Hallo Achim und alle anderen Betroffenen,
ich freue mich aufrichtig, dass es Deinem Vater den Umständen entsprechend sehr gut geht und er AKTIV sein Leben in die Hand nimmt und mit Lebenswillen kämpft.
Der Hinweis auf Alternativen zur Schulmedizin bei dieser heimtückischen Krankheit kann nützlich sein, gibt aber nicht in jedem Fall die Gewähr, daß alternative medizinische oder (psycho)onkologische Methoden Heilung bringen. Aber es stärkt vielleicht den Mut, den Kampf gegen diese Krankheit aufrecht zu erhalten, wenn man denn noch kämpfen kann oder will.
Ich möchte einfach hier als Hinterbliebener einer am Mesotheliom Erkrankten einige nachdenkliche Überlegungen äußern, die eher psychologischer Natur sind. Dabei möchte ich niemandem den Mut nehmen zu kämpfen, sondern lediglich zur intensiven Auseinandersetzung mit dieser Krankheit anregen.
Meine ganz persönlichen Statements:
Der Rippenfellkrebs ist trotz Schulmedizin, neuen Studien, neuen Medikamenten, alternativen medizinischen/psychologischen Verfahren noch nicht besiegt.
Es hängt sehr viel von den persönlich gegebenen Eigenarten des Krebses ab, wie dessen Verlauf ist.
Die seelische Einstellung des Kranken und dessen persönliches Umfeld sind wesentliche Faktoren, um den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern oder zu erschweren.
Die Auseinadersetzung mit Krankheit und Krebs bedeutet einerseits die Auseindersetzung mit sich selbst als gesundem Menschen in dieser Sondersituation, vielmehr aber bedeutet es das Einfühlen in die total veränderten Blickwinkel/Wünsche, Vorstellungen und Hoffnungen des Kranken. Aktionismus von Seiten der Verwandten des Kranken ist nicht in jedem Fall im Sinne des Kranken, auch wenn man nur "das Beste" möchte.
Es steht uns als Gesunden überhaupt nicht an, festzulegen oder zu werten, wie der Kranke mit der "Krebswahrheit" umzugehen hat. Manche Kranke können sehr offen damit umgehen, andere jedoch nicht. Manche möchten ihre Restlebenszeit in Würde ohne Schmerzen im Kreis ihrer Verwandtschaft verbringen, ohne sich den Torturen unsicherer weiterer Operationen /Experimente oder Chemotherapien zu unterziehen.
Andere Kranke jedoch sehen ihre Chancen auf Gesundung nur gewahrt, wenn sie ALLE denkbaren Behandlungsoptionen nutzen.
Große therapeutische Maßnahmen mögen sinnvoll sein, wenn die Gewähr auf Heilung besteht, sie können jedoch auch die Qualität des restlichen Lebens und die mögliche Gemeinsamkeit mit dem Kranken drastisch reduzieren.
Es kommt meiner persönlichen Erfahrung nach darauf an, genau hinzuhören, was der Kranke möchte und nicht unseren (wenn auch verständlichen) Willen in Bezug auf die Behandlung des Patienten durchzusetzen.
Der Kranke braucht absolutes Vertrauen/ Zuwendung in seiner Umgebung; er braucht Nähe und will NICHT argumentieren; er möchte vielleicht einfach, daß das getan wird, worum er bittet: was es auch immer sei, ohne viel Kampf um Worte. Betroffene tun gut daran, Wünsche zu erfüllen.
Wir als Gesunde können und müssen nicht heilen, wir sind auch nicht in der Verantwortung dafür. Wir können jedoch alles Erdenkliche tun, um den Umgang mit der Krankheit zu begreifen, dem Kranken nahe zu sein, Liebe zu geben und gemeinsame Zeit zu nutzen.
Ich habe nochmals meinen sinn-ähnlichenTextbeitrag in diesem Forum vom 06.07.05 nach oben geholt (siehe unten).
Ich wünsche Euch viel Kraft
Shalom
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...postcount=1316
ZITATANFANG:
Die AUFs und ABs kann ich ich sehr gut nachfühlen, auch die Irritationen, Hoffnungsschimmer, Enttäuschungen usw.
Die eigene Betroffenheit: meine erste Frau ist als Lehrerin mit 52 Jahren an Mesotheliom erkrankt und nach 4 Jahren an diesem noch unheilbaren Rippenfellkrebs gestorben. Meine eigene Betroffenheit habe ich in diesem Forum im Juli 2003 unter dem Thread "Einsame/gemeinsame Wege bei Krankheit" beschrieben.
Ich möchte niemandem die Hoffnung nehmen, aber auch darauf hinweisen, unbedingt auch der unerbittlichen Wahrheit und Realität ins Auge zu sehen.
Es scheint festzustehen:
- Dieser Krebs ist momentan trotz Alimta Studien noch nicht besiegt
- Offenheit und Ehrlichkeit des Kranken sich selbst und den Ärzten gegenüber erleichtern es sehr, sich auf die begrenzte Zukunft und ggf. das Ende des Lebens einzustellen.( Bringen Sie die Ärzte dazu, sehr offen und ehrlich die Lage des Patienten dazustellen. Das muß der Patient aber signalisieren, daß er die reale Einschätzung der eigenen Lage wirklich hören und akzeptieren will. )
- Den Fakten dieses schlimmen Krebses ist nichts entgegen zu setzen als noch Zeit zu haben (und zu nutzen) in Würde wichtige Dinge zu Ende zu bringen.
- Der Patient und seine Anverwandten sollte(n) (wenn möglich) die Wahrheit wissen. Er (der Patient) sollte entscheiden können, was noch mit ihm medizinisch "angestellt" wird. Es ist SEINE Zeit, die verrinnt und zwar unerbittlich.
ZITATENDE