Diagnose Lungenkrebs
Hallo ihr Lieben,
ich danke euch allen sehr.
Am Freitag wird die Trauerfreier sein, dann wird ihr Sarg abgeholt. Sie wird verbrannt, und in zwei oder drei Wochen werden wir dann die Urne beisetzten. Dabei werden aber wohl nur mein Papa, meine Schwester, meine Tante und ich anwesend sein.
es kommt mir so unnatürlich vor, im Zusammenhang mit meiner Mutter von Sarg, Beerdigung oder Urne zu sprechen. Es ist, als würden diese Dinge einfach nicht zusammenpassen, zusammengehören!
Es gibt viele Dinge, die ich in den letzten Wochen gedacht habe, wegen denen ich nun Schuldgefühle habe. Ich habe sie in einem Brief festgehalten und meine Mutter um Verzeihung gebeten. Den Brief soll sie mit in den Sarg bekommen.
Einen Großteil des Tages bin ich ziemlich gefasst, eigentlich eher leer und hohl. Zwischendurch kommen dann die Tränen. Aber ich habe gedacht, wenn meine Mutter stirbt, würde ich ununterbrochen weinen. Ich dachte, der Schmerz würde mir die Brust zusammendrücken und mich wochenlang ununterbrochen begleiten. Ich bin erschrocken, dass dem nicht so ist, aber ich hoffe, dass das nur ein Schutzmechanismus ist und kein Zeichen von Gleichgültigkeit ist.
Ich fürchte mich sehr vor Freitag. Mein einziges Ziel ist, nicht zusammenzubrechen. Meine Mutter war konfessionslos, deswegen hatten wir einen Trauersprecher bestellt. der war gestern da, und er war ein Kotzbrocken! Man kann es nicht anders beschreiben. Meine Schwester konnte dann einen evangelischen Pfarrer gewinnen, der nun die Trauerfeier übernimmt. Sie kennt ihn persönlich, und er soll wirklich lieb sein.
Der andere wollte uns einfach alles ausreden; gegen jeden Funken Individualität, den wir einbringen wollen hat er gestänkert.
Wir wollen einen text verfassen, der mit den Worten beginnt: es lässt sich nicht verleugnen: ohne dich wird es langweiliger. Und dann möchten wir kleine Ereignisse aufzählen, in denen sich viele Trauergäste wiedererkennen werden, wie zum Beispiel "kein Sonntagsfrühstück bis in den Nachmittag mehr mit dir". Da werden bei bestimmten Personen Erinnerungen geweckt, und das macht doch alles viel persönlicher.
Wir haben wunderschöne Lieder ausgewählt. Von Josh Groban "To where you are" und "You´re still you". Auch die texte passen so wunderbar. Ich habe sie übersetzt, und meine Schwester druckt sie haute auf Karten, die jeder Trauergast dann bekommt.
Wie ihr an diesem langen Beitrag vielleicht erkennt, bin ich grad wieder in einer gefassten Phase, sonst könnte ich das hier nicht schreiben. Ich wünschte, ich würde mich nicht so gefühllos fühlen. Ich komme mir so kalt vor!
Ich weiß, dass ihr bestimmt am Freitag an mich denken werdet. Und ich werde euch alle trotz allem auch nicht vergessen und wünsche euch das allerbeste!
Liebe Grüße und eine Umarmung schickt euch
Katrin
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