Diagnose Lungenkrebs
Hallo ihr Lieben,
ich sitze mal wieder in Münster. Aber zum Glück fahre ich übermorgen schon wieder zu meinen Eltern.
Die Lungenentzündung scheint abzuklingen. Dafür hat meine Mutter sich gestern nach dem Mittagessen übergeben. Mein Vater und ich hatten ihr zwei Äpfel klein geschnippelt und mitgebracht, und die hat sie dann nachmittags auch gegessen. Danach war ihr wieder ein bißchen komisch, aber es ist gut gegangen. Und heute morgen, als ich mit ihr telefonierte, hatte sie schon zwei Marmeladenbrötchen gegessen. Hoffentlich war das nur ein kurzer Ausrutscher!
Ich weiß gar nicht, wo ich weiter erzählen soll. Ich bin einfach nicht mehr so sicher, was ich hoffen darf. Aber so lange meine Mutter die Hoffnung nicht aufgibt, werde ich es auch nicht tun.
Was mir auch sehr zu schaffen macht ist, meinen Vater so traurig und hoffnungslos zu sehen. So zeigt er sich vor meiner Mutter natürlich nicht, aber zu Hause merke ich doch, dass ihm das Weinen näher steht als alles andere, und das schneidet mit furchtbar ins Herz.
Umso wichtiger ist es mir, möglichst viel zu Hause zu sein, so lange meine Mutter im KH ist.
Vielleicht bin ich ihm keine große Hilfe oder Trost, aber wenn ich da bin, ist das Haus doch wenigstens nicht so leer.
Wisst ihr, ich habe mir nie die Frage nach dem „Warum“ gestellt, oder nach dem „Wieso ausgerechnet meine Mutter“. Aber als sie in der Nacht zum Montag solche Atemnot hatte und meine Vater sie morgens ins Krankenhaus brachte, da schoss es mir dann doch durch den Kopf: „Wozu?“ Ich hab die ganze Zeit daran gedacht, wie es ihr wohl gerade geht, und dazu kam immer wieder die Frage „Warum? Wozu?“
Jaja, ich weiß, dass einen diese Fragen nicht weiterbringen, aber sie lassen sich nicht unterdrücken.
Hm, eigentlich ging mir noch viel mehr durch den Sinn, aber im Augenblick ist mein Kopf irgendwie wie leergefegt.
Christa, hat deine Mutter sich eine anständige Perücke ausgesucht? Als meine Mutter damals ihre ausgesucht hat, konnte ich leider nicht mit. Dabei wollte ich so gerne auch mal eine aufsetzen. Ich habe nämlich ziemlich starke Naturlocken, und einmal im Leben hätte ich mich gerne mit glatten Haaren gesehen. Naja, vielleicht ein andermal. ;-)
Hi Pedi, mach dir mal keine Sorgen, dass dein Papa während der Reha irgendwie demotiviert werden könnte. Er wird da sicher hauptsächlich auf Leute treffen, die auch wieder fit werden wollen. Es wird ihm sicher gut tun!
Euch und allen anderen noch mal vielen Dank, dass ihr so an mich (uns) denkt.
Liebe Grüße aus (dem ätzend verregneten) Münster
Katrin
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