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Alt 28.05.2007, 23:19
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Indianische Medizinfrau Indianische Medizinfrau ist offline
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Standard AW: Inoperables Glioblastom IV - seltsamer Verlauf - Hilfe...

...und wieder haben sich bei uns die Ereignisse überschlagen.....

Am 21.5. ist mein Vater dann doch nach Hause entlassen worden, alles sah ganz hoffnungsvoll aus, auch die Bestrahlungen sollten ab dem 22. wieder losgehen.
Aber schon am nächsten Tag verschlechterte sich sein Zustand zusehends.
Er wollte weder essen noch trinken und war plötzlich total schläfrig.
Aus der alten Drainagewunde (die ja schon längst zugeheilt war) von der Milz-OP begann es wasserfallartig rauszulaufen und er wurde plötzlich sehr verschleimt.
Der Hausarzt meines Vaters kam an diesem Tag zweimal und wollte ihn gerne sofort wieder einweisen, aber trotz mehrfacher Telefonate mit der Klinik hieß es, es sei kein Bett frei....
Mein Vater wollte aber wenn überhaupt wieder in das Krankenhaus wo er zuvor gelegen hatte, da dort die Bestrahlungen stattgefunden hatten und er sich immerzu daran festhielt, daß diese dort wieder beginnen könnten.
Darum sahen wir davon ab, ihn in ein andres Krankenhaus bringen zu lassen.

Nach diesem schlimmen Dienstag folgte eine unruhige Nacht, mein Vater hatte Erstickungsangst, war vollkommen schwach und kraftlos und konnte nicht mal mehr husten.
Am frühen Mittwoch morgen bin ich dann hingefahren und war ehrlichgesagt sehr erschrocken über seinen Zustand.
Er war total blass, hat nur noch geschlafen und hatte Atemnot und große Schmerzen, im Nacken, im Rücken und im Bauch.
Wenn man ihn bewegt hat hat er laut gestöhnt und nur noch geflüstert er könne nicht mehr....
Innerhalb von zwei Tagen ein ganz rapider Verfall und keiner wußte warum, und die Klinik wollte ihn nicht aufnehmen.

Irgendwann rief dann die Arztpraxis vom Hausarzt an, sie habe die Klinik erneut mehrfach angerufen und um ein Bett gebeten, die Antwort lautete:
Wir sollen ihn hinbringen, ob er allerdings stationär aufgenommen würde, könne man uns nicht versprechen.
Ich fand das unglaublich, was für eine Aussage.
Es sind immerhin ca. 50 km zu dieser Klinik, ich hatte schreckliche Angst, daß mein Vater nichtmal den Hinweg schafft.

Um halb 11 kam dann der Krankenwagen, mein Vater mußte mit 3 Männern auf die Trage gehoben werden.
Ich schwor mir, egal was kommt, ihn nicht zurück nach Hause fahren zu lassen, sondern ihm irgendwie ein Bett dort zu verschaffen.
Niemals hätte er die Strapazen einer Hin- UND Rückfahrt geschafft.

Im Krankenhaus selbst wurde er dann eine Stunde in der Notaufnahme liegengelassen ohne daß sich überhaupt jemand um ihn kümmerte.
Es kommt gleich jemand hieß es immer mal wieder wenn wir eine vorbeihuschende Person fragen wollten.
Immerhin bemühte sich irgendwann jemand im vorbeigehen darum, ihm auf die Nachfragen meiner Mutter wenigstens Sauerstoff zu geben.
Er saß fast aufrecht auf der Trage und rang nach Luft und keiner kam um ihm zu helfen, es war ganz grausam.
Seine Hände und seine Wangen waren ganz blau, ansonsten war er käsebleich und ich rechnete ehrlichgesagt mit dem allerschlimmsten.

Irgendwann kam dann eine junge Dame und wollte ihm Blutabnehmen, dies ist ihr allerdings nicht gelungen.
Mit der Aussage, er wäre ja völlig zentralisiert, eilte sie von dannen um einen Anästhesisten zum Blutabnehmen zu organisieren.
Stattdessen kam dann ein Oberarzt, er warf einen Blick auf meinen Vater, drückte ordentlich auf dem Bauch rum, und sagte nur: Sofort Intensiv.

Dort bekam mein Vater erstmal einen ZVK verpaßt und einen Ultraschall.
Aber auch dort ließ sich sein abgrundtiefer Zustand nicht erklären, es waren nur leichte Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum zu sehen und die Blutwerte waren auch relativ ok.

Sie wollten ihn dann erstmal stabil kriegen und dann ein CT machen.
Vom erneuten Herzinfarkt, Lungenembolie bis hin zum Darmverschluß war alles in der Überlegung.

Das CT ergab eine vermeintlich immer noch oder schon wieder bestehende Blutung aus der Bauchspeicheldrüse, welches man am nächsten morgen endoskopisch versuchen wollte zu beheben.
Sollte dies nicht gelingen müsse man erneut operieren.....
Was das in diesem Zustand bedeuten könnte war uns natürlich klar.
Zudem stellte sich eine Lungenentzündung heraus.

Die Endoskopie ergab, daß es wohl doch nicht erneut blutete, sondern ein alter Bluterguß bestehe, der evtl. chirurgisch ausgeräumt werden müsse, letztendlich haben sie punktiert.
Trotzdem läuft es immer noch aus der Drainagestelle heraus.

Nach einigen bangen Tagen geht es meinem Vater nun etwas besser, er hat auch Blutkonserven bekommen.
Er kann inzwischen etwas abhusten, hat wieder ein wenig Appetit und ist nicht mehr ganz so schläfrig, sondern fragt ab und zu, wielange er noch dortbleiben müsse.
An eine häusliche Pflege ist natürlich momentan überhaupt nicht zu denken.
Er liegt noch immer auf der Intensiv, bekommt Sauerstoff, hat einen ZVK, macht Atemübungen mit einer Druckluftmaske (weiß nicht wie sich das nennt) und muß immerzu umgelagert werden, da er völlig immobil ist.
Außerdem hat er einen Blasenkatheter und ist auch stuhlinkontinent...*heul*

Insgesamt läuft in dieser Klinik einiges nicht so wie es sollte und ich werde morgen versuchen, einen Gesprächstermin mit der Dame vom Qualitätsmanagement zu bekommen.
Details mag ich allen hier gerne ersparen, und mir ist auch klar, daß man bei eigenen Angehörigen sicher empfindlicher ist als bei fremden Patienten, aber mein Krankenschwester(und Tochter-) herz blutet bei so manchen Dingen die geschehen oder eben auch nicht geschehen.

Es ist so schrecklich zu sehen, wie sich innerhalb weniger Stunden der Zustand so verschlechtern kann, dabei ging es ihm so "gut" vor der Entlassung und er hat sich so auf zuhause gefreut.
Und nun wurde er nach seiner schweren Milz-OP wieder hinter null zurückkatapultiert....

Geändert von Indianische Medizinfrau (28.05.2007 um 23:28 Uhr)
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