AW: Behandlung von Lebermetastasen
Hallo Ihr Lieben, bevor ich in Kurzurlaub fahre, möchte ich mich schnell nochmal melden.
Ich hab viel über das nachgedacht, was Du geschrieben hast, Doro. Vielleicht hast Du vom Inhalt nach der Logik her recht, aber ich fühle einfach anders.
Ich merke deutlich, dass ich ruhiger werde. Als wir auf den Termin der OP warteten, hatten wir immer wieder kurze Gespräche, mein Mann und ich, über zukünftige Pläne. Ihn beschäftigte natürlich am meisten, dass er zum Rentner gemacht wurde und zwar nicht nur vorrübergehend. Er überlegte, ob er dann als Rentner stundenweise wieder in die alte Firma konnte usw.
Dass das nun alles nicht so ist, wie wir dachten und hofften, ist schlimmer zu ertragen als jetzt "einfach zu leben".
Ich weiß nicht, ob ich es richtig ausdrücken kann.
Es gibt einiges, was in unserem Leben im Moment passiert, wir sind alle Karneval-Freaks, unser Jüngster wird am 17.11. zum Jugendprinz proklamiert, der Ältere tanzt als Tanzpaar mit einem Mädel zusammen.
Da gibts viele Dinge zu tun und zu erledigen.
Und wir tun es einfach.
Der Alltag ist da, mein Mann hat jetzt endlich mal die Einkommensteuer erledigt, war zum Ölwechsel mit dem Auto, wir leben jetzt einfach. Der Tod ist nicht ständig Thema. Die Krankheit schon, er hat von der OP noch arge Schmerzen, er ist immer noch schwach. Wir hoffen, dass uns der Kurzurlaub was bringt. Danach sind hier Herbstferien und dann... ist irgendwann vielleicht wirklich Alltag. Damit kann ich dann umgehn.
Ich bin sicher, dass mein Mann nicht so empfindet, aber er redet nicht so viel drüber.
Aber ich weiß, auch für die Kinder ist es wichtig, wieder Regelmäßigkeit zu haben. Der Große hat 2 Arbeiten geschrieben, in der Zeit wo mein Mann in Düsseldorf im KH war. Beide 5. Eigentlich gehört er zum guten Durchschnitt. Und in diesem Jahr gehts um die Wurst, das ist sein wichtigstes Zeugnis, er muss damit eine Lehrstelle suchen.
Nein, die Sch*** Wochen von Hoffnung und dann bodenloser Enttäuschung waren die Hölle.
Ich bin ja bereit, wieder nach Düsseldorf zu gehen und es nochmal zu versuchen, aber ich will mir erst Hoffnungen machen, wenn ich ein positives Ergebnis habe. Anders kann ich es einfach nicht.
Ach Doro, sicher denke ich auch ans Ende. Das macht mir mehr Angst, als das was danach kommt. Ich habe Angst, keine Kraft für alle in den entscheidenden Momenten zu haben. Aber "danach", ich habe schon alle Papiere durchforstet, wie es dann weitergeht. Manchmal bin ich wie emsig bemüht, zu überlegen, was ich wie wann tun muss. Das gibt mir ein Gefühl von "Vorbereitet sein" und lässt mich damit friedlicher umgehn. Klingt wahnsinnig verrückt und wahrscheinlich wird alles anders, als ich denke. Aber jetzt gibt es mir ein Gefühl der Sicherheit.
Ich habe eher Angst, ob ich es schaffe, ihn und die Kinder richtig, na nicht richtig, aber sicher zu begleiten. Aber auch da habe ich bereits Hopitz-Adressen von ambulanten Hilfsdiensten rausgesucht.
Ich fühle mich wie ein Schüler, der die Hausaufgaben gut vorbereitet hat, es kann mich nichts unerwartet treffen... jetzt kann ich mich auf die "fröhlichen" Dinge konzentrieren......
Klingt es bekloppt? Ja ist es vielleicht auch.
Wirklich, ich denke nicht ständig "die Hoffnung ist weg" sondern ich lebe jetzt und hier und nehme mit, was geht.
*seufz* und sicher kommt alles anders, klar.
Kerstin und Michaele, ich bewundere ja, auf welchen Gebieten Ihr Euch da schlau gemacht habt. Das versuche ich ja bewußt zu vermeiden, mein Mann würde eh nix machen und nehmen. Naja, das Thema kennen wir ja.
Ich drücke Euch allen die Daumen für eine entspannte Woche, melde mich nach meinem Urlaub wieder.
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