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Alt 18.08.2007, 22:42
Rosa98 Rosa98 ist offline
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Registriert seit: 26.05.2007
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Standard AW: Warum so schnell? - Fassungslosigkeit

Liebe Lisa,

es tut mir so leid, daß es Deiner Mama so schlecht geht und Ihr so eine harte Zeit habt.
Deine Geschichte könnte von mir geschreiben sei. Allerdings ist das schon 20 Jahre her und ich bin jetzt 47. Meine Mutti hatte genau den gleichen Krankheitsverlauf und ist 3 Monate nach ihrem 45. Geburtstag gestorben.
Seit ein paar Monaten bin ich hier im KK weil mein Lebensgefährte an Krebs erkrankt ist, mit einer heftigen Diagnose.
Ich würde Dir jetzt gern etwas schreiben was Dir Hoffnung macht und Dir Kraft gibt. Ich kann Dir nur von meiner Erfahrung berichten.
Wir hatten damals alles an Therapien und alternativen Möglichkeiten ausgeschöpft und uns an jeden Strohhalm geklammert. Meine Mutti war eine unheimlich starke Frau und hat gekämpft wie eine Löwin. Als aber dann die Hirnmetastasen dazu kamen, ging ihre ganze Kraft zu Ende. Die Bestrahlungen haben ihr so schrecklich zugesetzt und sie war innerhalb weniger Wochen nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Die Ängste und das Leid während der Erkrankung muß ich Dir nicht schildern. Als wir dann ca. 2 Wochen vor ihrem Tod akzeptiert hatten, daß wir sie gehen lassen müssen, wurde es ein wenig leichter.
Ich war damals nur noch darauf bedacht, bei ihr zu sein und sicher zu sein, daß sie keine Schmerzen hat und nicht bei lebendigem Leib erstickt.
Weißt Du, egal ob wir das verhindern wollen, ob wir wütend oder unendlich traurig sind, Verlustängste haben und uns wünschen, daß wir aufwachen und alles war nur ein schrecklicher Traum - egal - all das ändert nichts an der Tatsache, daß wir loslassen müssen. Was ich Dir damit sagen will, ist, daß es ganz wichtig ist, daß Du sie weiterhin begleitest. Du bist noch sehr jung und Deine Ängste sind momentan wahrscheinlich übermächtig, aber glaube mir man wächst in solch einer Situation und wie Du selbst ja schon vermutest, wirst Du es später vielleicht bereuen. Ich war damals dankbar. daß ich meiner Mutter nur ein Bruchteil von der Fürsorge zurück geben durfte , die ich mein Leben lang von ihr bekommen habe.
Und das hat sie sehr gebraucht und auch beruhigt. Es war für uns beide auch eine Art liebevollen Abschied zu nehmen.
Liebe Lisa ich wünsche Dir, daß Du jetzt jemanden an deiner Seite hast, der Dich auffängt und Dich stützt. Paß auch ein wenig auf deinen Bruder auf, versuche mit ihm zu reden. In seinem Alter ist es unglaublich schwer mit so einer Situation fertig zu werden. Achte darauf, daß er sich nicht zu sehr zurück zieht und bezieht ihn in die Pflege mit ein. Ihr müsst jetzt zusammen stark sein, das gibt Euch allen Kraft, auch Deinem Vater .
Ich weiß wie unendlich schwer und schrecklich das alles ist und ich wünsche Euch ganz viel Kraft und deiner Mama alles liebe und gute.


Liebe Grüsse

Rosa
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