Wünsche für Michi
Hallo ihr Lieben!
Lange habe ich nichts mehr geschrieben. Das lag aber eigentlich nicht daran, dass es nichts zu berichten gab, sondern eher dass es nicht so richtig fliessen wollte. Es ist bei mir nun mal so, dass ich nicht immer schreiben kann, wenn ich es dann doch versuche, kommt nichts gescheites dabei heraus und das will ich euch, die hier mitlesen dann doch ersparen.
Zuerst möchte ich mal etwas loswerden, was mir persönlich sehr wichtig ist...und ich will auch gleich klar stellen, dass ich niemanden angreifen möchte, sondern nur über Dinge schreibe, die mir eben auf- und dann ehrlich gesagt auch missfallen. Es ist mir schon öfters aufgefallen, dass immer wieder diese unterschiede zwischen Angehörigen, Betroffenen und Hinterbliebenen gemacht werden...es werden Menschen die "nur" Angehörige sind nicht in dem Masse aktzeptiert wie sie das sollten...und das ist nicht in Ordnung so. Wisst ihr, die hier so unterscheiden, wie es ist, einem "nur" Angehörigen in die Augen zu schauen und darin den unendlichen Schmerz zu sehen? Sie wissen, dass der geliebte Mensch gehen wird, ohne sie...die "nur" Angehörigen müßen da bleiben, ob sie wollen oder nicht. Mein Mann ist auch "nur" Angehöriger...er leidet wie ein tier! Meine Tochter ist auch "nur" Angehörige...es zerbricht ihr bald ihre Seele! Und mein Sohn ist auch "nur" Angehöriger...er wird mich wahrscheinlich nie richtig erleben, mich vielleicht, wenn ich kein Glück haben werde, nur von Erzählungen her kennen. Angehörige leiden auch...sie leiden anders...nicht körperlich so wie wir Krebskranken, sie leiden seelisch und das ist oft weitaus schlimmer. Es ist nicht in Ordnung, Angehörige unter Wert zu betrachten...und ich bitte auch ihr Leid einmal zu bedenken.
So, jetzt erst mal tief Luft holen...und weiter gehts.
Ich war gestern am 22.April so gegen 0.00 uhr im chat...habe mich eigentlich gefreut, da ich von aussen sehr viele Namen gelesen habe, die ich schon länger nicht mehr gesehen bzw. gesprochen habe und einfach weil ein Grossteil liebe Menschen darinnen waren. Zu Anfang war es auch noch ganz nett, bis das Gespräch von anja32 in eine Richtung gelenkt worden ist, dass dort einfach nicht hin gehört...es ging um Abtreibung, was ja an sich noch nichts schlimmes ist...aber anja32 ging soweit zu sagen das es Mord wäre und unethisch sei abzutreiben...sie sprach nur mich an, deshalb rede ich jetzt auch direkt mit Dir Anja32: Du hast mich aufs tiefste verletzt...das was Du gesagt hast, war menschenverachtend und zeugt von keinem Respekt den anderen gegenüber...Du hättest aufhören müßen, aber Du hast es nicht getan...stattdessen hast Du immer weiter gemacht, warst lange ruhig und hast dann Sätze in den Raum gestellt, die einfach nur anmassend und wie bereits oben geschrieben menschenverachtend waren. Du hat mich bloss gestellt und andere auch, aber für die rede ich hier nicht...ich spreche nur für mich. Das was Du gesagt hast war ein doppelter Schlag für mich ins Gesicht...sicher hast Du es nicht wissen können, aber Du hast ja auch nicht aufgehört als es schon zu spät war...das war und ist das Letzte! Ob das jetzt hierhin gehört oder nicht, ist mir gelinde gesagt sch...egal, aber es ist ja mein Thread...und wie Ladina so schön schrieb, kann ich alles hier reinschreiben.
So, muss schon wieder etwas tiefer Luft holen...
So, jetzt weiss ich gar nicht, wo ich überhaupt anfangen soll...es geht eigentlich darum, was ich suche...von dem ich eigentlich weiss, dass ich das wohl eher nicht mehr finden werde...es ist Hoffnung! Warum ich sie nicht mehr finden werde? Weil ich immer gehofft habe, immer gekämpft...aber es wurde nicht erhört (von wem auch immer)...ich dachte immer, dass es doch irgendwo eine Hoffnung geben muss, Hoffnung auf irgendwas...auf Chemo, Op, Schmerzfreiheit..und besonders auf ein würdevolles Sterben, nicht ein dahinsiechen, denn davor habe ich eine unvorstellbare Angst...irgendetwas, dass diesen Druck etwas lindern kann, dass mich für einige Zeit ablenken kann von den schwarzen Gedanken meiner Seele. Wenn ich dann so wie jetzt das letzte Wochenende meine Zeit bei Freunden verbringen kann, oder wie an manchen Wochenenden Freunde bei mir sind, gelingt das mit dem ablenken meistens ganz gut. Jedesmal hoffe ich, lange davon zehren zu können, aber mir gelingt das einfach nicht...ich bin eigentlich kein Pessimist, aber der Krebs, die schmerezn...all das lassen mir überhaupt keinen Raum. Ich will es nicht mehr...nicht mehr ertragen müssen...weiß gar nicht wie ein Mensch das alles aushalten soll, ohne verrückt zu werden...ich denke, irgendwann ist es bei jedem Menschen soweit, der soviel Schmerzen mit sich rumschleppen muß (seelische als auch körperliche), irgendwann geht es nicht mehr...da passt nichts mehr rein...aber man kann auch nichts mehr rauslassen...man ist mit seiner Kraft einfach am Ende, ob man will oder nicht!! Das ist wohl momentan der Punkt an dem ich stehe...ich kann nicht sagen,wie oder ob ich diesen Punkt noch mal überwinden werde.Ich wünsche es mir so sehr...ich hoffe es eigentlich ... für meine Familie, meine Freunde und natürlich auch für mich....aber ich weiß eigentlich dass diese Hoffnung nicht erfüllt werden kann. Ich weiß eben auch, das selbst die kleinste Handbewegung irgendwann nicht mehr möglich ist ..das die Schmerzen auch weiterhin auf mir lasten und selbst die kleinste Bewegung nicht mehr vorstellbar ist... noch tue ich es..noch schreibe ich meine Gedanken, Gefühle... noch nehme ich die angebotenen Hände meiner Familie, meiner Freunde... noch!
Warum kann ich mein leben nicht endlich leben...jetzt wo es doch endlich so wunderbar sein könnte? Warum haben wir uns nicht im Café kennengelernt? Warum darf ich nicht glücklich sein? Ich habe solange gesucht...nach so ehrlichen Freunden, nach einer solchen Liebe wie die zu meinem Mann und meinen Kindern...warum nimmt man mir das weg? Warum darf ich nicht alt werden?
Darauf habe ich keine Antwort..darauf gibt es keine Antwort, ich weiß es...das zu wissen macht mich leer, ich merke immer mehr wie ich abstumpfe...aber etwas anderes ist da... unbändige Wut auf diese verdammte Krankheit, denn sie ist es die mir dieses von mir doch so sehr gewünschtes leben wegnimmt und auch etwas in mir stiehlt. Sie ist es, die wertvolle Menschen aus meinem leben einfach verschwinden lässt....
Ich will nicht immer daran denken..mich damit befassen.. eigentlich versuche ich jetzt zu leben. Aber die Umstände unter denen ich "lebe", sind teilweise menschenverachtend. Gerne hätte ich die Hoffnung, dass ich länger bleiben darf...aber wie soll ich die Hoffnung denn noch bewahren.... die Realität holt mich dann doch immer wieder ein.
Wisst ihr, wie es ist zu wissen, das man geliebte Menschen zurücklassen muss..ohne Hoffnung zu sein? Es ist grausam und es tut unsagbar weh!
Michi
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