...einige wenige Gedanken....
Zitat:
Ich habe gelernt zu vergessen und zu verdraengen in einem Ausmass das ich selbst kaum noch kontrollieren kann -- das ist ebenfalls der Grund weshalb meine Frau mich verlassen hat. Aus dem Verlangen nach Schutz und Staerke, dem Streben nach unantastbarem Stolz, schalte ich oft unbewusst saemtliche Regungen gaenzlich ab. Das ist nicht die Glorie die ich beschreibe sondern eine erbaermliche, aengstliche Form von Mauer die ich um mich errichte und um diese zu entfernen benoetigt es offenbar immer wieder starker Verletzungen - quasi eine grosse Kanonenkugel die es dann schafft durch die Mauer in mein Herz zu dringen und mich wieder bluten zu lassen - wie das verlassen werden.
Sich selbst einzugestehen das man nur ein Mensch ist scheint beinahe unmoeglich wenn man sein Leben lang damit beschaeftigt war eben genau das zu verdraengen und meine einzige Hoffnung derzeit ist es das ich es schaffe meine Kraft nicht von dieser Mauer abhaengig zu machen.
Es ist nicht noetig sich abzuschotten um Stark zu sein - im Gegenteil, wahre Staerke zeigt sich wenn man die Wunde die entsteht verschliesst oder gar durch Staerke verhindert das die Wunde entsteht. Dazu muss man aber wissen was hinter der Mauer ist, man muss die Mauer weg lassen um zu verstehen was noetig ist um zu verhindern das jemand dort rein sticht.
Verschluss ist also nur ein temporaerer und schwacher Schutz vor Verletzung, es ist der einfache Weg der in einer Sackgasse endet in die man immer wieder laeuft. Ich hoffe (und bete gar zu Gott, obwohl ich nicht an ihn glaube, in der Hoffnung das sollte er doch existieren ich es zumindest versucht habe seine Gnade zu erlangen) nun nur noch das meine Frau es schafft mich nicht fallen zu lassen und mich ohne diese Mauer erlebt, ohne das ich sie ausschliesse.
Verdraengung ist der innere Tod.
|
Es ist der Wahnsinn, dies zu lesen von einem jungenm Menschen in deinem Alter....wenn ich mir überlege, wie naiv und unbeleckt andere in eurem Alter sind, die keinerlei Kummer in ihrer Kindheit zu verarbeiten hatten. Das soll nicht heißen, dass sie besser dran wären, irgendwann müssen auch sie erwachsen werden - aber mit welcher Wucht es bei dir passieren musste... Dein Vater muss wirklich ein Wahnsinnstyp gewesen sein, hat er seinen Sohn so sehr geliebt, verstanden, dass er ihn seine Wut ausleben ließ - fast eine Stunde mit dir gekämpft hat, um dich dann wieder aufzufangen.... und auch ihn diesen starken Menschen musstest du verlieren...kein Wunder, dass deine Seele auf Standby geschaltet hat. Theoretisch hast du scheinbar alles drauf, weißt warum es passiert und doch macht die Angst dicht, fährt die Mauer aus Stahl aus...
Mein erster Mann hatte in etwa (in den Auswirkungen) das gleiche Problem, er hat es dann in so fern "gelöst", dass er immer wenn es zu "nah", zu "vertraut" und zu sehr seiner Wunschvorstellung nahe kam, er irgendeinen Mist gemacht hat, der die Mauer hat hochschnellen lassen. Er hat sich so sehr eine harmonische Familie gewünscht, aber aus Angst, diese irgendwie verlieren zu können, evtl. selbst zu zerstören, hat er lieber selbst kleine Fluchten ergriffen, er hat genau das bewirkt (wahrscheinlich unbewußt) wovor er am meisten Angst hatte. Er hat keine wirkliche Nähe auf Dauer zulassen können, jetzt nach Jahren ist die Mauer, die zwischen sich selbst, seinen Gefühlen und anderen Menschen aufgebaut hat größer denn je.
Zitat:
...schalte ich JEGLICHE REGUNGEN ab...
|
und doch spielt man nach außen den/ die Starke....
Zitat:
in einem Ausmass, dass ich es kaum noch kontrollieren kann...
|
ja, das kenne ich und es so schwer etwas gegen diesen Automatismus zu tun... An mir selbst bemerke ich, dass die Kanonenkugeln manchmal auch bewirken, dass ich die Mauer verstärke, in der irrigen Hoffnung dass sie dann mehr Schutz bietet ... dabei sitzt der Feind schon längst innerhalb der Festung...
Weißt du "gute Eltern" - das ist eine Klassifizierung, wer bestimmt welche Eltern "gut" sind, die allgemeinen "Richtlinien" interessieren mich dabei wenig...Aber waren wir "gut für unsere Kinder" - ich meine, sie sagen es mir und wir sind im roßen und Ganzen ein tolles Team, doch hätte ich gern so manchen Kummer von ihnen fern gehalten, ihnen ein bisschen mehr Unbeschwertheit gewünscht... Richtig oder falsche Erziehung (das Wort hassen wir im Übrigen) - mache ich eigendlich daran fest, wenn meine Kinder sagen "das würde ich mit meinen Kindern mal nieeee machen..." - aber selbst dann bleibt abzuwarten, ob sie es in ähnlicher Situation tatsächlich anders schaffen, besser... Doch wichtig allein denke ich, dass die Liebe rüber kommt - die das Vertrauen schfft, dass man sein Bestes gegeben hat und am Ende bleibt die Liebe...
P.S. ich würde dir wünschen, deine Frau liest hier deine Zeilen....