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Alt 01.11.2006, 19:04
amoebe amoebe ist offline
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Registriert seit: 28.01.2006
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

guten abend,

heute brauche ich wieder mal etwas trost von euch, und diesmal geht es nicht um meine mam sondern nur um mich selbst.

das gute daran ist, dass ich jetzt endlich mal so richtig kann, auch um meine mama, alles kommt jetzt hoch...

mein vater hat mich heute nachmittag angerufen und mich dafür verantwortlich gemacht, dass es meiner mutter psychisch nicht gut geht. weil ich mit ihr über den antrag auf pflegegeld gesprochen habe. sie will das nicht und sei noch nicht "so weit"...und wäre jetzt ganz niedergedrückt deshalb.

ich hab zuerst noch versucht, ihm klarzumachen, dass die allermeisten krebspatienten pflegegeld bekämen, dass das nicht nur im "allerschlimmsten fall" zusteht, dass die oberschwester im krankenhaus das regeln wird, gemeinsam mit einer sozialarbeiterin und zwar nicht auf mein drängen hin sondern von sich aus. und dass ich denke, sie wird wohl eigentlich eher so traurig sein, weil sie schwer krank ist...

leider war es schon früher öfter so, dass ich von meinem vater angegriffen wurde, wenn ich unangenehmes zur sprache gebracht habe und dann von ihm auch als "buhfrau" hingestellt. wer das tabu ausspricht, ist auch gleich verantwortlich dafür, wenns jemand anderem damit nicht gut geht.

er war so richtig sauer und hat mir unterstellt, ich hätte keine gefühle (genau das hab ich mich ja auch schon gefragt, habs auch ins angehörigen-forum geschrieben, mein "funktionieren")

ich weiß, dass es ihm auch nicht gut geht und er immer noch mühevoll versucht, alles zu verdrängen, so gut er eben kann. aber trotzdem tut es mir SO WEH! ich sorge mich doch nur um meine mama und möchte ihr so gut ich kann helfen ...aber er hat mir aufgetragen, gefälligst nicht mehr mit ihr oder sonst jemandem darüber zu sprechen, das würde nur eine unnötige aufregung bedeuten und ihren zustand verschlechtern(!)

zu guter letzt hab ich die beherrschung verloren und ihn gefragt, ob er nun gar MICH dafür verantwortlich machen wolle, dass sie krebs hat und es niemand wahrhaben will...darauf meinte er nur, ich wäre wohl jetzt beleidigt und ob ich das denn nicht verstehen könne.

sorry, dass ich euch damit jetzt anjammere...aber das hat mich wirklich sehr verletzt und ich habe meinen heutigen besuch absagen müssen, sonst hätte ich meine mam wohl nur angeheult. es macht mich so traurig...statt dass wir zusammenhalten...jetzt sowas auch noch.

aber morgen besuche ich sie, weiß halt noch nicht, was ich tun soll, wenn der oberarzt, die schwester oder die sozialarbeiterin kommen? eigentlich sollte mein papa ja zu dem termin morgen kommen, aber er will nicht und ich soll das auch sein lassen er hat mir erklärt, wie das alles läuft (allerdings anders, als es wirklich ist, ich hab ja im internet nachgelesen und mit der schwester geredet) und wollte mich als blöd hinstellen...das macht er gern, immer wieder mal. (meiner mam hat er auch immer ganz neunmalklug ihre behandlung erklärt, so wie er sich halt alles zusammengereimt hat ...sie sagte dann immer "herr chefarzt" zu ihm und war genervt!)

heute gehts mir gar nicht gut, und ich denk mir immer...wie komm ich dazu, jetzt in selbstmitleid zu baden, meiner mama gehts schließlich noch viel schlechter. vielleicht wäre es wirklich besser, ich halte mich raus aus allem und besuche sie einfach nur noch, sonst gar nichts...auch wenn es mir das herz zerreißt?

wie gehts denn euch, habt ihr wenigstens die unterstützung eurer familie bei dem, was ihr tut? mein mann und meine kinder waren heute jedenfalls ganz besonders lieb zu mir und haben mich getröstet. jetzt machen wir uns einen gemütlichen abend und ich versuche, mal abzuschalten, damit ich morgen wieder halbwegs okay bin, für meine mam.

Geändert von amoebe (01.11.2006 um 19:15 Uhr)
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