Brustkrebs und kleine Kinder
Liebe Anne
Vielen Dank für die Nachfrage! Nun, das mit den Bestrahlungen ist so eine Sache... Artete zu einem Streit zwischen Senologie und Radio-Onkologie aus. Die haben eine immens lange Warteliste bei der Bestrahlung und meine Onkologen/Senologen machten grossen Druck, dass ich so bald als möglich beginnen könne. Es dauert nun aber doch noch bis nächste Woche. Habe am Montag das Erstgespräch und weiss also immer noch gleich wenig. Sicher 6 Wochen und "nur" den Lymphknotenstrang zwischen den Brüsten, was dann aber doch die amputierte Seite betreffen wird, weil man schräg am Brustbein vorbei strahlen muss. Ich hab Bammel vor der Organisierierei und dem damit verbunden Stress und weniger vor der Bestrahlung selbst im Moment. Hoffe, dass sich das schnell einspielt und ich und meine Kleine nicht so viel Stress bekommen. Momentan will sie nur bei mir bleiben und geht nur ungern in den Kindergarten. Habe bald den Verdacht, dass sie der Ruhe (seit bald einem Monat kein Spital, Chemo, etc. mehr)nicht traut. Seit Februar ist ja immer irgendwas mit der Mama. Armer Tropf.
Wie soll denn jemals wieder Normalität einkehren in unser Leben? Aeusserlich läuft wieder als fast normal ab. Ich hab wieder viel mehr Energie, nur noch keine Ausdauer. Aber innen drinn? Nein, da wird es nie mehr so werden, nie mehr unbeschwert. Aber ich versuche im Moment das einfach zu akzeptieren und darin die Chance zu sehen, die es auch enthält. Ich habe vor dem letzten Untersuch wirklich mein Sterben organisiert, d.h. das, was nach mir sein wird. Habe mit Menschen geredet wegen der Kleinen, der Betreuung, der Hilfe für meinen Mann. Das hat mir sehr geholfen und mich entlasstet, aber jetzt denk ich manchmal, dass man doch fast verrückt werden muss von diesem Berg, der einem überrollt. Nebelwetter draussen, Nebel in mir drinnen... Ich bin mir sicher, dass diese letztlich 10 Monate Krebsbekämpfung einen langen "Schwanz" haben werden und ich sehr sehr liebevoll mit mir umgehen werden muss danach, wenn dann doch eigentlich alles vorbei sein sollte... Wenn ich jeweils stille Leserin von Deinen Zeilen bin, dann versteh ich Dich. Die Seele braucht so lange, bis sie das alles verarbeiten oder zumindest einordnen kann. Während der Behandlung wird man millionenfach gefragt wie's geht, wird untersucht, kontrolliert, begleitet und dann päng ist alles vorbei und eigentlich fängt alles erst so richtig an, nicht? Man kämpft an der Front, ist tapfer, beisst auf die Zähne, macht das Beste draus und dann zurück vom Krieg will der Alltag nicht zurückkehren innerlich, muss alles wieder und wieder durchgekaut werden, nicht? Ich kann es erst erahnen, aber ich hab grossen Respekt vor der Zeit danach.
Jeder braucht seine Zeit und vielleicht, ja vielleicht entspricht die Frau, die weniger leisten kann, die mehr Erholung braucht eher unserem wirklichen Ich und wir haben uns früher eigentlich immer wieder überfordert... nur so ein Gedanke.
Ich wünsche Dir eine wunderbare Woche und weisst Du was, ich find es toll, dass Du diese Rubrik ins Leben gerufen hast und ich immer noch von Dir lesen kann!!!
Alles Liebe
Barbara
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