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Alt 26.01.2003, 14:33
Gast
 
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Standard lungenkrebs

Hallo Yvonne.
Ich denke, du mußt akzeptieren, was deine Mutter fühlt und machen möchte.
Was die Angehörigen ja nicht mitbekommen, ist der innere Prozess und der innere Kampf. Von aussen sieht man die Blässe, die Tränen, das schmale Gesicht. Aber innerlich ist jede Minute Kampf, jede Minute Auseinandersetzten. Jede Minute diese Schizophrenie "wie wird es sein, wenn ich überlebe" - "wie wird es sein, wenn ich nicht überlebe". - Man versucht auf beides vorbereitet zu sein.
Wobei ich es mittlerweile fast einfacher finde, sich auf den Tod vorzubereiten, weil dieser "einfacher" zu erreichen ist. Das jedoch den Angehörigen zu sagen ist verdammt schwer, weil die ja erwarten, daß man kämpft und siegt.
ein Bekannter sagte zu mir "wenn du das schaffst, dann kannst du verdammt stolz auf dich sein" und ich sagte: "wenn ich das nicht schaffe, bin ich auch verdammt stolz auf mich". - Du siehst unter welchem Leistungsdruck man mit dieser Krebserkrankung steht. - Da scheint es so oft viel leichter zu sein zu sterben.
Die Frage ist, wie kannst du das alles ertragen. Frag doch deine Mutter, was sie gerne noch machen möchte. Ich habe vorgestern eine Flasche Champagner getrunken, was ich immer mal machen wollte. Ich habe mir in den letzten Monaten Dinge gekauft, die ich immer schon mal haben wollte. Ich erfülle mir meine kleinen Wünsche. Ich überlege, wie ich sterben möchte und wie ich mein Sterben meinen Kindern einfach machen kann. So habe ich mich entschieden, daß ich von jedem Kind ein Photo mit in den Sarg nehmen möchte. (Weiß nicht, ob man das darf.) Ich habe mich entschieden, ein schönes Märchen auf Cassette zu sprechen, damit meine Kinder meine Stimme nicht vergessen.
Vielleicht überlegst du mal, was du später brauchst, wenn deine Mutter nicht mehr da ist. Vielleicht ist es auch die Stimme deiner Mutter. Vielleicht ist es ein Brief, den sie noch an dich schreiben soll, indem sie beschreibt, wie du für sie als Kind warst, was ihr Spaß mit dir gemacht hat, worauf sie stolz war. Vielleicht macht ihr zusammen ein Photoalbum oder sowas. Dann kann sie vielleicht auch beruhigt gehen.

Heute morgen habe ich gehustet und hatte Blut im Auswurf... Morgen gehe ich zum Arzt... Ich weiß jetzt im Moment selber nicht, wie lange ich noch haben werde. - Ein bisschen Angst habe ich jetzt und ich hoffe, daß ich all das noch schaffe, was ich für meine Angehörigen noch schaffen möchte.

Ich wünsche dir viel kraft, das alles auszuhalten.
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