Ok, dann will ich euch einmal teilhaben lassen, an unserem ersten Urlaub danach:
Einige Zeit sind wir nun wieder zu Hause, oder besser gesagt in Deutschland.
Es war für uns der erste Urlaub in der neuen Zeitrechnung und wie Ihr wisst, hatte ich mehr als gemischte Gefühle. Zum Glück habe ich jedoch den Entschluss, trotzdem Urlaub zu machen zu keiner Sekunde bereut. Auch die Entscheidung, nicht nach Kreta zu fliegen, war richtig. Alles hat seine Zeit. Heute muss ich meine Erfahrungen und Erinnerungen alleine sammeln. Kreta war für uns immer etwas ganz besonders, sozusagen Symbol unserer Liebe. Alleine dort zu sein, ohne Claus, wäre zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht möglich. In ein paar Jahren sieht es vielleicht schon wieder anders aus und spätestens wenn meine griechische Freundin zurück nach Kreta geht, werde ich wohl auch wieder dort landen, vielleicht dann sogar für länger. Aber wir haben ja gelernt, immer ein Schritt nach dem anderen....)
Wir machten uns also früh morgens mit dem Zug auf den Weg nach Stuttgart. Den Stuttgarter Flughafen kannten wir ja bereits und so fanden wir uns problemlos zurecht. Außerdem entpuppte sich Maxi, unser Jüngster, tatsächlich auch als der „Mann im Haus“ und lotste uns ganz souverän überall hin.
Seltsam war, dass ich so eine Ruhe in mir hatte. Wenn ich an unsere Reisen bis dahin denke, mit meiner Nervosität machte ich die ganze Familie verrückt, angefangen vom ständigen Überprüfen der Flugunterlagen, bis hin zum Durchzählen der Kinder. Es war schrecklich. Diesmal war es einfach nicht so. Ich habe mir einige Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich bis zu Claus Tod immer schreckliche Verlustängste hatte. Das Flugzeug hätte abstürzen können, auf der Autobahn, im Zug überall lauerte die Gefahr, die unsere Familie zerstören könnte. Vorahnung? Nur an der falschen Stelle auf das Unheil gewartet !. Jedenfalls hatte ich diesmal dieses Gefühl überhaupt nicht. Uns konnte ja auch nichts passieren! Entweder, - wie geschehen - es passierte nichts, oder aber wir wären wieder mit Claus vereint. Ich hoffe, dass mir dieser Friede ein wenig erhalten bleibt..
Auf dem Flughafen Thessaloniki angekommen, fühlten wir uns tatsächlich gleich zu Hause. Ensheim, unser Heimatflughafen, ist ja fast noch größer Auch hier lief alles reibungslos, keine lange Wartezeiten beim Gepäck (ist auch alles mitgeflogen, was wir dabei hatten) Der Transfer zum Hotel dauerte dann noch mal zwei Stunden, aber die schafften wir dann auch noch locker.
Mit der Anlage hatten wir ganz großes Glück. Es war wirklich optimal. Von den Zimmern bis hin zur Organisation, alles top. Es gab keine Wartezeiten und – weil das ja seltsamer Weise immer das wichtigste Kriterium für einen gelungenen Urlaub zu sein scheint – das Essen war sehr abwechslungsreich und reichlich. Das Personal war durch die Bank sehr freundlich und zuvorkommend. Der „Hausmeister“ war Rund um die Uhr verfügbar, so dass ein kleiner Defekt in unserem Badezimmer trotz vorgerückter Stunde umgehend behoben wurde.
Unser Zimmer lag etwas Abseits von Pool und Bühne, was ich als durchaus angenehm empfand, denn ich verzog mich meist nach zwei kleinen Absackern und bekam von dem ganzen Treiben somit nichts mit, konnte in Ruhe lesen oder schreiben, was ich auch ausgiebig tat. So verbrachte ich also meine Abende in Ruhe auf der Terrasse während die Kinder, die natürlich auch sofort Anschluss an andere Jugendliche fanden, am Programm teilnahmen oder mit ihren Kumpels am Strand abhingen...
Der Strand war ein Kies- Sandgemisch, wie man es in Griechenland häufig findet. Was mir besonders gut gefiel war die Möglichkeit, wenn man nicht der Herde nachlief, schnell ein Plätzchen zu finden, an dem man ganz einfach alleine sein konnte und seine Ruhe hatte. Das Meer war kristallklar, so wie ich es von der Südküste Kretas gewöhnt war. Besonders schön fand ich, dass in der Anlage auch griechische Familien Urlaub machten. Es war für mich eine Wohltat, mich nicht wie im deutschen Ghetto zu fühlen, sondern an den Nachbartischen und am Strand griechische Gespräche zu hören.
Dies empfanden leider vereinzelte deutsche Mitreisende anders. Meiner Tochter zu Liebe, die mir ansah, wie mein Puls immer mehr anstieg, wechselte ich an diesem Abend den Platz, um mich nicht mit diesen Nörglern, die einem doch tatsächlich leider in jedem Urlaub mindestens einmal begegnen, anzulegen. Die lautstarke Reklamation bezog sich unter anderem auf den angeblich verschmutzten Pool. Ich hoffe, Ihr glaubt mir, wenn ich euch sage, der Pool war NICHT SCHMUTZIG über das angeblich miese Frühstück (ich weiß nicht, wie es bei euch zu Hause ist, aber bei uns besteht morgens NICHT die Wahl zwischen 3 verschiedenen Sorten Wurst, Käse, Schafskäse, Spiegel - oder Rühreiern, süßen Pfannkuchen,5 Sorten Marmelade, 2 Sorten Honig, Früchtequark, Naturquark, Dosenpfirsichen, frischen Pflaumen, 3 Sorten Müsli, Kaffee, Tee, Kakao, Grapefruitsaft, Orangensaft, Johannisbeersaft, verschiedene Sorten Kekse und Kuchen), helles Brot, dunkles Brot in unbegrenzter Menge…)
Als weiteren Kritikpunkt beschwerten sie sich über die Animation. Lustig, wie unterschiedlich man etwas empfindet. Die Animation hatte ein gutes Programm, das angeschlagen im Rezeptionsbereich aushing. Treffpunkt war an der Bühne am Pool. Dort wurden auch regelmäßig Durchsagen gemacht, welcher Programmpunkt als nächstes anstand. Wer also wollte, hatte Animation von morgens 10.00 bis abends 23.00 Uhr mit 1,5 Stunden Mittagspause. Mir persönlich war es sehr angenehm, wie die Animation gehandhabt wurde, kein aufdringliches „los mach mit“ sondern ein Angebot, das jeder nutzen konnte, der es wollte. Offensichtlich sind jedoch manche erwachsenen Menschen nicht in der Lage, Sport und Ausflugsangebote zu nutzen, wenn nicht ein Hampelmann sie aufdringlich an der Hand nimmt.
Der absolute Knüller jedoch war ihre Empörung über die vielen Griechen (zahlende griechische Familien!) in der Anlage. Da musste ich dann wirklich an mich halten (ja, so langsam kann ich mich auch wieder über solche Dinge aufregen, Claus hätte seine Freude gehabt…) als sie meinte : „…und die vielen Einheimischen hier, ist ja entsetzlich, die machen sich hier so breit"….. ich fand es mehr als daneben….
Tja, und dann waren auch einige Zeichen. So viele Kleinigkeiten, bei denen ich denken musste: Jetzt will er mir sagen, dass er bei uns ist, hier und jetzt.
Diese Kapelle z.B. gehörte auch zum Hotel
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und bot mir Gelegenheit – meine Freunde wissen, dass mir dies wichtig ist, auch hier meine Kerzen anzuzünden. Es war für mich irgendwie als würde man symbolisch auch Claus hier willkommen heißen…oder er uns?
Für mich ist AI Urlaub auch in diesem Fall die richtige Wahl gewesen, da meine Kinder und ich unterschiedliche Ansprüche an gelungene Ferien stellen und wir alle auf unsere Kosten kamen. Ich wollte keinen Trubel, sondern Ruhe und ein wenig zur Besinnung kommen. Die vergangenen Monate waren vollgepackt, es wurde viel verdrängt und hier konnte ich meinen Gedanken nachhängen. So machten wir uns auch keinen Stress mit dem Tagesablauf. Die Kinder waren gut versorgt und jeder konnte tun und lassen, worauf er Lust hatte. So fand für mich das Frühstück schon in aller Frühe statt (ich hasse es, mit so vielen Fremden zu frühstücken) und kam daher auch in den Genuss, den Blick auf den Strand so zu erleben, wie meine Kinder es nicht konnten
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Das Städtchen erreichte man am Strand entlang in ca. 20 Minuten. Man konnte am Wasser entlang oder auf der asphaltierten, kaum befahrenen Straße laufen. Der Wochenmarkt war recht groß und die Geschäfte der Umgebung boten alles, was das Touristenherz höher schlagen lässt. Etwas problematisch fand ich persönlich die Tatsache, dass in keinem der Geschäfte die Möglichkeit bestand mit meiner geliebten Plastikkarte zu zahlen. Dadurch fielen unsere Einkäufe etwas spärlicher aus, was sich jedoch dann wieder positiv auf mein Konto ausgewirkt hat ;-)
Manchmal hatte man unterwegs auch Glück und konnte recht nette Aufnahmen diverser Tiere machen:
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Die Mitreisenden müssen es gespürt haben, dass ich keinen Kontakt suchte, dass ich meine Ruhe haben und allein sein wollte. Irgendwann hatte ich den Verdacht, dass Claus wohlmöglich für alle anderen außer mir sichtbar mit mir am Tisch saß, denn ich blieb wirklich die ganzen zwei Wochen verschont vor irgendwelchem Urlaubs- Small-Talk.
Abends saß ich nach dem Abendessen immer noch auf zwei Gläschen Bier oder Raki-Cola an der Poolbar und beobachtete dann noch die untergehende Sonne über dem Olymp.
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Zeitgleich mit ihr verabschiedete ich mich dann auch jeweils von einem schönen Urlaubstag und verzog mich in meine Gemächer.
Dort hielt ich dann Zwiesprache mit meinem geliebten Mann. Erinnerte mich, formulierte meine Gefühle, Ängste und Sehnsüchte. Ich glaube in diesen zwei Wochen machte ich sehr intensive Trauerarbeit, nur ich im Gespräch mit meinem verstorbenen Mann, meinem besten Freund und Partner, der mir jeden Tag entsetzlich fehlt.
Fazit:
Dafür, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war, wie ich gerne hätte, dass es noch wäre, ein wunderschöner Urlaub. Eines kann ich jedenfalls für mich mit Bestimmtheit sagen: Ob Kreta, Rhodos oder olympische Riviera, Hauptsache Griechenland! Denn – so habe ich es auch Freunden geschrieben – wo sich die Seele zu Hause fühlt, lässt der Schmerz ein wenig nach!
Ich hoffe, ich hab euch nicht gelangweilt mit meinem Bericht.
LG
Andrea