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Alt 23.03.2007, 14:20
hase76 hase76 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

hallo ihr lieben,

weiß gar nicht, wem ich zuerst antworten soll... es tut soooo gut, eure erfahrungen und gefühle zu hören, dass erleichtert ungemein und nimmt mir irgendwie die angst nicht "normal" zu reagieren (obwohl es in unserer situation sicherlich kein normal gibt...) ich kann mich super gut in euch hineinversetzen und würde gern jeden von euch trösten, mit worten irgendwie kraft geben!

@marita und vanitas: ja, auch ich fühle mich zur zeit irgendwie "gefasst", frage mich, ob ich "herzlos" bin, da ich halt funktioniere und mein leben doch weitergeht, was ich nie gedacht hätte... wie kann mir doch manchmal ein kleines lächeln über die lippen huschen, wenn ich doch so furchtbar traurig bin, habe ich damit meine mutti schon so schnell vergessen ?! habe auch deswegen schuldgefühle...

@marita, denke auch, dass es daran liegt, dass ich seit der metastasen-diagnose (genau vor einem jahr) mit einer schrecklichen angst gelebt habe, die auch nur ihr verstehen könnt. diese ungewißheit, diese verzweiflung, wenn wieder eine schlechte diagnose kam, war die hölle (hier stimmt die bezeichnung "hölle" wahrhaftig)... vielleicht ist man deshalb, irgendwie abgestumpft, da wir ja sooo lange schon mit diesem schmerz leben. das hilft vermutlich jetzt auch die trauer zu verarbeiten, zu verstehen.

man kann sich zwar nicht auf den tod vorbereiten, da er ja so unfassbar und unbegreifbar ist, aber vielleicht hatten wir genau wegen dieser ganzen "vorgeschichte" die große chance, unsere muttis nochmal richtig kennenzulernen und richtig mit ihnen zusammengeschweißt zuwerden (hoffe, ihr versteht was ich meine). solch intensiven gefühle hatte ich zuvor noch nie in meinem leben und ich bin unendlich dankbar, dass ich meiner mutti bis zum schluss zeigen und sagen konnte, wie unendlich lieb ich sie habe. denke, dass erleichtert ungemein. aber: auch das macht das geschehene nicht nur annähernd wieder gut und ich werde mein leben lang dieses furchtbare leid meiner mutti mit im herzen tragen....

zur zeit tut mir am meisten weh, wenn ich daran denke, welche angst meine mutti hatte, welches leid sie ertragen musste. wenn ich mich in sie hineinversetze, kann ich es gar nicht ertragen. diesen gedanken muss ich gleich immer wegschieben! @daher liebe marita: danke für das erzählen und das ich an den wohl schlimmsten stunden deines lebens teilnehmen durfte (hoffe du verstehst, was ich meine, ist irgendwie gar nicht so einfach, die richtigen worte zu finden...)!!! es hilft mir ungemein langsam zu erfahren und hoffentlich auch bald zu verstehen, dass meine mutti wohl aufgrund der metastasen verwirrt war (bis hin zu halluzinationen), dass sie deshalb die sprache immer mehr verloren hat, dass sie wahrscheinlich keine schmerzen hatte und das sie vermutlich von all dem nicht mehr viel mitbekommen hat. habe solche angst davor, dass sie gelitten hat. sie war doch so ein lieber mensch, hat keinem was getan und dann solches leid!!! es zerreißt mir das herz dabei...

sie hat nämlich noch im krankenhaus nach hilfe gerufen/geschrien, hoffe aber sehr, dass es ein anderer grund als eben angst oder schmerzen war!!

danke auch für das angebot, dass ich dich immer fragen kann, wenn mir etwas auf der seele brennt! das gilt natürlich auch für dich!


@liebe vanitas: mir geht es ähnlich, habe auch das gefühl, meine mutti allein gelassen zu haben, wo sie mich doch in ihrer letzten stunde am meisten gebraucht hat. finde bisher für mich oder für uns auch noch keine richtig tröstenden worte. mir hilft auch hier nur, dass ich die zeit davor alles in meiner macht und meiner kraft stehende für sie getan habe und ich denke, das sollte dich auch trösten! du hast alles versucht, bei ihr zu sein, aber manchmal spielen eben dinge eine rolle, die man nicht mehr beeinflussen kann. du warst immer da, hast alles versucht und das ist das einzige was zählt!!! und ich bin mir sicher, unsere muttis wußten ganz genau wie sehr wir sie geliebt und um sie angst gehabt haben und dass wir auch in der letzten stunde (im gedanken) bei ihnen waren!!!

@steff777: danke für deine lieben zeilen!!! das tröstet ungemein, es scheint, als wenn wir alle das gleiche durchmachen bzw. machten und ich finde es super schön von dir, uns mittels deiner erfahrungen soviel trost und mut für die nächste zeit zu geben!!! denn wie du siehst, quäle ich mich auch gerade mit dem krankheitsbild, den letzten stunden. es ist halt ganz genau so, wie du es beschreibst...

würde noch gern so viel schreiben und auch diejenigen nochmal ansprechen, bei denen ich es jetzt nicht getan habe, aber das hole ich dann das nächste mal nach. Es hat sich vermutlich so viel angestaut an gefühlen und an leid... und zum glück haben wir alle nach der ersten erstarrung wieder den mut gefunden uns zu öffnen und zu reden!!!

ich denke an euch alle!!!
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als gott sah,
dass der letzte weg zu weit,
der letzte hügel zu steil,
und der atem schwer wurde,
nahm er dich in den arm und sprach:
"komm heim".

Geändert von hase76 (23.03.2007 um 16:31 Uhr)
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