Diagnose Lungenkrebs
Hallo Katrin,
die Gedanken, die Du hast, kenne ich genau. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, weil jeder Mensch, der so nah an einem Menschen ist, den er liebt, und dem er nicht mehr helfen kann, diese Gedanken hat. Das schreckliche bei dieser Krankheit ist, dass es immer weniger wird und man nicht mehr helfen kann. Die Kranken verändern sich nicht nur physisch sondern auch psyschisch und das macht den Umgang mit ihnen so schwierig. Deshalb hatte ich den Vorschlag mit dem Pflegedienst gemacht. Der nimmt das Verhalten nicht persönlich, weil der Abstand da ist.
Es gibt eine Zeit danach und es gibt eine Erinnerung an die Zeit jetzt und mit der Erinnerung müsst Ihr dann leben.
Ich habe vor 16 Jahren, als mein Vater innerhalb von 6 Wochen an LK starb, mit ihm nicht über die Krankheit sprechen können, weil es mir der Arzt verboten hatte. Ich habe mich auch nicht verabschieden können, weil er zum Schluß nicht mehr ansprechbar war. Darunter leide ich heute noch. Aber auch meinem Vater war die Chance genommen worden, seine Angelegenheiten zu regeln.
Ich würde heute anders handeln.
Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Aber wenn der Kranke nicht mehr will, dann muss man ihn auch gehen lassen. Ich bin heute noch nicht über den Tod meines Vaters hinweg, aber ich weiß, dass ihm viel erspart worden ist und uns als Angehörigen auch.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft. Ich denke an Euch.
Brigitte
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