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Alt 27.07.2003, 20:52
Gast
 
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Standard TV TIPP Heute 23.7.2003

Hallo, liebe Tina W., ich möchte zu dem Thema "flächendeckendes Screening" auf deinen Beitrag eingehen. Zunächst ist es ja leider so, daß es bislang gar kein flächendeckendes Screening gibt! Es wird gerade erst in 3 Regionen Deutschlands (!!!!)auf Probe - sozusagen als Studie - eingeführt, und dann auch erst für Frauen ab 50 Jahren! Viele der Frauen, die hier diskutieren und betroffen sind, sind aber deutlich jünger und leider von Anfang an schon massiv betroffen von Brustkrebs. Echte Früherkennung beginnt in meinen Augen nicht mit 50 sondern mindestens schon mit 35 Jahren. Aber das ist wohl noch Utopie für uns Frauen, da wir ja auch nur ein statistisches Problem darstellen, wie uns der Beitrag deutlich vor Augen geführt hat - und Bücher wie "Mythos Krebsvorsorge" tun ein übriges. Bevor wir uns also mit dem Problem der Krankenkassenfinanzierung für das Screening beschäftigen, sollten wir es erstmal für die Frauen ab 35 Jahren erreichen! Ob dann ein Bonussystem wie bei den Zähnen eingeführt würde, sei dahin gestellt. Bei der jetzigen Phase der Gesundheitsreform und bei allem, was da noch kommt, muß frau sowieso damit rechnen, daß sie ihre Früherkennung und Vorsorge selbst bezahlen bzw. extra versichern muss. Und dann kann sie selbstverständlich selbst entscheiden, ob sie das tut oder nicht. Die bisherige Vorsorge (ich trenne das bewußt von der Früherkennung, weil ich meine, das dies zwei verschiedene Paar Schuhe sind) beschränkt sich doch darauf, daß die/der Frauenärztin/Frauenarzt die Brust abtastet. Wer meint denn ehrlich, daß damit die Erkrankungsquote oder gar die Mortalität gesenkt werden kann? Für diese Vorsorge, die eigentlich keine ist, werden 100.000e von Euro ausgegeben. Die könnten locker gespart und dafür lieber sinnvoll in flächendeckendes Screening investiert werden. Denn erst dann wäre es - ab 35 Jahren - echte Früherkennung. Zur Erklärung, warum ich dieser Meinung bin: mein Knoten wurde in der Vorsorge durch die Frauenärztin nur auf meinen Hinweis ertastet, aber nicht ernst genommen. Zwar wurde eine Mammografie angeordnet, die aber keinen Hinweis auf einen Tumor ergab. Unter dem Untersuchungsbericht stand "jährliche Mammografie angeraten oder bei Befundänderung". Zu diesem Satz schrieb mir der Gutachter ins Gebetbuch: Dieser Satz steht da immer, den muss man nicht besonders ernst nehmen ! Er dient wohl nur der rechtlichen Absicherung der Radiologen.
Mein Pech war, ich hatte einen Tumor, der sich nie in der Mammografie dargestellt hat, sondern nur im Ultraschall und über Tastbefund (der leider nie ernst genommen worden ist).
Die Lehre daraus, und das ist es eben, was ich allen Frauen vor Erkrankung überhaupt weitergeben möchte: lernt eure Brüste gründlich kennen durch Abtasten und dabei bitte nicht nur auf die Meinung des Arztes vertrauen, sondern ggfs. eine zweite Meinung einholen. Und wenn eine Verhärtung getastet wird, nicht sich abspeisen lassen mit den Worten: Ach, das ist nur eine verhärtete Drüse! Den Ausdruck gibt es im medizinischen Vokabular für Brustkrebs nämlich garnicht. Folglich ist Vorsicht angebracht. Klar, nicht jede Frau kann und muss soviel Pech auf einmal haben in Punkto Früherkennung bzw. Vorsorge wie ich, aber einige Fälle wird es schon geben, die leider genauso unglücklich laufen. Obwohl es nicht sein müßte, wenn die Frauen endlich mit ihrem ureigensten Gefühl für ihre Brüste ernstgenommen würden.
Auch bin ich der Meinung, informierte Frauen haben deutlich weniger Angst, selbst wenn sie dann erkranken, sie wissen aber dann immerhin, was sie zu tun haben, um ihre Brust zu retten. Denn was wirklich Angst macht, ist die völlige Unkenntnis über die Krankheit "Brustkrebs". Und da hast du Recht, die Krankheit bedeutet eben nicht gleich Tod, Verstümmelung, Siechtum oder Einbuße an Lebensqualität. Vorausgesetzt, sie wird früh genug erkannt und angemessen behandelt.
Deswegen ist der Satz "Früherkennung verlängert die Leidenszeit" schlichtweg falsch, aber das ist eben nur meine unmaßgebliche Meinung, andere Frauen mögen es anders sehen und ich lasse ihnen auch ihre Meinung, denn es ist ja ihr Leben.
Herzlichst Monika :=)
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