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Alt 16.04.2007, 22:27
grka grka ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Ich hab es seit August auch nicht geschaft zu meiner Oma ans Grab zu gehen oder zu meiner mom seit der Beerdigung im März. Ich weiß nicht wieso - vielleicht weil ich mir vorwürfe mache, daß ich nicht trauere und nicht will das sie es sehen. Wenn ich über ihren Tod nachdenke, dann stellt sich bei mir an erster Stelle das Gefühl der Erleichterung und Freiheit ein und ich hasse mich dafür. Ich muss dazu sagen, daß meine mom und ich früher ein Herz und eine Seele waren. Wir gegen den Rest der Welt, doch meine mom hat sich sehr verändert. Sie fing an und klammerte sehr stark. Teilweise konnte ich nicht mal Tanken fahren alleine weil sie mit wollte. Sie hatte Panik, daß mir was passieren könnte. Eine Zeitlang konnte ich es ertragen, aber irgendwann hab ich versucht mich zu befreien. Es gab viel Streit und mom fing dadurch wieder an zu trinken. Als ich mit 27 zu Hause ausziehen wollte drohte sie mir mit selbstmord. Nach meinem Auszug wurde es immer schlimmer. Irgendwann hatte ich das Gefühl daß ich ein Kleinkind hatte. Alles musste ich erledigen, egal ob es Kündigungschreiben waren oder Sachen aus der Apotheke kaufen. Ich war fast alle 2-3 Tage bei ihr um ihr zu helfen. Sie wurde immer unselbstständiger. Ich dachte irgendwann, daß kann doch nicht sein - die macht das sicher um mich noch mehr zu binden und um sich zu haben. Also fing ich an immer weniger für sie zu machen. Das ergab neue Streits und sie schmiss mir eine menge schlimer dinge an den Kopf und weinte viel. Ich dachte wirklich, daß sie sich absichtlich ungeschickt anstellt damit ich komme. Heute weiß ich, daß das nur zum Teil stimmte. Die extreme Verschlechterung der letzten 3 Jahre kam durch die weit fortgeschrittene Leberzirrhose, was ich aber bis zu dem Tag vor ihrem Tod nicht wußte. Jetzt mache ich mir Vorwürfe und Hasse mich für mein Verhalten.

Ich denke immer häufiger an die Streits zu Weihnachten und Neujahr. Ich war total genervt von ihrem seltsamen Verhalten und ihren Vorwürfen. Heute wünsch ich mir alles wäre anders gelaufen. Wenn ich gewußt hätte das sie durch ihre Krankheit so seltsam und ungerecht wurde, dann wäre alles anders gelaufen. Aber keiner konnte ahnen, daß sie mit 60 plötzlich verstirbt ohne Vorwarnung. Jetzt schwanke ich zwischen Erleichterung (die ständigen emotionalen Erpressungen waren echt extrem) und schuldgefühlen. Trauer kommt da irgendwie gar nicht hoch.
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