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Alt 27.08.2002, 14:35
Gast
 
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Standard lungenkrebs

Hallo Ihr Lieben,
heute klappt irgendwie nichts. Es ist schon das dritte Mal, dass ich seit gestern geschrieben habe und nichts passiert und jedesmal war mein Schreiben wieder weg. Vielleicht streikt mein Computer!
Das Wochenende war doch nicht so toll, wie wir es uns vorgestellt haben. Am Donnerstag ging es noch, die Euphorie über die Größenabnahme des Tumors war doch groß, aber eigentlich geht es ihr bis heute sehr schlecht. Sie isst nichts außer ein bisschen Astronautennahrung, bricht fast alles wieder heraus und sie trinkt kaum etwas. Sie ist derartig klapperig, dass sie außer einer kurzen Zeit nur im Bett liegt, ihr nur schwindlig ist usw.. Ich wollte mit ihr ins Krankenhaus; sie weigert sich aber strikt, da sie panische Angst hat, dass sie dableiben muss. Gestern habe ich dem Hausarzt Bescheid gesagt und er kam auch sofort nach ihr sehen. Recht war es ihr nicht, aber gestern war so keiner der Angehörigen da und mir wird dann die Verantwortung zu groß! Sie gefällt mir überhaupt nicht vom Aussehen her; das Gesicht ist so spitz, die Augen in den Höhlen und fiebrig-glänzend, sie hat auf jeden Fall bis heute schon wieder abgenommen; letzte Woche war sie schon bei knapp 50 kg und es ist bestimmt wieder weniger! Was mir so auffällt und mich auch belastet, dass sie sich im Wesen die letzte Zeit verändert, sie wird sehr egoistisch und lässt auch gar keine vernünftigen Argumente mehr gelten. Sie hat eine neue Theorie: "Je schlimmer die Chemotherapie mit Erbrechen, Bauchweh, Schwindel, Kopfschmerzen usw., desto besser schlägt die Chemo bei dem Tumor an"! Manchmal habe ich auch das Gefühl, sie weigert sich wirklich zu essen, damit der Tumor "ausgehungert" wird. Sie spricht auch nur noch von dem Tumor, dass sie vielleicht noch zwei Chemos braucht und dann wäre der Tumor weg, aber von den riesigen Lymphknotenmetastasen spricht weder sie noch die Familie, die existieren überhaupt nicht. Es ist manchmal gar nicht so einfach damit zurecht zu kommen, es wird sich so ein eigenes Krankheitsbild als Schutz gezimmert. Meiner Freundin wurde ausdrücklich gesagt, dass die Chemotherapie keine Heilung herbeiführen kann, sondern lebensverlängernd sein kann. Vielleicht ist das ja bei allen Schwerkranken so, dass man sich so einen Schutz aufbaut, aber auch die engste Familie meiner Freundin reagiert derart euphorisch auf die Verkleinerung des Tumors. Für nächste Woche hat der Sohn 14 Tage Urlaub in Griechenland gebucht; es sieht im Moment so mies bei ihr aus; hoffentlich passiert nichts.....Manchmal denke ich man sollte die Chemotherapie abblasen und sie könnte sich die noch verbliebene Zeit schön machen ohne Schmerzen, aber dann wäre ja gar kein bisschen Hoffnung mehr. Sind die Kranken alle so euphorisch und manchmal auch so störrisch und eigenwillig?; irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Krankheit bei ihr in Phasen abläuft und habe kein gutes Gefühl. Liebe Grüße an alle; es hat hier wirklich jeder sein Päckchen zu tragen. Bei euch sind es ja ganz nahe Angehörige, ich bin eigentlich ja eine Außenstehende bei der Sache und würde mir manchmal wünschen, dass die Familienmitglieder meiner Freundin auch einmal hier im Forum lesen und sich informieren würden, aber die schieben leider alles unheimlich von sich weg!
Gruß Beate
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