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Alt 02.10.2006, 21:22
lunablue lunablue ist offline
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Standard AW: Meine Mutter ist Tod

Hallo,

ich kann Deine Wut sehr gut verstehen. Leider gibt es solche uns solche Ärzte. Aber eines muss man sich auch vor Augen führen. Lungenkrebs, gleich welcher Variante ist nun einmal eine meist tödlich verlaufende Erkrankung. Meine Mutter hat ein kleinzelliges BC seit 08/2005, damals war sie bereits im Stadium IV also im ED II, wie man es beim kleinz. BC bezeichnet. Metastasen bereits im Gehirn, Leber, Rippe...

Auch sie hat nach der Initialchemo (cisplatin/etoposid), 6 Zyklen, eine fast vollständige Remession gehabt. Nach kurzer Zeit dann der Rezidiv, dann kam die zweite Chemo (cyclophosphamid/doxorubicin/vincrditin), 4 Zyklen, wobei nach dem 2. Zyklus vincristin weggelassen werden musste, weil die Nervenschädigung zu groß geworden war. Trotz dieser vielen Therapien ging es ihr immer erstaunlich gut. Im August hat man begonnen die Metastasen im Gehirn zu bestrahlen. Leider mit nur mässigem Erfolg, so dass am September wieder eine Chemo gestartet wurde, diesmal in Tablettenform (vepesid), das Zytostatikum ist wieder etoposid, heißt eben in Tablettenform anders.

Meine Mutter hat bei der ersten Chemo auch an einer Studie teilgenommen. Dies nicht, damit Pharmaunternehmen geld verdienen, sondern damit diese furchtbare Krankheit wenigstens einen Nutzen hat, wenn auch nur den der Wissenschaft. Aber durch die in diesen Studien gewonnen Erkenntnisse wird zukünftig anderen Lungenkrebspatienten geholfen. Den Ärzten und Pharmaunternehmen an dieser Stelle opportunistische Absichten zu unterstellen halte ich für falsch.
Ich habe bei der Behandlung meiner Mutter auch Ärzte kennengelernt, die nur Dienst nach Vorschift machen, bei denen Patienten eine Nummer sind. Es gibt aber auch jene, z.B. ihr behandelnder Oberarzt, der sich Zeit nimmt und sich auch ihre Probleme anhört und sehr hilfsbereit mit allen Kankenhaus-Modalitäten ist. Z.B. das sie eben Chemo nur noch ambulant bekommt und dadurch ihre verbleibende Zeit nicht auch noch in der Klinik verbingen muss.

Ich bin sehr froh dass es die forschenden Pharmaunternehmen gibt, weil dadurch den Menschen wirklich besser geholfen werden kann, als die noch vor 10 Jahren möglich war. Jedoch ist Erfolg auch eine Lebenszeitverlängerung unter hinnehmbaren Einschränkungen. Meine Mutter verträgt die Therapien immer ganz gut, sie hat auch einen starken Willen.
Sicher kann eine Chemo auch die Hölle sein, aber das hängt auch immer vom Menschen selbst ein wenig ab.

Was man eben nicht tun darf, ist Ärzten oder Pharmaunternehmen die Schuld an dieser Krankheit zu geben und Ihnen vorzuwerfen, sich am Leid der Patienten zu bereichern. Ich glaube nicht, dass man das sagen sollte, weil dies nicht der Realität entspricht.
Ich verstehe aber sehr gut Deinen Unmut. Sicher sollten Ärzte nicht eigenmächtig eine Therapie geben, wenn diese nicht gewünscht ist.

Ich selber habe mit meiner Mutter eine Patientenverfügung geschrieben, nur diese schütz vor ungewollten theraapeutischen Maßnahmen.

Auch Topotecan ist eigentlich ein sehr gutes Mittel, wobei dessen Wirksamkeit bei einen Rezidiv nachgewiesen wurde. Leider helfen Zytostatika nicht bei allen Menschen gleich gut, so dass es auch sein kann, dass dieses oder jenes Medikament bei Personen nicht anschlägt.

In der Hoffnung bald bessere Medikamente gegen Krebs zu habe, wünsche ich Dir dennoch alles Gute.
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