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Alt 11.02.2013, 00:42
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

liebe katja.. danke für deine lieben zeilen.. meine tochter hat auch am 14. februar geburtstag.
ich wünsch dir auch einen guten start in die neue woche. drückerle tine

liebe mami..
ja ich weiß, es ist spät... doch gibts, da wo du nun bist, auch zeit???
dirk und ich waren grad in unserer stammkneippe.. das letzte mal lief dort eins deiner lieblingslieder und ich fing an zu weinen. heut abend wars zwar wie immer nett, aber ich war in gedanken immer wieder bei dir. und jetzt sind wir zuhause und ich bin nur am weinen. ich weine um dich, um dein viel zu schnell endendes leben und um die letzte zeit mit dir. ich sehe in gedanken den moment, als ich das erste mal deinen sarg sah.. und die tränen fließen.
mami, ich weiß, wir waren uns oft nicht einig, haben auch oft unsere schwierigkeiten miteinander gehabt. es gab die zeit, da hatten wir gar keinen kontakt, weil wir vorher am tel uns sehr zerstritten hatten. ich kann jetzt nicht sagen, daß es mir leid tut, denn wir zwei waren sehr unterschiedlich. aber ich will dich wissen lassen, von dem zeitpunkt an, da wir wußten, daß du unheilbar krank bist, war mein herz immer bei dir. ich hatte zwei jahre lang jede nacht das handy neben mir, um sofort bereit zu sein, zu dir zu fahren, wenn was sein sollte. ich habe jedesmal, wenn wir zur uni fuhren, wegen neuer ergebnisse, so angst um dich gehabt, es ist nicht in worte zu fassen. und ich habe es dir nie gezeigt. ich wollte dich lieber im gefühl lassen, daß ich stark bin. doch zuhause habe ich oft geweint aus angst und weil du mir so schrecklich leid getan hast. auch im hospiz habe ich immer versucht nicht vor dir zu weinen. aber glaub mir, in diesen 12 tagen liefen so viele tränen.. meine geschwister und ich haben sehr um dich geweint.
im moment fahren grad sämtliche bilder deiner letzen tage hoch und ich kann grad fast nimmer aus den augen schauen.. es tut mir so unsagbar leid, mami.. du hattest es im leben nicht leicht und dann dieses ende.... wie unfair ist das?
du warst immer so sehr für uns drei kinder da. das war immer unsere sicherheit. oh mami, ich weine grad so sehr um dich. wieder schmeißt mich dieses endgültige um. wieder dieses nie-wieder.
oben,im gästezimmer steht dein bett, das ich aus deiner wohnung mitnahm. ich glaub, ich werd heut nacht darin schlafen. mit der hoffnung, dir nahe zu sein. du fehlst immer wieder so sehr. ich hab immer noch immer wieder das gefühl, dich anzurufen und dir was von uns zu erzählen. wird das denn nie aufhören? seit geraumer zeit war es sehr ruhig und friedlich in mir, wenn ich an dich dachte. aber nun kommt sie wieder.. die trauerwelle. du bist am 15. vier monate nicht mehr bei uns. das ist so weit weg und doch so nah, daß es mir fast den atem raubt.
mich läßt immer noch nicht in ruhe, was der hospiz-pfleger meinte, als du gingst. du hast den mund so komisch verdreht. tagelang war keine mimik mehr bei dir zu sehen durch das leberkoma. und dann auf einmal, nachts um 4.02 uhr hast du auf einmal deinen mund geöffnet und es sah aus, als würdest du dich rausdrehen. der nette pfleger meinte: ah jetzt löst sie sich.
das geht mir ständig durch den kopf. hat sich deine seele wirklich rausgewunden... wie aus einer spirale? was war das? ich hab schon überlegt, ob ich nochmals im hospiz anrufe und den pfleger danach frage. ich weiß, es ändert nichts an der ganzen schlimmen sache, aber doch will ich es wissen.
ach mami... du gingst so leise.. fast kaum für uns erkennbar. und ich werde nie den moment vergessen, als ich dann gleich nach deinem herzschlag fühlte und es nur noch zweimal ganz schwach schlug. dann warst du tot, gegangen.. für immer. ich weine...so viele tränen.. so viel traurigkeit, so viel sehnsucht nach dir. manchmal hab ich herz-rhythmus-störungen und dann spüre ich mein herz sehr kräftig schlagen. da krieg ich panik.. denn es erinnert mich immer an den moment deines letzten herzschlags. als du gegangen warst, hab ich deine hand an meine wange gehalten, so wie ich es oft im hospiz gemacht habe. ich weiß nicht warum, vielleicht gab es mir die mütterliche wärme wieder. deine hand wurde so schnell kalt... es war so schlimm für mich. wie schnell das leben aus dir wich. ich habe noch deinen kopf gerade gedreht und deine hände schön zusammengelegt. so sahst du friedlich aus. könnte ich die zeit zurückdrehen, wäre ich noch bei dir geblieben.. eine weile.. aber wir gingen.. ließen dich zurück, sahen dich danach nicht mehr wieder. manchmal bereue ich das. vielleicht hätte es mir geholfen, dich im sarg zu sehen. ich weiß es nicht. bei omi war das so. so konnte ich begreifen. aber wir beschlossen, den sarg geschlossen zu halten.
das aussuchen deines sarges lief wie ein film ab.. schlimm, grausam und auch so endgültig.
mami... ich weiß, du spürst mich und diese traurigkeit. auch wenn du das nicht wolltest... laß mich ein bißerl davon. so spüre ich auch gleichzeitig die liebe zu dir. eine liebe, die nie enden wird. eine liebe, von tochter zu mutter... zu dir.
ich hör jetzt auf, mami.. will schlafen.. morgen ist wieder ein neuer tag. den ich auf erden und du, wo auch immer du bist, verbringst.
in gedanken umarme ich dich, mami... halte ich dich und liebe dich..
deine tochter tine
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MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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