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Alt 14.06.2003, 23:08
Gast
 
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo Claudia,

ja, es hat heute mittag gewittert, aber so schlimm war es nicht. Es war einfach eine himmlische Abkühlung :-). Irgendwie sieht es so aus, als ob es nochmal was gibt, es bauschen sich gerade wieder heftige Wolken auf. Mal sehen. Weißt du, wo ich gern zum Futtern hingeh? Ins "Idyll" bei Eselsfürth, kennst du bestimmt. Nicht zu teuer, dann an einem Weiherchen... Mir ist allerdings mal so nach einer richtigen Knobi-Orgie beim Griechen.... Wenn du mir einen im Kreis KL empfehlen kannst... :-). Ich glaub, wir warten mit dem Essengehen, bis Mutter wieder auf den Beinen ist und nehmen sie dann mit.
Ei, e Bärmche hats geb :-). Pfälzisch ist doch schön, gell? Was war dann druff?
Bei uns hängt auch jetzt die ganze Gartenarbeit an uns. Wenn es mir wenigstens Spaß machen würde....
Claudia, als mein Vater starb, stand danach ja sein roter Fiat in der Garage. Ich konnte in das Auto einfach nicht rein, hab meinen gammeligen Kadett dann immer weitergefahren, obwohl der kurz vorm Zusammenbruch war. Erst nach über einem halben Jahr hat mein Mann dann gemeint, weg mit dem chaotischen Kadett, nimm den Fiat, bevor der auch noch total zusammenrostet. Ich seh meinen Vater noch immer vor mir, wie er seinen Fiat immer gewienert und poliert hat. Ich seh ihn vor mir, mit seiner Arbeitsmütze, als ob es gestern wäre. Vater hing sehr an einem Fensterblatt, einer Grünpflanze, kennst du bestimmt. Ich hab immer noch einen Ableger, den ich trotz ungrünen Daumens immer weiter durchbringe. Es sind Kleinigkeiten, die uns überlebenslang mit unseren Lieben verbinden. Ich versteh dich voll und ganz. Ich hab vor kurzem einen Brief meines Vaters gefunden, den er mir nach dem 1. Herzinfarkt geschrieben hat, ich war da evtl. 10 Jahre alt. Seine Handschrift, seine Worte, einfach eine Kostbarkeit für mich. Aber manche wollen sich eher schnell von den persönlichen Dingen trennen, es ist wohl ihre Art zu trauern, muß man akzeptieren. Der Sohn meiner Patentante, die im Februar verstorben ist, hat jetzt schon das Haus ausgeräumt und verkauft. Ich hab auch gedacht, das könnte ich nicht. Aber Peter meinte, er könne sich eben um das Haus nicht kümmern, es wäre schwer, aber es ginge nicht anders.
Mein Vater ist ´87 gestorben. Es vergeht kein Tag, an den ich nicht an ihn denke. Ich vermisse ihn unheimlich, besonders jetzt. Aber ich spür auch oft seine Gegenwart. Das gibt mir irgendwie wieder eine gewisse Ruhe. Und nach all den vielen Jahren, ja, da kommen mir immer noch die Tränen, weil ich meinen Vater so sehr vermisse. Aber er lebt in meinem Herzen weiter, bis ich auch irgendwann den Löffel abgeben muß.

Biba, du bist nicht allein!!! Schreib dir doch alles vom Herzen runter, alles was dich belastet!!! Sicher, keiner kann dir die Erkrankung abnehmen, aber vielleicht eben ein Teil der Ängste, einfach seelisch unterstützen. Ich kenn jetzt leider deine Diagnose nicht. Aber glaub mir, als Angehöriger macht man auch die Hölle durch. Du mußt dir die Sorgen von der Seele reden oder schreiben. Egal, ob Betroffene/r oder Angehörige/r, wir brauchen psychische Unterstützung und ich hoffe, wir finden sie hier. Mir ginge es bedeutend schlechter, wenn ich nicht auf die lieben Menschen hier getroffen wäre, einer liegt mir besonders am Herzen, den ich von meinem grauen Monsterchen ein paar liebe Schnabelschnubser rüberschicken soll :-)). Biba, ich schick dir eine dicke Umarmung und gib nicht auf. Mutter wird bald 80, aber sie kämpft!

Nun wünsch ich euch allen noch einen ruhigen und auch hoffentlich schönen Abend.

Liebe Grüße

Christa
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