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Alt 07.07.2013, 16:33
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo nochmal, kleine-fee,

das Buch mag ich auch. Hab auch schon des öfteren daraus zitiert Für manche ist es eher ein Kinderbuch, lieb und süß. Obwohl, heute müsste eigentlich jeder, der das Buch kennt, wissen, daß dem nicht so ist. Es ist ein modernes Märchen vor allem für Erwachsene. Nur tun sich diese in der Regel schwer sich mit einem kleinen Prinzen, einem Kind, zu identifizieren. Mit einem Fuchs schon eher.

Wie bei allen, philosophischen Weisheiten, wird auch in diesem Buch natürlich stark polarisiert. Auf der einen Seite die inneren Werte eines Menschen (die positive Weisheit) und auf der anderen Seite die nackte Zahl (die negative Weisheit). Das ist eine lediglich zweifarbige Darstellung des menschlichen Zusammenlebens.

Man stelle sich vor, eine, im wahrsten Sinne des Wortes, Weis-heit malen zu wollen. Man nimmt ein Blatt Papier und beginnt zu malen. In Weiß. Weiß ist die Farbe der Erleuchtung, des göttlichen Lichts. Hell und klar, kein Schatten trübt. Nur, außer dem Maler selber würde niemand auf dem Bild etwas erkennen können. Also, damit es erkennbar wird, wird als Kontrast die Farbe Schwarz aufgebracht. Erst jetzt ist die Weis-heit zu erkennen und ganz besonders deutlich für jeden zu sehen. Um das Ideal, die inneren Werte des Anderen (weiß), zu betonen, bedarf es eines Gegenpols, der Zahl (schwarz). Erst durch diese Darstellung lassen sich die meisten Menschen auch tatsächlich überzeugen.

Wie gesagt: Polarisierung und zum anderen wird der negative Pol als gegeben hingestellt. Als wäre tatsächlich die reine, nackte, berechenbare Zahl die bestehende Art unseres Zusammenlebens. Auch dieses Mittel betont die eigentliche Erkenntnis, daß die inneren Werte eigentlich viel wichtiger wären und dem Ideal entsprächen. So gesehen wird der Leser sogar manipuliert. Er soll den Gegenpol als negativ erkennen und somit die Erkenntnis des Autors als die eigene annehmen. In diesem Fall ganz sicher zum Besten des Lesers. Daß es auch anders geht, haben unsere Eltern und Großeltern und viele tausend andere Menschen auf der ganzen Welt durch einen langen und fürchterlichen Krieg bitter büßen müssen.

Polarisierung. Hell und Dunkel. Ideal und Anti-Ideal. Natürlich weiß der Autor auch, was ein Ideal ist: es ist als solches nicht zu erreichen für den Menschen. Im überschaubaren Areal einer Familie und Freundeskreis kann man diesem Ideal vielleicht ziemlich nahe kommen. In der Regel ist das auch so. Doch selbst dort ist unter Umständen auch mal eine Zahl wichtig. Zwischen Schwarz und Weiß gibt es tausend Grautöne. Wichtig ist doch, nach welcher Seite man tendiert und wie dicht man an das Ideal heran kommt. Auch das ist Sinn von Pol und Gegenpol. Den Grenzen des Menschlichen.

Antoine de Saint-Exupéry war, so weit ich weiß, Flieger im 2. Weltkrieg und hat viel schrecklich-menschliches gesehen. Es geht ihm weniger um die Familie als um alle Menschen. Nimmt man jedoch das überschaubare Beispiel der Familie, so gibt es sicher mehr Familien, die nahe an das Ideal heran kommen als andere. Doch schaut man genauer hin, so sind zwar viele Familien durchaus auch auf innere Werte gegründet, doch wenn es nach außen geht, kann das schon wieder total anders sein. Nennt man die Menschheit nicht auch "Familie der Menschen"?

Wenn man es schafft, die Menschen im allgemeinen zuerst mal nach den inneren Werten an zu nehmen, dann dürfte das im kleinen Kreis erst recht kein Problem sein.

Doch, kleine-fee, es gibt sie: Menschen, die nach inneren Werten schauen. Auch. Oder mindestens vermehrt.


Einen schönen Sonntag,

Helmut
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