AW: Depressionen - Kennt das jemand?
Liebe Michi,
auch ich litt stark unter Depris und auch heute geht es immer auf und ab mit der Stimmung. Ein Umstand, mit dem wir erstmal zurechtkommen erlernen müssen.
Was kannst Du als 'Erste Hilfe' tun? Wichtig ist es, aus der Passivität rauszukommen. Ich habe während der Chemo wieder mit dem Malen angefangen. Das hat mir unheimlich viel Spaß gebracht. Außerdem habe ich mich viel mit Musik beschäftigt und viel im Internet gesurft und meinen MP3-Player gefüttert. Auf meinem täglichen Programm stand morgens immer der Hundespaziergang. Die Weite der Natur und das Beschäftigen mit meinen Hunden ließ keine trüben Gedanken zu.
Während der Chemo habe ich ein Antidepressiva bekommen. Die Wirkung war mir so suspekt. Ich fühlte mich wie eine Tempurmatratze, das ich das Mittel sofort wieder absetzte. Das habe ich dann durch Johanniskraut 600 mg pro Tag ersetzt. Die Wirkung reicht für mich aus. Es bleibt zwar nicht alles fern, aber das ständige Grübeln wurde stark gebremst. Doch Vorsicht, irgendwas war da mit der Wirkung bei hormonabhängigem Tumor. Also unbedingt Deine Ärztin fragen!
Während der Chemo habe ich leider keine psychlogische Begleitung bekommen. Unser Brustzentrum war noch nicht zertifiziert. Bist Du in einem zertifizierten Brustzentrum, dann müßte auch eine psychoonkologische Begleitung angeboten werden. Frag einfach Deine Ärztin.
Ansonsten würde ich Dir empfehlen für die Zeit nach der Chemo eine Verhaltenstherapie anzustreben. Gerade weil Du schon die Erfahrung mit Depris machen mußtest und bevor Du ganz abstürzt. Es tut so gut, etwas für sich zu erarbeiten und zu verändern. Dieses Gefühl etwas verändern zu müssen, wird Dir sicher auch noch widerfahren.
Als jegliche Therapien abgeschlossen waren und ich soviele neue Impulse durch die AHB erhalten hatte, wurde mir bewußt, was für eine Arbeit an mir selbst nötig war. Selbstbestimmung und Fremdbestimmung ist da so ein Thema. Was kann ich beeinflussen, was nicht? Die Mauer schien unüberwindbar und ich stürzte ab. Leider bekam ich erst ein halbes Jahr später Hilfe. Seitdem arbeite ich an mir und so langsam wirds was.
Nun laß den Kopf nicht hängen und nimm die Zeit wahr, um Dich auf den Entdeckungspfad zu Dir selbst zu machen. Wer weiß, was für ein Talent in Dir schlummert?
Lieben Gruß
Heike
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Ich habe nicht mit Krebs gerechnet,
der Krebs hat nicht mit mir gerechnet.
Nicht mit meiner Phantasie,
meiner Lernfähigkeit,
meinem Überlebenswillen...
Ursula Goldmann-Posch
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