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Alt 12.12.2007, 18:14
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Club Magic Life

Liebe Mosi,

da habt Ihr es ja wirklich stimmungsvoll bei Euch! Wir haben natürlich auch geschmückt: Unser Großer hat Sterne für die Fenster ausgeschnitten und verschiedenes aus Goldpapier gebastelt, das nun das übliche Sortiment bestehend aus Adventskranz, Pyramide, Räuchermännchen und Adventskalendern ergänzt. Aber ich muß sagen, daß ich innerlich noch nicht ganz in der Adventszeit angekommen bin, obwohl wir auch viele Weihnachtsgeschichten vorlesen und Plätzchen essen (meine Mutter hat für uns mitgebacken).

Außerdem haben meine Eltern unseren alten "Kaufladen" mitgebracht, als sie über den ersten Advent hier waren. An Heiligabend wurde bei uns immer die Puppenküche meiner Urgroßmutter aufgestellt und eben der Kaufladen, der aus der Kinderzeit meines Großvaters stammte. Sein Vater hatte ihn selbst gebaut. Beides wurde mit Süßigkeiten gefüllt und stand nur während der Weihnachtszeit zur Verfügung, so daß es einen besonderen Reiz hatte, damit zu spielen, im Kaufladen für die Küche einzukaufen usw.

In der Puppenküche, die mit dem alten Herd, zwei weißen Küchenschränkchen mit Häkelborden hinter dem Glas, Wandregalen und Küchentisch mit Stühlen ausgestattet ist, sah es folgendermaßen aus: winziges Gelee-Obst auf dem Obstteller, zitronenförmige Bonbons auf einem der alten Porzellanteller, die alle noch erhalten sind, Himbeerbonbons in einer Schale, Marzipankartoffeln im Kartoffeleimer, Dominosteine auf der Kuchenplatte, winzige Schokoladentafeln in einem Regalfach, Nüsse und Rosinen in den Vorratsfächern, Liebesperlen in der fischförmigen Puddingform etc.. Ebenso reichlich wurde der Kaufladen mit seinen vielen Schubfächern, Kisten und Körben ausgestattet.

Die Küche ist nun bei den Töchtern meiner Schwester. Und in diesem Jahr werde ich den Kaufladen für unseren Großen füllen, die alte Waage mit den winzigen Gewichten sowie die Kasse aufbauen und die dreieckigen Papiertüten für den Obstverlauf zurechtlegen. Außerdem hat meine Mutter die Plätzchenteigreste zu winzigen Broten, Brötchen und Brezeln verarbeitet...

Aber noch etwas ganz anderes, Ihr Lieben: Heute war ich zum ersten Mal bei einer Kunsttherapeutin, und es war eine erstaunlich intensive Erfahrung. Ich hatte mir vorgestellt, daß ich Euch so locker-flockig davon würde berichten können. Aber es war eine sehr intime Angelegenheit, eigentlich wie eine Psychotherapie-Stunde mit anderen Mitteln.

Die Therapeutin war mir von Anfang an sympathisch: sie ist ein auf eine ruhige, gelassene Art heiterer Mensch. Zu Beginn der 90 Minuten gab es ein kurzes Vorgespräch (wir hatten schon ausführlich miteinander telefoniert, so daß Ausgangssituation und Anliegen klar waren). Dann ging das Gespräch gewissermaßen auf dem Papier weiter. Ich wußte gar nicht, wie gut man mit Pinselstrichen aufeinander eingehen, sich unterhalten kann. Und schließlich sollte ich malen, was neu in mir ist seit der Diagnose bzw. wie es sich anfühlt. Erst wußte ich gar nicht, wie ich so etwas malen soll, aber es ging dann erstaunlich gut. Dabei kann ich gar nicht malen, es ist einfach so eine Farbkomposition geworden. Und das Ergebnis hat mich selbst überrascht. Wir haben noch ein paar Beobachtungen zu dem Bild festgehalten, aber die eigentliche Besprechung wird dann den Anfang der nächsten Stunde bilden.

Ich bin mal sehr gespannt darauf, wie sich diese Therapie entwickelt. Ich habe bisher das Gefühl, daß sie mir sehr guttut und ich genauso gestärkt herauskomme wie aus einem guten psychotherapeutischen Gespräch. Nur kommt man mit der Malerei offenbar noch an andere Dinge heran, die man gar nicht so in Worte fassen könnte...

Ihr Lieben, jetzt ist mein Bericht doch etwas länger geworden. Aber vielleicht interessiert es ja die eine oder andere von Euch, welche ergänzenden Therapie-Möglichkeiten es noch so gibt...

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend!
Eure Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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