Hallo Ihr Lieben,
meine Mama (63) ist Ende August eingeschlafen und von Zeit zu Zeit durchforste ich noch immer das Forum hier.
Ich bin zwar schon 36, verheiratet und 3 Kinder, aber trotz allem ist es mir ganz schwer gefallen meine Mama zu verlieren.
Meine Eltern sind im Oktober 2005 zu uns ins Haus gegenüber gezogen und haben ihr Haus verkauft um ihren Lebensabend in Ruhe bei uns an der Ostsee zu verbringen. Leider machte dieser verdammte Krebs alles kaputt. Meine Mama hatte schon über 1 Jahr alle möglichen Probleme und war oft im Krankenhaus, leider stellte niemand fest dass Mama Brustkrebs hat. Als dann die Diagnose fest stand musste sie dort ins Krankenhaus und sollte eine OP bekommen, leider hat man ihr nicht gesagt, was, wie und wann. Meine Eltern wollten eigentlich die Behandlung noch im Hunsrück "erledigen" und dann den Umzug starten, aber als der "Hilfe-Anruf" meiner Mama kam: keiner macht was hier und ich weiss nicht was ich machen soll, haben wir uns hier gekümmert, ich habe einen Platz im Brustkrebszentrum in Greifswald bekommen und sind dann am WE nach Hause gefahren (900 km) um meine Eltern umzuziehen.
Die Mama ist dann hier ins Krankenhaus um festzustellen, dass schon überall Metastasen sitzen (Kopf, Knochen, inneren Organe, usw.) und man nichts mehr machen kann. Sie bekam dann trotz allem die Brust abgenommen und eine Bestrahlung des Kopfes (um das Wachstum zu verlangsamen oder zu stoppen). Danach ging es ihr ganz schlecht und wir hatten doch Angst, dass sie Weihnachten nicht mehr bei uns ist. Nachdem sie auf einer Station im Krankenhaus war (sie sollte einen Port bekommen - was auch gut war), auf
der nur hoffnungslose Fälle waren, haben wir uns mit dem Arzt zusammen gesetzt und haben darauf bestanden, dass er uns jetzt die "grausame" Wahrheit sagt. Dies hat er dann getan und wir (Mein Mann, mein Vater und ich) waren auch froh über die Offenheit. Wir haben dann entgegen des anraten des Arztes meine Mama nach Hause geholt, dort hat sich ihr Allgemeinzustand verbessert und wir haben ihr noch ihr letztes halbes Jahr so schön wie möglich gemacht. Sie musste dann zur Bluttransfusion ins Krankenhaus (wie alle paar Wochen) und leider wurde diese nicht angenommen. Sie wurde immer schwacher. Dann haben wir wieder bei den Ärzten (die immer noch alles mögliche ausprobieren wollten) auf den Putz gehauen und haben auf eigene Gefahr die Mama nach Hause geholt.
Wir haben sie schön in Ihr Bett gelegt, haben eine Kerze angemacht und ihr das Radio angemacht, und Mama wurde ruhiger.
Leider hat sie trotz Morphium - Spritzen beim Wickeln immer vor Schmerzen geschrieen. Es tat mir so leid.
Nach 2 Tagen, wir waren alle bei Ihr - sogar mein Bruder (Hunsrück) hat es geschafft rechtzeitig bei uns an der Ostsee zu sein - ist sie dann eingeschlafen.
Wir haben alle Ihre Hand gehalten, papa hat sie gestreichelt und auch meine Kids (16, 13, 11) standen bei ihr am Bett.
Sie ist ganz ruhig eingeschlafen.
Auch für uns war es gut, dass dies so passiert ist.
Es war eine Ruhe in und um uns, so dass wir die Mama selbst waschen konnten. Wir haben sie dann schön angezogen und erst dann den Arzt und Beerdigungsdienst angerufen.
Meine Mama hat mit uns nie über das Sterben gesprochen, aber als wir die Anzeige für die Zeitung vorbereitet haben, wollten wir nach einem netten Spruch schauen, denn meine Mama hat in einem Buch alle möglichen Sprüche gesammelt, die Ihr gefallen haben. In diesem Buch hat sie über 30 Jahre Sprüche gesammelt und wir haben gedacht, da finden wir schon einen.
Als wir das Buch aufgeschlagen haben, waren sämtliche Blätter rausgerissen und nur ein einziger handgeschriebener Spruch stand darin:
Einmal werde ich wegreisen
und nicht mehr wiederkommen
Einmal werde ich frei sein
da zu gehen,
wo es keine Wege gibt.
Wenn ich an diesen Spruch denke, kann ich nur heulen.
Meine mama wusste genau bescheid und hat sich ihren Beerdigungsspruch selbst geschrieben.
Jedoch gibt mir dieser Spruch die Kraft weiterzuleben um für meinen Papa und meine Familie da zu sein.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und verliert nicht den Humor,
meine Mama hat bis zum Schluß ganz viel gelacht und in ihrem Leben ganz viel Spaß gemacht.
Ich denke auch heute noch täglich an meine mama und einfach ist das weiterleben nicht, wenn man über ein Jahr seiner mama beim sterben zuschauen musste, aber ich denke auch daran, dass die Mama so stark für uns alle gewesen ist, so dass wir auch nur stark sein können.
Wir erzählen uns auch ganz oft lustige episoden mit Mama und es tut gut mit der Familie zu lachen.
Uups, jetzt hab ich aber viel geschrieben, mir tat es mal wieder gut und vielleicht liest ja jemand den vielen Text.
Ganz liebe Grüße und ganz viel Kraft wünsche ich euch. Und vergesst dass Lachen nicht.
Sufal