Eine Gutenabendgeschichte zum Einläuten des Wochenendes…
Nachdem ich heute von der Sonne und Kater Paulchen geweckt wurde und das Gefühl hatte, die blöde Schulter tut nicht so weh, verbrachte ich einen sehr entspannten Vormittag. Dann musste ich zum Bahnhof, einerseits, weil mein Rad da noch stand, denn gestern Abend, als ich aus Dresden kam, hatte es fürchterlich gegossen und ich gönnte mir ein Taxi, andererseits weil ich den Rest einer Gruppenreisebezahlen wollte. So stieg ich in den Bus und wurde von einer ziemlich lauten Geräuschkulisse empfangen. Viele Kinderstimmchen schwirrten durcheinander, es war ganz schön laut. Aber in wenigen Sekunden erfasste ich die Situation: es waren alles Kinder mit Hörgeräten und ihre Lehrerinnen, vermutlich machten sie einen Ausflug. Manche sprachen normal laut, andere lauter, wieder andere nahmen die Hände zu Hilfe während sie sich mit ihrem Sitznachbarn unterhielten. Besonders niedlich war es, dass einer der Jungs, ein recht kleiner, neben einer älteren Dame saß, auf einem Sitz, der tatsächlich höchstens für anderthalb Personen reicht. Sie lächelte mild und sah den Kleinen von Zeit zu Zeit von der Seite an, dann mich, und wir lächelten uns ebenfalls zu. Ich war zwar froh, diesem Bienenstock am Bahnhof zu entkommen, aber es war so schön zu beobachten, wie gut die Kleinen mit ihrem Handikap umgingen und offensichtlich ihre Unternehmung genossen.
Vielleicht hat mich diese Busfahrt besonders berührt, denn in Dresden hatte ich am Tag zuvor eine Ausstellung besucht, die sich mit Eugenik und deren Auswirkung im dritten Reich befasste. Dort hatte ich Schicksale von Kindern dokumentiert gesehen, die keine Chance hatten, mit ihrer Behinderung groß zu werden.
Abgesehen von dieser ernsten Thematik verbrachte ich viele schöne und auch lustige Stunden mit meiner Mutter in Dresden. Die Sonne schien, es war ja kaum auszuhalten! Dienstag reisten wir an, da war es schon sonnig und warm bis in die Abendstunden, aber am Mittwoch suchten wir Zuflucht unter jedem Baum und Strauch bei einer Parkbesichtigung, ansonsten gingen wir immer schön auf der schattigen Straßenseite! Elbflorenz ist ein durchaus berechtigter Name für diese Stadt, die Atmosphäre hat was Südliches. Dann gestern dieser Wechsel,
Wolf hat es sicher gewusst, aber ich höchstens geahnt… So fiel uns der Abschied von Dresden nicht ganz so schwer. Vor lauter Begeisterung musste ich
Christel wieder eine Ansichtskarte schicken, hoffentlich kannst Du dich beim zweiten Mal noch genauso freuen wie ich mich über meinen zweiten Besuch in Dresden! An dieser Stelle empfehle ich die Lektüre eines sehr schönen Heftes, was gerade herausgekommen ist und sich mit Dresden, Leipzig und Weimar befasst. Daraus muss ich unbedingt ein Gedicht zitieren,
was vom Chefredakteur der Titanic, Thomas Gsella stammt:
Dresden, Leipzig, Weimar:
Alle drei auf einmar
Wenn Putz von großen Häusern fällt,
und kleine Autos rosten;
wenn Armut sich zur Not gesellt,
dann bist Du wohl im Westen.
Im Osten aber: welcher Glanz!
O Dräsden! Leipzisch! Weimar!
Wie himmlisch dort die Bausubstanz,
wie göttlich hier die Reimer:
Der Goethe hat den Faust gemacht,
die Bürgschaft und die Glocke.
Der andere speiste Tag und Nacht
Dillreis mit Schillerlocke.
Daher der Name: Friedrich Dill.
Sein Steckenpferd: das Bauen.
In Leipzig schuf er, reichlich schrill,
'ne Kirche nur für Frauen.
In Dresden steht das Allerlei,
in Weimar das Gewandhaus.
Und manchem Dichter geht bei drei
zuweilen der Verstand aus.
So Ihr Lieben

, wenn ich ein

oder

in Euer Gesicht zaubern konnte mit meinem kleinen Bericht und dem Gedicht Herrn Gsellas, dann freue ich mich. Besonders Dir, liebe
Astrid, wünsche ich, dass es genügend Momente gibt, in denen Du lachen oder zumindest lächeln kannst, das ist so wichtig gerade in ernsten Zeiten.
Bald kommt gut erholt und aufgetankt mit frischem Mut und neuen Energien
Christina zurück und wird hoffentlich auch ein bisschen aus südlichen Gefilden berichten.
Wenn ich heute Abend nicht alle namtlich aufzähle (
Biba, Juliane, Tanja, Ulla, Erika...), nehmt es bitte nicht krumm, meine Schulter- und Muskelverspannungen danken es mir, wenn ich jetzt zum Ende komme. Außerdem bin ich doch jetzt auf Heimaturlaub: vierzehn Tage am Stück zu Hause!
Liebe Grüße an alle
Michaela