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Alt 13.04.2013, 17:58
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: nun ist es gewissheit...

Liebe Melli,

lass dich mal knuddeln! Das ist schon alles sehr, sehr niederschmetternd. Aber es zeigt dir auch, wie viel Vertrauen dein Papa zu dir hat und wie sehr er dich liebt...

An deiner Stelle würde ich vielleicht vorsichtig bei deinem Papa direkt diese besondere Begleitung durch Palliativkräfte ansprechen. Wenn du denkst, dass er ähnlich wie deine Mutter reagiert, dann lass das Wort "palliativ" einfach weg. Bei uns war es so, dass mein Vater das auch rigoros ablehnte, bis ich den Koordinator des Krankenhauses bat, sich doch mal bei meinem Vater zu melden und ihm davon zu erzählen. So von Mann zu Mann, da ich befürchtete, er würde meinen Vorschlag wieder abschmettern. In dem Gespräch zeigte mein Vater sich interessiert und so tasteten wir uns voran. Er hatte dann ein Gespräch mit der Psychoonkologin, die ihn abholte und sich in der Wohnzimmer auf der Palliativstation mit ihm verzog. Dieses Gespräch hat Wunder gewirkt und darauf sagte mein Papa die geplante dritte Chemotherapie ab (die auch vollkommen sinnlos gewesen wäre) und bat um Verlegung auf die Palliativstation. Sein einziger Wunsch war es, die verdammten Schmerzen in den Griff zu bekommen, damit er nach Haus kommen konnte. Und du glaubst nicht, wie erleichtert meine Mutter und ich waren! Auch mein Vater galt als austherapiert, sozusagen ein hoffnungsloser Fall, bei dem zwei Chemotherapien keine Besserung gebracht hatten und der nun nach einem Oberschenkelhalsbruch (verursacht durch einen Knochenmetastase) im Krankenhaus lag... Der Schmerztherapeut und die anderen Mitarbeiterinnen haben meinen Vater so nett empfangen, geradezu herzlich und sie haben sich ganz viel Zeit für ihn genommen, gemeinsam ein Schmerztagebuch geführt und so konnten sie ihn dann mit Morphium und diversen Medikamenten einstellen, dass die Schmerzspitzen erträglicher waren. Nur so gelang es uns, ihn heim zu holen. Und mit Hilfe des Teams für zuhause konnten wir ihm seinen letzten Wunsch erfüllen, in seiner gewohnten Umgebung zu sein...

Sicherlich kannst du deinen Papa zu nichts zwingen, doch du kannst das Thema ansprechen und vielleicht mal auslosten, was bei euch im Krankenhaus machbar ist und wie es daheim weiter gehen könnte. Wichtig ist, dass dein Papa sich nicht "überrollt" fühlt und selbst entscheiden kann. Ich wünsche ihm sehr, dass auch er die positive Erfahrung machen kann, denn es ist grausam, in einem Körper sozusagen gefangen zu sein, der nur noch Schmerzen verursacht.

Versuch mal, dich dennoch am Wochenende ein wenig zu erholen und Kraft zu tanken. ich weiß, wie schwierig es ist, abzuschalten, doch vielleicht kannst du mit deiner Tochter mal rausgehen und frische Luft schnappen? Versuchen, dich von ihr ablenken zu lassen? Kinder sind ganz groß darin! Und versuch', ausreichend zu schlafen!!!

Alles Liebe
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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