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Alt 02.07.2003, 23:02
Gast
 
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo liebe Leute,

erst einmal danke ich Euch für Eure lieben mails.
Ich werde meine Erklärung jetzt doch hier schreiben, weil es mir einfach zu viel wäre, es in jeder mail einzeln zu erklären.

Ich möchte betonen, daß ich von niemanden persönlich verletzt wurde und es selbst auch nicht vorhabe. Diejenigen , die mit mir näheren Kontakt haben, wissen, daß in meinem Umfeld im Moment viel passiert ist...einiges was ihr wißt und andere Sachen, die ich mit mir ausmachen muß, aber nichts mit dem KK zu tun haben. Nun, diese Sachen haben mich momentan sehr empfindlich gemacht...da werde ich schnell ungerecht...und leider schreit es dann auch in mir danach, einfach mal dem Ganzen Luft zu machen.
Dies könnte sich hier aber in Form einer aggressiven Mail entladen und das will ich nicht, weil ich hier eigentlich jeden mag und niemanden verletzen will.

Also...ich möchte jetzt nicht, daß irgendwas mißverstanden wird und versuch es mal zu formulieren..

Erst einmal finde ich es wirklich klasse, daß im anderen Thread, die Betroffenen mal so ein bißchen ausgeführt haben, in welcher Misere sie stecken.
Und Ihr habt recht...es ist menschenunwürdig und teilweise verachtend so etwas mitzuerleben.
so..ich will denjenigen von Euch erklären, was die letzten Tage in meinem Kopf vor sich ging....und zwar so ein bißchen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Und bitte nochmals darum, daß niemand sauer ist...weil es sind MEINE Empfindungen und sie müssen durchaus nicht berechtigt sein.

Um anzufangen..ich war schockiert, über diese dummen Sprüche im Brustkrebsthread...wie können Menschen so reagieren?
Ich bin kein Weichei...und halte auch nicht viel von tütelüt...will sagen drumherumgerede, aber das war auch mir zu viel...dann habe ich mir den von Biba, empfohlenen Thread " Ihr armen Angehörigen durchgelesen". Hm....was soll ich dazu jetzt sagen...ich finde es wirklich schlimm, diese Krankheit zu haben...damit leben zu müssen...aber einiges in dem Bericht, der überall so viel Anklang gefunden hat, ist mir sehr sauer aufgestoßen...und zwar...nur ich bin wichtig und mag es noch so schlimm sein, was ihr erlebt habt, meins ist das schlimmste überhaupt, was es gibt. Sehr vereinfacht gesagt. Ich möchte hier die Schreiberin nicht verunglimpfen, da ich (les ja immer querbeet) schon mehr von ihr gelesen habe und ihre Beiträge, Erklärungen, Beschreibungen, b.z.w. Ausführungen immer sehr geschätzt habe, weil sie Dinge gut in Worte fassen kann. Aber ich finde auch es gibt noch andere schlimme Dinge im Leben. Meine damit kein Hühnerauge oder Migräne. Auch Kinder, die in der Schule von einem Amokläufer bedroht werden...erleben Todesängste...auch haben wir genug kriegsintensive Teile der Welt..auch diese Menschen erleben Todesängste...Kinder und auch Erwachsene in armen Ländern, müssen sich prostituieren, und trotzdem mit der Todesangst leben, zu verhungern..., es gibt genug Krankheiten, die eine wesentlich niedrigere Heilquote als Krebs haben....ich könnte es noch endlos weiter ausführen...aber was ich damit sagen will...ich finde es ziemlich vermessen zu sagen, daß ich als Krebskranker, das schlimmste Leben überhaupt habe.
Ich will es nicht verharmlosen...nein, auf keinen Fall...aber andere Dinge dürfen auch nicht verharmlost werden.
Ich möchte wirklich nicht in Eurer Haut stecken, aber in vielen anderen auch nicht.
Inzwischen denke ich, daß ich vieles in den falschen Hals bekommen habe.., und bin froh, daß ich nicht gleich was dazu geschrieben habe, weil dann wäre ich verletzend geworden, was ich einfach nicht will.
Der Vergleich " ich sitze mit einem Mörder in einem Raum" fand ich sehr gut...aber was meint Ihr eigentlich, wie sich ein Mensch fühlt, in dessen Familie von allen Seiten Krebs in allen Variationen vorkommt? Auch ich sitze mit dem Mörder in einem Raum...und bin mir ziemlich sicher, der wird auch irgendwann zuschlagen. Auch nicht sooo einfach. Ist natürlich kein Vergleich mit dem, was Ihr als Betroffene fühlt...soll es auch nicht sein.
Ich möchte nur noch mal andere Seiten aufzeigen.
Dann....
Es ist schön, daß im Lungenkrebsthread, die Betroffenen einen Teil(wahrscheinlich nur einen klitzekleinen), Ihrer Gefühle und Behandlungen offen dargestellt haben. Ich fand es sehr hilfreich und wichtig, daß dies endlich mal passiert. Bloß....immer der Satz...aber das wollt Ihr Angehörigen doch gar nicht hören...hat mich tierisch sauer gemacht...was meint Ihr warum wir hier sind? Wenn uns unsere Lieben, die krank sind, so unwichtig wären, würden wir nicht hier schreiben. Ich persönlich bin auch der Meinung, daß mein Paps sich hier mal mit einklingen sollte...aber er will nicht....damit kommen wir schon zum nächsten Punkt...ich schlage ihm viele Dinge vor...er will alles nicht..und diese Tips kommen überwiegend von Betroffenen...nein, er sträubt sich...ja liebe Leute, was soll ich da noch machen? Irgendwann mag ich dann auch nicht mehr, will auch nicht immer aufs neue verletzt werden...ich habe auch eine Seele....aber dann...dann sind wir ja gleichgültig.
Hm...gut...dann bin ichs eben.
Was ich eigentlich schreiben wollte ist, es ist gut das Berichte von Betroffenen gekommen sind...aber es kommt mir im Moment so vor, als wenn die Betroffenen eigentlich NICHT hören wollen, was die Angehörigen beschäftigt....auch das ist nämlich nicht nur pillepalle.
Jetzt ist es ein nebeneinander...aber immer noch kein miteinander...naja...wenigstens flogen diesmal nicht die Fetzen.

Nun seh ich es so, sicher können wir Angehörige Euch Betroffene nicht immer verstehen...aber ich toleriere,aktzeptiere und respektiere die Verhaltensweisen (doofes Wort) der Betroffenen...aber können wir Angehörige nicht auch ein wenig Toleranz erwarten? Ich finde diese Toleranz wird leider oft mit Ignoranz verwechselt.
Ich lese hier in verschiedenen Threads, das sich die Beroffenen teilweise nicht mal gegenseitig verstehen und sogar fertigmachenhab....wie sollen wir...wenn uns der Betroffene nicht den Weg zeigt?
Auch ich habe mich schon wegen der Sprüche einiger Angehörigen aufgeregt, die ich niemals...niemals sagen würde...aber deswegen sind diese Angehörigen doch nicht bösartig..
Außerdem..wir schreiben hier nur...es ist manchmal nicht so einfach seine Gedanken in Worte zu kleiden...ohne jemanden weh zu tun...denn die Mimik fehlt..und wie gesagt...jeder Mensch fast Dinge anders auf.

Mir schwirren noch viele Gedanken in Kopf rum...kann sie aber nicht auf Papier wiedergeben...
Ich wollt jetzt nur noch sagen...dies alles sind meine Empfindungen...sie müssen nicht zutreffen...aber ich erlebe es nun mal momentan so...ich wollte hier niemanden einen Vorwurf machen..niemals...und hoffe mir ist keiner böse, daß ich es versucht habe offen zu schreiben...so...und jetzt brauch ich einfach nur kurz eine Pause, sonst geht mir irgendwann doch noch die Hutschnur hoch...und das wahrscheinlich ungerechterweise...

Viele Grüße
Pedi
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