Plauderecke
Moin moin Ihr Lieben,
ich habe heute noch nicht genug erlebt, um was zu berichten, kann aber noch eine Geschichte über nervende Blagen (wenn auch nicht ängstlich) beisteuern.
Es war Heiligabend im Jahre 1955. Klein BarbaraO war süße 3 Jahre alt.Ihre Schwester war schun 7 Jahre und hatte einen nagelneuen weißen Teddymantel. Hochmodern.
Mutter nahm den Schlitten, setzte ihre Brut darauf und marschierte zur Kirche. Vati blieb zu Hause.
Wir hatten einen Platz am Ende der Reihe in der Mitte der Kirche. Waltraud saß an der Wand. Daneben ich und dann Mutti.
Die Kirche war schön geschmückt. In Wandhaltern brannten dicke rote Kerzen.
Eine brannte direkt über meiner Schwester und tropfte.
Mutti legte den Arm um uns und die Hand auf Waltrauds Schulter. Das rote heiße Wachs tropfte schmerzhaft auf ihre Hand.
Langsam wurde die Schicht dicker und der Schmerz verging. Da meldete sich klein Barbara und vermeldete:
"Mutti, ich muß mal"
"Pssst"
"Aber wenn ich doch mal muß"
Inzwischen hatte ich dem Pastoren, was Aufmerksamkeit betraf, den Rang abgelaufen. Mutti nahm die Gesichtsfarbe der Kerzen an und atmete nur noch ganz flach.
"MAMA, ich mach gleich in die Hose!!!!"
Mit gesenktem Blick nahm meine gebeutelte Mutter ihre Blagen. Die ganze Reihe mußte aufstehen, um uns durchzulassen.
In einem kleinen Ort wie SPO kannten sich alle Leute.
Draußen hielt sie mich hinter einem uralten Baum auf dem Friedhof ab, setzte uns Gören auf den Schlitten und trabte mit wunder Seele und wunder Hand heimwärts.
Der Teddymantel hatte doch rote Wachsspritzer abbekommen.
Danach ist sie nie wieder mit uns zum Weihnachtsgottesdienst gegangen.
Ich grüße Euch alle ganz lieb
bis nachher
Barbara
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