AW: bleiben oder trennen? Wenn es zu schwer wird...
@wildcat
wir leben auf einer abgelegenen Insel im Nordatlantik, Bevölkerung grad knapp über 300 Leute, die von einer (technisch mehr als dürftig ausgestatteten) Arztpraxis mit 2 Ärzten versorgt werden. Tumorsprechstunde ist Fehlanzeige, gibt's allenfalls in den großen Städten auf dem Festland.
Das britische Gesundheitssystem (NHS) sieht generell das Hausarztprinzip vor (es sei denn, man ist privat versichert, was aber hier kaum jemand ist). Darum bekommt man alle Infos "gefiltert", d.h. Befunde vom KH auf dem Festland (jedes Mal 1 voller Tag Anreise, Scans können weder bei uns auf der Insel, noch auf der Hauptinsel gemacht werden, da die Technik nicht vorhanden ist) bekommt der Hausarzt und selbst der bekommt sie oft nur auszugsweise (weil er selber sie meist mangels Onkologiekenntnissen gar nicht interpretieren kann) und vom Hausarzt bekommt der Patient wiederum seine (oft fragmentarischen, manchmal sogar gefährlich falschen) Infos.
Was meinst du, was für einen Terz ich veranstalten musste, um den letzten CT-Bericht vollständig und im Original zu erhalten... die kompletten Patientenakten haben wir mittlerweile verlangt (und warten noch drauf), allerdings besteht in Großbritannien kein Rechtsanspruch des Patienten auf vollständige Akteneinsicht, die Entscheidung trifft der Arzt, was der Patient sehen darf und was nicht.
Aufgrund dieser ganzen Widrigkeiten kämpfen wir hier gegen Windmühlenflügel... wir haben einerseits das Glück, dort zu leben, wo andere Leute Urlaub machen und genießen hier in anderer Hinsicht große Freiheiten, die man sonst in Europa wohl kaum mehr findet, aber bei einer solchen Krankheit zeigt sich die Kehrseite der Medaille.
Wenn jetzt der PET Scan stattfindet, werde ich darauf bestehen, daß sich der Onkologe einmal eine halbe Stunde Zeit für ein Gespräch mit mir (mein Freund will sich das selber nicht antun) nimmt.
Das einzig Erfreuliche an der ganze Misere ist, daß wir heute endlich einmal alles ganz offen besprechen konnten und mein Freund nun auch bereit ist, sich allen Behandlungen, die vielleicht nötig und/oder sinnvoll sind (Chemo oder was auch immer) zu unterziehen.
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