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Alt 10.03.2006, 11:04
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tinemarinella tinemarinella ist offline
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Ausrufezeichen AW: Gentest bei Brustkrebs (BRCA1 / BRCA 2)

Liebe Helene!

Ich kann Deine Bedenken sehr gut verstehen. Kurz zu meiner Geschichte um Dir zu zeigen, daß ein Gentest auch anders ausgehen kann.

Meine Mutter erkrankte vor ca 16 Jahren an Brustkrebs. Sie war 40 Jahre alt. Es folgte OP mit Ablatio links (auf eigenen Wunsch), auch ca. 8 Lymphknoten waren befallen.
Sie bekam 6 Zyklen CMF.
Ich war damals 15 meine Schwester 21 Jahre alt.
Somit bin ich mit der Panik und Angst meiner Mutter bezüglich der Krebserkrankung "groß" geworden. Als ich dann in der Pubertät mit knapp 17 Jahren einen kleinen Knoten entdeckte ist meine Mutter verständlicherweise total panisch geworden. Zumal ich ihr von meiner Untersuchung beim Frauenarzt nichts gesagt hatte um sie nicht unnötig zu beunruhigen.
Also hatte ich in diesem zarten Alter meine erste Mammographie. Ergebnis natürlich harmlos, aber eine Verhärtung des Brustgewebes in der rechten Brust wurde festgestellt, was in der Pubertät aber ganz normal vorkommt.

Nun bin ich im April 05 ebenfalls an Brustkrebs erkrankt. Der Tumor war nicht tastbar, nur beim Ultraschall und Mammo zu sehen. Er ist genau in dieser Brustverhärtung die ich seit meiner Pubertät hatte gewachsen. Für mich eine Katastrophe, weil mein Sohn damals erst 1,5 Jahre als war. Mein erster Gedanke beim Ultraschall war: Oh Gott, wie sag ichs meinen Eltern. Für meine ganze Familie natürlich ein Schock. Ich mit knapp 30 Jahren Brustkrebs.

Meine Schwester hatte erst vor ein paar Monaten ihre Tochter zur Welt gebracht und stillte sie auch. Bei ihr gingen die Alarmglocken an. Ihr Mann (Urologe) ergriff die Initiative und setzte sich mit einem Genlabor einer Klinik in Verbindung. Sie wurde daraufhin in eine Studie aufgenommen.
Meiner Mutter und mir wurde Blut abgenommen und dann ging das Warten los.

Meine Frage immer: Was bringt es meiner Schwester, wenn sie erfährt, daß meine Mutter und ich die zwei Gene (BRCA1 und BRCA2) in uns tragen?
Sie ist nicht die Stärkste und sehr sensibel in allem, was wenn sie jetzt in naher Zukunft auch an Brustkrebs erkrankt?

Nach ca. 6 Monaten hatten wir dann den Termin im Genlabor und dort wurde das Gen BRCA1 zu 100% und das BRCA2 zu 95% ausgeschlossen. Durch die Untersuchung meines Tumors sollen die restlichen 5% ergründet werden. Das Ergebnis steht noch aus.

Somit steht definitiv fest, das aufgrund der heute möglichen Gentechnik diese zwei Gene bei mir und meiner Mutter nicht ursächlich für unsere Erkrankung sind. Unsere Gene werden aber weiterhin auf mögliche Defekt untersucht. Man vermutet noch andere Ursachen bzw. Genkombinationen.

Wir sind also Zufallstreffer. Nach dem heutigen Wissensstand.

Meine Schwester wird sich jetzt engmaschigen Untersuchungen unterziehen im Rahmen der Studie.

Wie du siehst kann so eine Genuntersuchung auch anders ausgehen. D.h. auch wenn mehrere Familienmitglieder an Brustkrebs erkrankt sind muß es nicht heißen, daß es verebt wird. So hat es mir der Professor erklärt.
Das muß jeder für sich selber wissen, ob man Gewissheit haben will es an die Töchter weitergegeben zu haben oder ob man ein Zufallstreffer ist.

Ich wünsche Dir alles Liebe für Dich und Deine Familie
tinemarinella
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