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Alt 18.01.2002, 11:31
Gast
 
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Standard lungenkrebs

Liebe Conni, liebe Dagmar,

Euch beiden vielen Dank für Eure tröstenden Worte.

Weißt Du, Dagmar, ich denke auch, dass es in der letzten Zeit nicht unbedingt richtig gewesen wäre, meinen Vater mit der Wahrheit zu konfrontieren, das hätte ich auch nicht gekonnt. Zu mir hat er auch nie gesagt, er will nicht mehr usw., das ist halt meiner Schwester passiert und die hat dann gesagt: Papa, der Arzt darf Dir keine Spritze geben, aber wir sind bei dir und wir haben Dich lieb und zusammen stehen wir das durch.
Zwei Tage vor seinem Tod war ich dabei, als der Arzt zu ihm kam. Der fragte, wie es ihm geht und mein Vater sagte, er habe fürchterliche Luftnot. Der Arzt sagte: Haben Sie denn auch Angst und mein Vater darauf: Ja, große Angst! Und ich stand daneben wie erstarrt und dachte, oh Gott , er hat Angst! Und dann sagte der Arzt: Schauen Sie mal nach draußen, Herr Sch., der Sonnenuntergang ... und mein Vater starrte ihn an und ich auch. Das war total schlimm, mein Vater hat ihm seine Angst anvertraut und gedacht, der hilft mir jetzt, und der Arzt hat nichts unternommen. Was ich sagen will ist, ich war zu keiner Reaktion fähig und das finde ich so schlimm, im Gegensatz dazu eben die Reaktion meiner Schwester. Wahrscheinlich schreibe ich auch etwas wirr und wie immer viel zu viel.
Wie geht es denn Deinem Vater, wie ist sein Zustand?

Liebe Conni,

ich kann Dich so gut verstehen, man kann nicht loslassen und tief im Innern hofft man letztendlich doch auf Besserung ... Ich denke, Du verhälst dich völlig richtig, und ich finde es schön für Deinen Vater,dass er zu Hause sein kann.
Dass mein Vater soviel Angst hatte, hab ich ihm gar nicht so angemerkt. Auch nicht wirklich die Luftnot. Es sah immer aus, als ob er tief und gleichmäßig atmet. Der Prof. hat mir erklärt, das Problem sei halt, dass er so tief und konzentriert atmen müsse, damit er überhaupt Luft bekommt. Das hing mit der Lungenentzündung zusammen und einer Rippenfellähmung. Der Tumor saß im rechten Lungenflügel oben und unten die Lungenentzündung. Der linke Lungenflügel war nicht befallen und ohne die Rippenfellähmung hätte er er über diesen Lungenflügel atmen können.

Die Wohnung habe ich noch nicht ganz aufgelöst, wir sind noch beim Sortieren und Ausräumen, was auch ganz furchtbar ist, mir ist immer ganz zittrig, wenn ich dort arbeite.
Als meine Mutter gestorben war, hat mein Vater das zuerst gar nicht verarbeiten können. Sie war sehr lange krank, eine Muskelkrankheit, die in Schüben fortgeschritten ist.
Mein Vater war immer sehr verschlossen in Gefühlsdingen und hat vieles mit sich selbst abgemacht. Nach dem Tod meiner Mutter hat er im wesentlichen zu Hause gesessen udn geraucht, manchmal über 100 Zigaretten am Tag. Er hat wie er selber sagte, lange gebraucht, um überhaupt zu erkennen, dass sie mit ihrer Krankheit einfach nicht mehr leben konnte. Und dann wurde er selbst krank ...

Liebe Simone, es ist so wie Du sagtst, man braucht seine Eltern immer noch, sie sind eine feste Größe im Leben und es ist unfaßbar, sie verlieren zu müssen.

Liebe Grüße an Euch alle, ich denke fest an Euch!

Karina
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