Darmkrebs- Hoffnung und Verzweiflung zugleich
Hallo,
endlich habe ich Zeit, um euch über Donnerstag und die restlichen Tage zu berichten.
Es ist so unendlich viel passiert, dass ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll....
Nun am Donnerstag sind wir mit meiner Mutter nach Essen gefahren, in der Hoffnung, dass jetzt endlich etwas passiert.
Als die Ärztin uns empfing,sagte sie sofort,dass sie sunny nicht mehr ambulant behandeln kann,weil die Sache bei ihr so kompliziert sei.Sie könne es nicht verantworten,dass jede nötige Untersuchung ambulant gemacht wird.Deshalb habe sie schon ein Bett organisiert, so dass sunny stationär aufgenommen werden kann.Peng.........
sunny und auch ich wir waren total verwirrt, geschockt, weil wir damit nicht gerechnet haben, zumal ich ja noch mit der Ärztin persönlich gesprochen hatte und sie mir davon kein Wort gesagt hatte!!!
sunny sagte, dass das nicht ginge, weil sie noch einen Sohn hat,der allein zu hause ist und von all dem nichts weiss und um den sich gekümmert werden muss.Schliesslich haben wir nichts organisiert,weil wir dachten, sie bekommt ambulant die Chemo...mal davon abgesehen,dass wir auch keine Sachen für sunny dabei hatten.
Die Ärztin sagte daraufhin "Sie haben jetzt die Wahl, entweder bleiben sie hier, kämpfen weiter und leben, oder sie gehen nach hause und entscheiden sich dafür aufzugeben und zu sterben!"
Da saßen wir nun mit dieser Pistole auf der Brust..völlig hilflos und überfordert.
sunny sagte erneut, dass das alles nicht so einfach sei, wie sie sich das vorstelle, dass sie selbst auch überrumpelt ist und wir nicht mal eben um die Ecke wohnen um alles schnell zu organisieren.
Die Ärzin blieb hart und kühl und erklärte uns nochmals, dass wir auch wieder fahren könnten.
Mit so etwas Hinterlistigem haben wir nicht gerechnet...warum auch.
Letztendlich hatte sunny gar keine Wahl....sie musste dort bleiben denn schliesslich waren wir ja dort,um weiter zu kämpfen.Dass die Situation eines sterbenskranken Menschen auf diese Art und Weise ausgenutzt wurde, war und ist wirklich das Allerletzte.
Anschliessend wurden wir zur dortigen Psychologin geschickt, weil die Ärztin keine Zeit mehr hatte mit uns noch weiter darüber zu reden.
Die Psychologin meinte zusätzlich uns mit weisen Sprüchen zu helfen wie "Sie müssen nicht bleiben, sie haben die freie Entscheidung"....blablabla....
Ausserdem sei sunny verbittert, was uns sehr aufregte, weil sunny einfach nur unendlich traurig war, dass man sie so beschissen hat und sie in eine Ecke gedrängt wurde in die sie nicht rein wollte.
Auf der Station dann ging der ganze Albtraum weiter...sunny sollte auf ein drei Bett Zimmer,in die Mitte..daneben jeweils eine Frau..und das wo sunny doch so panische Angst in kleinen Räumen mit mehreren Personen hat!!!!
sunny sagte der dortigen Stationsärztin,dass das nicht ginge, dass sie Panik bekommt und ein Einzelzimmer braucht...dass sie sogar bereit wäre, dies zu bezahlen...
Nein, es ist kein Einzelzimmer frei und entweder nimmt sie jetzt dieses Bett oder sie geht wieder....Mit den anderen Patienten das Bett tauschen, so dass sie am Fenster liegt, dass machen sie auch nicht, denn mit Rumschieberei fangen sie erst gar nicht an!..
Wir beratschlagten, redeten darüber einen Moment, bis die Ärztin nochmals kam und sagte "Entweder sie nehmen jetzt das Bett oder sie gehen, denn ich habe eine Patintin , die das Bett auch gerne haben möchte und der ich jetzt Bescheid geben muss"
Mein Gott...so etwas Unmenschliches ist mir noch nie zuvor im Leben begegnet....So unfair und ohne Verständnis für sunnys Situation und vor allem auch für sunnys Angst...
Man kann schliesslich einem Menschen der Angst vor Spinnen hat auch nicht mal eben sagen"Halt mal..".
sunny musste natürlich dableiben.Hatte ja gar keine Wahl!!!
Nun mussten wir organisieren wegen Julian...
Meine Mutter konnte sich per Telefon einen Urlaubstag zusätzlich nehmen (DANKE Mama..wir hätten das alles ohne dich nicht hinbekommen..du bist wirklich ein Engel..)...so konnte sie bei uns übernachten, auf Julian aufpassen, sich um ihn kümmern...
denn am Wochenende hatte ich frei.
Dann wurde EKG und Röntgen von der Lunge gemacht....und wir bekamen die Erlaubnis der Ärztin, etwas Essen zu gehen...
Als wir dann wieder auf der Station waren bekamen wir wieder einen Anschiss, warum wir 4 Stunden weg seien,dass ginge nicht.....
(wir waren davon abgesehen nur 2 Stunden unterwegs..)
Dann wollte die Ärztin noch ein Ultraschall bei sunny machen...
Sie nahm keine Rücksicht darauf dass sunny mehrmals sagte, sie hätte Schmerzen,weil sie zu feste drücke...die Ärztin sagte, dass nicht feststehe, welche Chemo nun gegeben wird..darauf sagte sunny"wie,in der Ambulanz sagte man mir doch,dass ich die Irinotecan bekommen soll, warum denn jetzt doch nicht?"
Diese Frage war Anlass für die Ärztin so richtig auszurasten.Sie wurde aggressiv und meinte nur, dass sunny jetzt auf ihrer Station sei und sie zu bestimmen hat, was passiert und das was die anderen gesagt haben eine andere Sache ist.Wenn ihr das nicht passt, dann solle sie wieder in die Ambulanz zurückgehen, aber sie ist es langsam leid...sie ist hier die Ärztin und wenn sie meint, dass sunny erst am Mittwoch zum Gynäkologen geht,dann erst am Mittwoch..sie lässt sich nicht unter Druck setzten...
sunny sagte nur,dass ihr Sohn auch zu hause alleine sei und einen Nervenzusammenbruch hatte,als er erfuhr dass seine Mama schon wieder im Krankenhaus liege und sie hofft, dass die Untersuchungen schnell gehen, damit sie sich wieder um ihren Sohn kümmern kann..Ausserdem sei sie mit der ganzen Situation überfordert und den ständigen neuen Informationen.Das Einzige, was sie kritisiert ist,dass uns nicht vorher gesagt wurde, dass sie stationär bleiben soll,weil ich vorher noch mit der Ärztin telefoniert hatte..
"Das ist mir doch egal...entweder halten sie sich an die Spielregeln oder sie gehen!Sind wir uns jetzt klar?"
Damit endete das Gespräch..und sunny war total traurig und aufgelöst.Wie konnte sie dieser Ärztin vertrauen?
Wie kann sie sich in diese Hände begeben?
Dieses menschenunwürdige Verhalten der Ärzin war wirklich die Krönung.
Meine Mutter und ich mussten nochmals zurück nach Hamm um für sunny ein paar Sachen zu holen und um den armen kleinen Julian zu holen, der nun schon über 7 Stunden zu Hause auf uns wartete, weil er seine Mama auch sehen wollte.
Er war so glücklich uns zu sehen.wir sind dann wieder zusammen nach Essen gefahren..(es war schon 23 Uhr als wir ankamen)
sunny war nur noch am weinen, wollte wieder mit nach Hause..die rechte Bettnachbarin war fürchterlich am Schnarchen und die andere nur am Brechen,weil sie durchweg Chemo bekam.Zudem durfte Julian nicht mit auf die Station, weil dort erst Kindern ab 14 Jahren erlaubt ist, die Station zu betreten..so mussten wir in der großen Halle unten im Eingang sitzen...das war auch sehr schwer für sunny und Julian..nicht mal zum Abschied ein wenig kuscheln..
Sie hatte einen Nervenzusammenbruch und wir einigten uns darauf,dass sie bis Freitag aushällt und wir dann schauen...
Schweren Herzens sind wir gefahren und am nächsten Morgen wieder bei sunny gewesen..
Sie nahm der Ärztin gleich den Wind aus den Segeln, indem sie sie anlächelte, freundlich war.....
Somit hatte die Ärztin auch keinen Grund mehr so unmenschlich und erniedrigend zu sunny zu sein...
Sunny, das war mehr als Größe, die du da gezeigt hast!!!
Wir durften sogar sunny über das Wochenende mit nach Hause nehmen....
Puh...es ist wirklich viel passiert, was erst verarbeitet werden muss..
Ich bin so froh, dass ich sunny mit nach Hause nehmen konnte!
Hier können wir drei nochmal Kraft tanken für die nächste Woche, die sehr hart für uns werden wird.
Julian ist nächste Woche gut untergebracht, der Krankentransport ist für Montag organisiert,so dass wir uns darüber keine Sorgen mehr machen müssen..zum Glück.
Am Montag soll sunny doch die Irinotecan bekommen..hoffentlich verträgt sie sie ganz gut!!
Die Ärzte haben uns ganz klar gesagt, dass sie nicht versprechen können, ob sunny noch Weihnachten bei uns sein wird.
Jahre versprechen sie uns schon gar nicht..vielleicht ein paar Wochen....die sunny mit Chemo rausholen kann...
Unser kleiner Julian weiss das nicht, er soll es auch noch nicht wissen..er soll weiter an seine Mama glauben und an das Wunder, worauf wir so hoffen.
Wir versuchen ein wenig Kraft zu tanken..die Tage waren sehr Kräftezehrend...ich weiss manchmal nicht, wo sunny noch ihre Kraft hernimmt...und wenn ich sie so sehe, wie sie kämpft, dann ziehe ich mir daraus meine Kraft...
Ich danke euch für eure Gebete und Gedanken...wir kämpfen weiter, geben nicht auf...
sunny wird nächste Woche noch in Essen bleiben, auch wenn ihre Seele weint und unglücklich ist, steht sie das durch, weil sie weiss, dass sie nicht aufgeben kann..wegen ihrem Sohn, der sie so sehr braucht.
sunny ich bin so stolz auf dich, du bist mein Held und ich dein grösster Fan.
Ich melde mich, sobald ich neues weiss und die Zeit habe euch zu schreiben.
Gott beschütze euch.
Stefanie
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