AW: Hilflos auf Omas Tod warten
Liebe nurich,
Martina hat dir schon sehr schön und einfühlsam geschrieben. Auch ich kann dir leider keinen wirklichen Rat geben, das muss wohl wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Ich möchte dir aber sagen, dass wenn du dich doch entscheiden solltest bei deiner Omi zu sein, du ganz sicher gar keine Angst zu haben brauchst. Ich habe das erste Mal vor 5 Jahren meiner Mutter beigestanden als sie gestorben ist und das letzte Mal vor 6 Monaten meinem Vater. Gerade bei meiner Mutter hatte ich so furchtbare Angst, dass ich fast verrückt geworden bin - so schreckliche Angst, dass sie leiden muss und sich quälen muss. Sie hatte eine lange und schlimme Krankheit.
Ich hatte noch niemals vorher mit dem Tod zu tun gehabt und dachte, dass der Sterbeprozess das schlimmste von allem ist. Aber was soll ich dir sagen? Der Vorgang des Sterbens ist so anders als man es sich vorstellt. Ganz zum Schluss ist es nur noch friedvoll, so vollkommen leidlos. Ich bin so glücklich, dass ich das erleben durfte, dass ich sehen und fühlen durfte, dass es meiner Mutter gut geht. Wie sich ihre Gesichtszüge entspannten, all der Schmerz von ihr abfiel. Ich glaube das dieses Erlebnis das einzige ist, was mich seitdem noch aufrecht hält. Und genauso war es auch bei meinem Vater.
Ich sollte allerdings dazu sagen, dass mir in all der Zeit niemals auch nur der Gedanke gekommen wäre nicht bei ihnen zu sein. Aber das ist wie gesagt wirklich eine sehr persönliche Entscheidung. Vielleicht ist es für manche Menschen besser, wenn sie das nicht mit begleiten möchten und das ist auch völlig okay. Wie auch immer man sich entscheidet, es sollte einfach eine Entscheidung des Herzens sein, dann ist es immer richtig. Ich wünsche dir viel Kraft und Liebe, Rezzan
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