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Alt 13.08.2006, 18:19
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Für mich ist es nicht so schlimm????

Zitat:
Ich hab schon viele gute Dinge geschafft und so geht es weiter!
Ja Andrea, es geht weiter, auch wenn es sich nicht so anfühlt, vor allem in der Anfangszeit.

Aber eigentlich ist es genau DAS. Es geht weiter, das ist es, was man als (junge) Hinterbliebene begreifen muss, akzeptieren muss und worin die Chance liegt. Es geht weiter, vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, wichtig ist nur, dass man zu akzeptieren lernt, dass es ok ist, wenn es eines Tages weitergeht. Dass man aufhört, sich selbst das Leben und Glücklichsein zu verbieten. Dass man leider das, was geschehen ist, nicht ändern kann, auch nicht, wenn man verharrt, wenn man das Unglücklichsein auskostet, wenn man sich verbietet, nochmal nach vorne zu schauen. Sie kommen nicht wieder, aber du bleibst zurück, solange, bis deine Zeit abgelaufen ist. Was du aus dem Rest machst, ob du dir das Lachen und Lieben verbietest oder dich wieder auf das Leben und Glücklichsein einlässt, ich denke, das ist die Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.

Sprüche, die die Welt nicht braucht. Ja, auch ich habe sie gehört. Auch ich höre noch "Das Leben geht weiter" und ich fühle noch immer, dass ich nicht wollte, dass dieses verdammte Leben weitergeht, ohne Claus, ohne ihn war alles sinnlos.

"Du hast ja noch deine Kinder" auch so ein Spruch. Mein Gott, soll das ein Ersatz sein für die Liebe deines Lebens. Ich habe es als entsetzlich empfunden, lange Zeit. Dachte, was wisst ihr schon, meine Kinder, in dieser Situtation eher eine Last als ein Glück (ich hoffe, jetzt wird das nicht falsch verstanden) Meine Kinder waren mein MUSS um weiterzumachen, ohne sie, tja, vielleicht wäre das verlockende Angebot der übriggebliebenen Tabletten zu groß gewesen... Eines Tages aber verstand ich: Mein Großer, der mich eines Tages unvermittelt zum Lachen brachte, mit dem Humor seines Papas. Ja, er lebt weiter in ihnen. Das war wohl mein Gedanke. Und: Ja, ich habe noch meine/seine Kinder, in ihnen lebt er weiter und ja es ist ein Glück.

Und meine Schwiegermutter. Sie war es, die von Anfang an sagte: Du bist noch so jung, du wirst nochmal einen lieben Mann kennenlernen. Hallo? Ich liebe deinen Sohn. Sie war es, die auf der Karte zum Geburtstag "Schwiegermutter" in Anführungszeichen schrieb. Hallo? Du BIST doch meine Schwiegermutter, du bleibst es doch. Tja, was wollte sie mir sagen? Sprüche, die die Welt nicht braucht? Nein! Sie gab mir von Anfang an ihren Segen, der mir so wichtig ist, sie wollte mir zeigen, dass es ok ist für sie, wenn das Leben mich wiederfindet, mit einem lieben Mann an meiner Seite, der meinem geliebten, toten Mann nichts wegnimmt. Sie wollte mir zeigen, dass es wichtig ist, weiterzuleben, dass es ok ist für sie und ihren Sohn, wenn ich zurückfinde in ein neues Leben, in ein Leben, das sich gut anfühlt.

"Bis dass der Tod euch scheidet" Viel zu schnell! Aber wir haben ihn wahrgemacht diesen Schwur, hätten ihn gerne länger gelebt, aber aus welchen Gründen auch immer, uns blieb nicht mehr Zeit.

Ihn lieben und ehren. Das werde ich weiterhin, über das bis dass der Tod uns scheidet hinweg. Mehr kann ich nicht mehr tun, auch wenn ich es noch so sehr möchte. Er wird nicht mehr lebendig, wenn ich mich selbst vergrabe. Aber ich kann ihn und unser Leben, unsere Träume unsere Wahrheiten weiterleben lassen, indem ich sie mit einem Menschen teile, der meiner Liebe im Leben danach würdig ist. Indem ich wieder liebe, indem ich mein Herz offenhalte für andere Mensche, indem ich die Chance nutze, die mir geblieben ist: Zu leben!

@Heide, ich weiß nicht, ob wir denselben Beitrag von Gaertner gelesen haben. Aber wo liest du, dass er - übrigens selbst Hinterbliebener, weiß also wovon er redet - das Recht der Zeit zu trauern den jungen Hinterbliebenen nicht zubilligt? Jeder braucht die Zeit, unterschiedlich lange, wichtig ist nur, weiterzumachen und die Chance zu erkennen und sie zu nutzen, wenn der Weg wieder nach oben führt, raus aus dem Trauerloch. "Ich darf das jetzt" wir alle dürfen es, wer will es uns verbieten? Und vor allem, wem nutzt es was, wenn wir selbst es uns verbieten?

@Schalom. Ob du es liest? Ich denke so oft an dich. Habe im Meer die Wellen beobachtet und an dich gedacht. Habe so viele Gedanken mit dir getauscht, habe dir zugehört und ich glaube, ich beginne wirklich zu verstehen. Das Leben hat mich wieder und ich bin dankbar dafür. Mein "altes Leben" sicher behütet wie einen Schatz, mein neues Leben, neugierig und voller Freude, dass es möglich ist. Ja, das Leben hat mich wieder. Und ich habe kein schlechtes Gewissen mehr. Hab Dank Shalom für deine Geduld. Hab Dank, dass du mir gezeigt hast, dass man wieder lieben kann, ohne seine Liebe vor dem Tag X zu vergessen. Ich werde ihn niemals vergessen.

Meine Seelenfreundin, vielleicht im Augenblick nicht auf derselben Stufe, aber das ändert nichts an der Verbundenheit oder? Ich bin und bleibe eine Trauernde, habe das Liebste verloren, was ich hatte und möchte nun die Chance nutzen, Liebe weiterzugeben, Leben weiterzugeben, so, wie Claus es mich gelehrt hat.

@mein Freund in der Ferne. Danke, dass du in mein Leben nach dem Tag X getreten bist. Ich möchte, dass du wieder glücklich wirst.

LG
Andrea, der Rotwein ist fast all
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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