Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr
Liebe Monika
Aussenstehende sehen immer nur eine Momentaufnahme, auch wenn dieser Moment 2 Stunden dauert. Sie können die Situation gar nicht wirklich beurteilen. Diese Erfahrung habe ich auch machen müssen. Und wir selber, ob Betroffene oder Angehörige (und somit auf andere Art Betroffene) können die Lage nicht beurteilen, weil wir zu nah dran sind. Da gibt es kein "Richtig" oder "falsch" mehr, da müssen wir einfach schauen, dass wir irgendwie über die Runden kommen. Diese Krankheit ist wirklich eine Extremerfahrung...
Ich schreibe dies vielleicht auch für mich, weil mir heute auf einem Spaziergang schmerzhaft bewusst wurde, dass ich das Leiden meines Mannes nicht voll erfasst habe. Aber wie hätte ich es auch voll erfassen können in meinem eigenen Schmerz und der Überforderung durch das ganze Geschehen.
Liebe Monika du bist ganz sicher kein Weichei, so tapfer und mutig, wie du Wolfgang und deinen Kindern zur Seite stehst! (Abgesehen davon, was hast du gegen Weicheier, das ist doch etwas köstliches, gerade zum Frühstück am Sonntag ;-)?).
Vielleicht solltest du beginnen, die Besuche zu regeln (nur nach tel Anmeldung z.B), ich hätte drei Besuche an einem Tag nicht verkraftet.
Ich drücke dich ganz lieb. Ich denke sehr viel an dich und Wolfgang.
Ich schicke dir eine Ladung Sonne aus der Schweiz mit herzlichen Grüssen
Ruth
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