Guten Morgen @all,
"Guten Morgen, Helmut

. Was ist denn mit dir passiert? Biste aus dem Bett gefallen?"
"Wieviel Uhr ist es? Hab noch gar nicht auf die Uhr geschaut."
"Halb 8."
"Oh, das ist früh."
"Schlecht geschlafen?"
"Nö, wie ein Brot. Nur ausnahmsweise mal früh ins Bett gestern Abend."
"Kannst auch gleich vors Haus. Schnee schippen."
"Es hat geschneit heute Nacht.

Alles weiß."
"Dein Nachbar ist schon am schieben."
"Man hört's. Doch zuerst ne Tasse Kaffee. Das muss sein."
"Schon fertig. Lass ihn dir schmecken."
"Danke."
"Wie war's gestern?"
"Was meinst du? Gestern Abend?"
"Ja und sonst so."
"Naja, es sind jetzt 5 Jahre her."
"Eine lange Zeit."
"Ja, ist ne lange Zeit. War auf dem Friedhof und hab Blumen von Töchterlein hin gebracht."
"Und?"
"Nix und. Du weißt doch, daß mir der Friedhof nichts bedeutet. War auch nur kurz dort."
"OK, ich weiß. Trotzdem ..."
"Es ist ja nicht so, ob mich das Grab von Mytiam kalt ließe. Nur, ich muss da nicht hin, um trauern oder an sie denken zu können. Das tu ich auch so oft genug."
"Da haste recht. Und wenn ich mir dann noch ansehe, mit welchem Kult so viele Gräber überflutet werden ..."
"Jepp. Ich frage mich dann oft: wozu und wen betrauern die damit eigentlich?"
"Ihre Verstorbenen? Weil sie sie geliebt haben?"
"Ja, schon. Doch bei manchen, die ich kenne, da glaube ich, sie feiern sich nur selber ...."
"... und wer hat das schönste Grab."
"Ich mag das nicht. Vor langer Zeit, als Myriam und ich zum Friedhof mussten, um die Gräber zu pflegen, ist Schwiema oft mit. Wießt du, was sie dort gemacht hat?"
"Nee, erzähls mir."
"Sie ist rumgelaufen und hat geschaut, was andere so auf ihre Gräber gepflanzt haben und wie sie aussehen."
"Und dann?"
"... meinte sie, wir müssten noch dies und das machen. Das wäre doch viel schöner. Die Anderen hätten das auch so gemacht."
"Habt ihr?"
"Manchmal schon, dann hatte sie ihre Ruhe."
"Aha, deßhalb."
"Was?"
"Deine Abneigung."
"Ja. Doch nicht nur sie. Andere haben das auch so gemacht. Einer macht dem anderen nach und das schaukelt sich hoch. Zudem weiß ich wie viele, die diesen Kult heute treiben, früher über ihre Männer oder Frauen redeten und sie behandelten, als diese noch lebten. Wie es um ihre Ehen stand und so weiter."
"Was hat das mit Myriam zu tun?"
"Eigentlich nichts. Da hast du recht. Du weißt jedoch, daß für mich da oben nur ihr toter Körper beerdigt ist. Für mich lebt sie in mir. Wozu also ständig auf den Friedhof?"
"Gute Frage. Und in Schubladen lässt du dich sowieso nicht gerne stecken."

"Ich hasse Schubladen. Sollen andere doch über mich denken, was sie wollen. Ich muss niemanden öffentlich zeigen, wie ich trauere. Natürlich gibt es auch viele, denen es ein Bedürfnis ist, das Grab ihres Mannes, ihrer Frau oder Mutter oder Vater zu besuchen. Ist ja auch gut so. Sollen sie ja auch. Ich verstehe das durchaus. Nur bei mir ist das halt anders."
"Weißt du, was ich auch glaube?"
"Was?"
"Daß sich dieser besondere Tag ändert."
"Meinst du?"
"Ja. Überleg mal. Die ersten 3 Jahre ist er dir immer leichter gefallen. Letztes Jahr warst du total fertig vor diesem Tag. Und dieses Jahr?"
"Hm ..."
"Ich hab dich kein einziges Mal traurig gesehen. Ich hätte das ganz sicher bemerkt. Doch beschäftigt hat er dich schon."
"Ja. Sicher. Hab viel drüber nachgedacht. Es hat mich jedoch nicht runter gerissen. Stimmt, da hast du recht."
"Und gestern Abend bei deiner Ältesten? Wie war das?"
"Schön."
"Nur schön?"
"OK. Es war toll. Flora war doch da. Wie soll das ein schlechter Abend werden?"

"

Das kann ich mir denken. Was gab es zu essen?"
"

Du denkst aber auch nur daran. Also, es gab zuerst ne Kartoffelsuppe mit Lachsstreifen. Dazu Brot und selbstgemachte Butter. Danach Grillschinken und Bohnen- und Feldsalat. Boah, ich war so satt .... "
"Vielfraß

"
"Ja und? Wenn schon mal, dann denn schon mal

. Doch das Highlight war natürlich Flora. Ein Wonnepropen ist sie geworden. Wenn sie dich anlacht ..."
"... dann schmilzt das Opaherz wie Butter in der Sonne.

"
"Genau so ist es."
"Das ist es, woran man sich festhalten soll. Nicht in der Vergangenheit kleben. Oder?"
"Hartmut, tu ich doch! ... und noch so manches andere."

"Ich weiß, Helmut."
Einen schönen Tag euch allen,
Helmut