AW: Bräuche dringend Rat, Vater hat BSD-Krebs und benötigt Pflege
Lieber Stefan,
was für eine traurige, belastende Lage für Euch. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, daß der Krebs Deiner Mutter erfolgreich behandelt werden kann!
Ich bin z.Zt. in Pflegezeit für die Palliativpflege/Sterbebegleitung meines Vaters, der auch daheim sein will. Meine Mutter und ich pflegen gemeinsam, 24h, da mein Vater bettlägerig u. bewegungseingeschränkt ist und teils schwer beherrschbare Schmerzen hat, schaffen wir vieles nur gemeinsam. Leider will mein Vater auch keine Unterstützung durch Pflege- oder Palliativdienst. Ich möchte Dir keine Angst machen, das hier bei uns ist nicht gerade 08/15, aber wenn Du Dich für die Pflegezeit entscheiden solltest, nutze jede Hilfe, die Du bekommen kannst, es macht vieles leichter!
Mein Arbeitgeber war zum Glück einverstanden, mich 10h wöchentlich per Telearbeit weitermachen zu lassen, meine Krankenkasse regelt automatisch mit dem Arbeitgeber die Beitragsanpassung, ob die Pflegekasse meines Vaters einen Anteil meiner Rentenbeiträge übernimmt, frage ich noch an. Den restlichen Verdienstausfall übernehmen meine Ersparnisse, ich gehe aber davon aus, daß die nächste Steuererklärung das auch abmildern wird..
Pflegestufe solltet Ihr rasch beantragen, bis zur Begutachtung durch den med. Dienst der Krankenkassen dauert es, die Kosten werden aber rückwirkend erstattet je nach Antragsdatum. Ist Pflegestufe bewilligt, gibt es entweder Geld (z.B. für Deinen lebensunterhalt, wenn Du Pflegezeit nimmst) oder die Kosten von einem Pflegedienst werden erstattet oder teils/teils. Das könnt Ihr entscheiden. Für den Pflegedienst wird eine höhere Summe erstattet, teilen ist ggf daher sinnvoll. Hilfsmittel wie Pflegebett oder Toilettenstuhl werden auch übernommen, bei einigen (Inkontinenzvorlagen..) kommt leider eine Kostenbeteiligung auf Euch zu.
SAPV läuft nochmal getrennt, vielleicht bekommst Du auch durch einen ehrenamtlichen Hospizdienst oder Familienmitglieder/gute Freunde ein paar Stunden Betreuung organisiert?
Wichtig: beantrage wenn möglich einen Schwerbehindertenausweis für Deinen Vater! Das kann bei seiner Steuererklärung geltend gemacht werden und Eure Kosten so nachträglich abfangen.
Wenn ich Deine Situation richtig verstehe, brauchst Du rasch Pflege für Deinen Vater, solange bis Deine Mutter operiert ist und sich erholt hat. Abhängig davon, wie es Deiner Mutter geht, ist denkbar, daß beide Unterstützung brauchen, oder daß Deine Mutter zumindest eine Hilfestellung geben kann (sie ist vor Ort und könnte Arzt, Pflegedienst, Dich im Notfall anrufen).
Kann Dein Vater in der Reha solange versorgt werden, bis Deine Mutter operiert ist?
Vielleicht kannst Du ja Teilzeitpflege machen mit anderen Unterstützern, wenn es Deiner Mutter rasch bessergeht..
Ein vorsorglich beantragter Hospizplatz kann bestimmt auch wieder abgesagt werden..gäbe Euch aber etwas Sicherheit..
Es ist wirklich eine schwere Entscheidung für Dich, bei der man kaum raten kann und nicht vorhersehen, wie sich alles entwickelt. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und eine Lösung, die Ihr alle drei akzeptieren könnt.
Alles Gute
Kaffee
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