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Alt 14.11.2005, 17:36
Tina37 Tina37 ist offline
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Standard AW: Krebs und Partnerschaft

Hi Penelope,

ich möchte mich an der Diskussion mit "Leben" nicht beteiligen, nur soviel: ich finde, er sieht nicht unbedingt alles aus dem richtigen Blickwinkel. Und wieso der Nickname "Leben"? Kurios! Aber vielleicht solltest du dich einfach nicht mehr mit ihm rumärgern? Lohnt nicht.

Nun zum Thema. Ich bin selbst Betroffene, bis zum 10.10. war mein Leben noch "normal". Dann bekam ich die Diagnose GIST und war 3 Wochen im Krankenhaus. Bin operiert und tumorfrei und ich HOFFE, es kommt kein Rezidiv. Brauche keine Bestrahlungen und keine Chemo, nur alle 3 Monate ein CT.

Wenn man nun mal bedenkt, wie wenig lange die OP her ist (20.10.), kann sicherlich jeder verstehen, daß ich von der Psyche her noch nicht wieder auf dem Damm bin, kurz gesagt, ich bin nicht mehr die "Alte" (und werde es auch nicht mehr). Mein Mann hat mir in den letzten Wochen sehr geholfen, mich umsorgt, mit mir über alles geredet, kurzum: perfekt. Vorher war ich absolut nicht ängstlich, habe mein Leben gemeistert, mich jedem Problem gestellt. Mit der Diagnose Krebs war (bin) ich hoffnungslos überfordert und ohne meinen Mann hätte ich die letzten Wochen nicht durchgestanden. Es ist so wichtig, daß man einen Partner hat, der auch in dieser Situation zu einem hält. Aber eines steht fest: der Partner kann nicht wie gewohnt weitermachen und so tun als wäre nix passiert - ich denke, da fühlt sich jede Frau einfach nicht ernstgenommen mit ihrer Krankheit.

Mein Mann hat mich in Watte gepackt, bis heute. Aber ich protestiere , kann ja nach der OP schon wieder sehr viel alleine und das mache ich auch. Er war schon immer der Typ Mann, der mich immer sehr umsorgt und verwöhnt hat. Ehrlich gesagt hätte ich nie in Betracht gezogen, daß er anders sein könnte - selbst dann nicht wenn ich krank bin. Diese Sicherheit hat mir über sehr viel hinweggeholfen. Und schließlich hat es sich auch bestätigt, daß ich mich voll und ganz auf ihn verlassen kann.

Im übrigen war ich vor meiner Krankheit sehr egoistisch, nicht mehr nach meiner Krankheit. Ich habe in den letzten Wochen gelernt, daß andere Dinge wichtiger sind als der eigene Wille. Daß andere Menschen wichtiger sind und daß man sie auch dann gut behandeln sollte, wenn es einem schlecht geht. Wie gut es mir in meiner Ehe mit meinem Mann geht habe ich erst durch diese Krankheit verstanden. Vorher nahm ich vieles für ganz selbstverständlich hin. Ja, ich habe mich verändert, in wenigen Wochen bin ich sanfter und verträglicher geworden und nicht noch schlimmer als vor meiner Krankheit .

Durch so eine Diagnose verändert man sich, ich glaube nicht, daß es unbedingt zum Nachteil ist (sicherlich gibts da auch einige Fälle). Man lernt, sich intensiver an den kleineren Dingen des Lebens zu freuen, man nimmt nicht mehr jedes Lachen seines Kindes als selbstverständlich hin. Sorgen anderer nimmt man ernster, hört auch besser zu.

Also ich muß sagen, ich habe mich eher positiv verändert, im Denken und im Umgang mit anderen. Und das ich daß erst durch den Krebs lernen mußte ist eigentlich mehr als schade. Irgendwie hab ich doch richtig was verpaßt.

So, das wollt ich mir mal von der Seele schreiben!


lg
Martina
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