahren und verabschiedete mich, wie immer mit Umarmung, Küsschen und "Ich liebe dich. Ich komme morgen früh wieder" von ihm. Daraufhin sagte er etwas, dass ich mein Leben lang nicht vergessen werde: "Mal gucken ob wir uns wiedersehen. Ansonsten musst du meine Urne besuchen." Ich brach sofort in Tränen aus, meine Mutter ebenso. Ich drückte meinen Papa und sagte ihm, dass er noch nicht gehen solle, dass er noch warten solle und er weinte auch und sagte ich soll aufhören zu weinen, da er nicht weinen will. Er entschuldigte sich für das was er gesagt hatte, aber meine Mutter und ich konnte nicht nach Hause gehen, sondern beschlossen im KH zu schlafen.
Als der Pfleger uns abends fragte, ob wir über Nacht bleiben möchten war Papa entsetzt. "Ich hätte nicht gedacht, dass er euch jetzt schon fragt. Ich dachte ich hätte noch was Zeit." Ich beruhigte ihn und sagte ihm, dass der Pfleger uns nur gefragt hatte, weil wir eben geweint hatten.
Freitag, den 01.02. aß er mittags 2 Löffel Suppe und einen Pudding, das war das Letzte, das er gegessen hatte. Er wurde immer gelber im Gesicht und er konnte nun nur noch liegen, an sitzen war nicht mehr zu denken. Er war verwirrt und nur noch wenig ansprechbar. Abends trank er einen kleinen Schluck kalte Milch. Das war das letzte Mal, das er etwas getrunken hatte.
Seit Samstag, 02.02. schläft er nur noch. Er bekommt seit Samstag früh Morfin und seit Sonntag nacht Beruhigungsmittel. Richtig wach wird er nicht mehr. Manchmal schaut er uns mit gelben, rollenden Augen an, und versucht was zu sagen. Etwa 5-10 Sekunden, dann ist er wieder weg. Keine Ahnung, ob das das besagte Leberkoma ist?! Schmerzen hat er nur beim "Drehen", daher wurde das Morfin stetig erhöht. Man teilte uns liebevoll und vorsichtig mit, dass nun der Sterbeprozess eintritt.
Die Leber will einfach nicht mehr und man könne nichts mehr für ihn tun, da alles so schnell ginge und der Körper viel zu schwach ist.
Meine Mutter schläft nun seit 5 Nächten im KH, (dreimal hab ich auch dort übernachtet). Sie hat heute ein langes Gespräch mit einer Psychologin gehabt, das ihr gut getan hat. Sie hat solche Angst meinen Vater zu verlieren. Sie kennen sich seit fast 50 Jahren und sind seit 42 Jahren verheiratet. Sie tut mir so unendlich leid.... aber sie weiß, dass mein Mann und ich immer für sie da sind.
Es ist komisch... wir warten nun seit Tagen auf seinen Tod. Sitzen im Krankenzimmer, gehen spazieren, sitzen wieder im Zimmer,.... wir sind uns alle einig, dass er seinen Frieden nun endlich finden soll. Er liegt nur noch in dem Bett, ist mittlerweile total abgemagert, seit heute morgen röchelt er so komisch und er bewegt ständig seine Arme. Linker Arm hoch, rechter Arm hoch (also hinten aufs Kissen), Arme wieder runter, hin und her, her und hin....und er stöhnt ab und zu, als wäre er genervt von irgendwas) so geht das seit Samstag. Ich hoffe, dass er bald seinen Frieden findet!
Achso: Zu dem Notarzt, der uns Samstags nicht helfen wollte: Wir haben den Ärzten im KH und der Psychologin davon berichtet und diese rieten uns dies der Ärztekammer mitzuteilen, da das unterlassene Hilfeleistung war. :-(