Thema: Nachwirkungen
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Alt 03.04.2007, 22:55
Sabitz Sabitz ist offline
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Standard AW: Nachwirkungen

Hallo Ihr Lieben,

ich kann mich dem nur anschließen, da ich auch die eine oder andere Erfahrung mit unseren "lieben Mitmenschen" machen durfte. Einige kann ich etwas verstehen andere(von mir erlebte) weniger.
Liebe Klara,
auch ich habe nicht damit gerechnet, dass mein Vater wirklich sterben würde, selbst als die Befunde sich gravierend verschlechterten und man es meinem Vater auch deutlich ansah. Ich wollte mich dem drohendem Sterben nicht stellen, weil es nicht sein durfte! Ich konnte es nicht begreifen, dass es wirklich auf uns zukam! Ich hatte soetwas noch nie durchgemacht und das ist der Punkt! Die meisten Menschen, die dies nicht durchgemacht haben, können eben auch nicht damit umgehen; mit uns umgehen!!!
Das sich Alleinefühlen und auch das Ausgebranntsein kenne ich .Mein Vater ist seit 7 Monaten tot und immer noch fühle ich mich schneller erschöpft,mutloser, gereizt und antriebsärmer. Mit meiner Mutter kann ich aber immer wieder über meinen Vater sprechen, meistens am Telefon, weil wir weit entfernt voneinander wohnen. Im Freundeskreis wird es schwieriger, da muß ich mir
schon überlegen richtig zu dosieren um sie nicht zu überfordern oder zu
langweilen. In der ersten Zeit wurde mir aufmerksam und mit viel Anteilnahme zugehört, aber es wurde weniger und man fragt kaum noch wie es mir geht.
Ich habe es angenommen und kann es auch nachvollziehen, die "anderen" leben ihr "normales" Leben weiter. Die Gesellschaft verlangt es eben so, der Tod gehört nicht dazu und ist immer noch ein Tabuthema!
Ich denke, so war ich wohl auch und durch dieses"Schockerlebnis", das war es für mich, habe ich die Endlichkeit begriffen. Nichts ist mehr so wie es einmal war und es wird auch nicht "wieder", sondern "anders"!
Das mit "nur Tochter" habe ich nicht so erlebt. Eine Bekannte meinte sogar, es wäre für mich schlimmer, weil mein Vater und ich blutsverwandt sind. Das konnte ich so nicht annehmen, da es ja auch Stiefväter gibt, für die die Töchter empfinden, wie für leibliche Väter.
Die Trauer von Mutter und Tochter sollte man nicht vergleichen, denn die Intensität ist doch ähnlich. Meine Mutter ist (nun doch ein Vergleich) im Gegensatz zu mir aber allein, also sind die Umstände für sie schlechter, da ich
meine Familie habe. Das ist für sie unheimlich schwer allein zu sein. Dann kommt noch dazu, dass sie in ihrer Wohnung sehr viel mehr als ich bei mir zu Hause von schmerzhaften Erinnerungen umgeben ist. Wenn ich sie besuche und dort auch schlafe fühle ich mich auch immer total am Boden.
" Kinder", die ein Elternteil verlieren, konnte ich hier im Forum lesen fallen in
ein tiefes Loch, man verliert ein Stück Identität, ein Teil von uns stirbt mit!
Das kann ich nur bestätigen. Aber die Frage nach meiner Mutter, kenne ich
auch, habe sie aber nicht überbewertet.
Liebe Stef,
wie Du ja schriebst, haben Deine Freundinnen so einen Verlust noch nicht erfahren und können Deine Situation nicht nachvollziehen.
Ich habe Freundinnen, denen es schon so wie mir ergangen ist, aber auch sie sind nicht gewillt( spüre ich ) soviel Gesprächbedarf von mir über meinen Vater (den ich habe ) mit mir zu teilen. Ich denke, das liegt daran, weil sie wieder schmerzhaft an ihren schon länger zurückliegenden Verlust erinnert werden. Somit leistet mir das Forum hier gute Dienste.
Das ersetzt natürlich nicht immer das persönliche Gespräch und mir fehlt es auch öfters. Ich verstehe Dich da total!
Liebe Petrulla,
ja man wird sehr viel reifer, das kann ich nur bestätigen. Ich laß mich auch von "Kleinigkeiten", die ich als "banal" einstufe nicht mehr fertigmachen, denn wenn man so einen Verlust erlitten hat, gibt es weiß Gott wohl wichtigere Dinge, denen man seine Aufmerksamkeit widmen sollte.
Ich versuche auch mehr im Hier und Heute zu leben, als mich in die Zukunft zu träumen, denn eins habe ich voller tiefster Schmerzen begriffen, das so ein Verlust das ganze Leben in Frage stellt und wir sterblich sind.
Liebe Grüße und viel Kraft wünsche ich Euch Allen!!!
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