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Alt 15.02.2008, 00:30
Benutzerbild von MichaelaBs
MichaelaBs MichaelaBs ist offline
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Standard AW: Adenokarzinom inoperabel

Hallo Ihr Lieben,
nun kann ich wieder in meiner warmen Stube sitzen und Euch schreiben, statt im Internetcafé mit der Eingangstür und der Kühle von draussen im Rücken. Meine niederländische Freundin borgte mir ein Notebook, für das ich eine Karte erstand, um drahtlos ins Netz zu können. Ob nun Kosten fürs Café oder Kosten für die Karte, da ziehe ich doch die Variante mit dem eigenen Wohnzimmer vor...

Wo fange ich denn nun an? Ihr erinnert Euch, dass ich vom Radiologen kam und guter Dinge war (21.01.). Zwar hatte er mir gesagt, dass es Verdichtungen und Verdickungen gibt, ich glaube Erika oder Regina hatten sogar nachgefragt, was das zu bedeuten hätte. Jedenfalls hörte sich das gesprochene Wort nicht besorgniserregend an. Eine Woche später (31.01.)ging ich zur Sono zum Onkologen, und um mit ihm den Bericht des Radiologen zu besprechen.

Ich hatte schon Zeit, diesen zu lesen, bevor ich den Onkologen sprach und war irritiert. Es las sich viel negativer, als ich es im Ohr hatte. Mein Onkologe sah es genauso und fand, nun sei es Zeit für ein PET-CT. Es sei zu klären, ob es sich um Vernarbungen oder Aktivitäten der Pleurakarzinose handeln würde. Er beantragte das PET bei der Krankenkasse, die bewilligte innerhalb einer Woche (07.02.) und seine Praxis kümmerte sich sofort um einen Termin. Dieser war gestern. In der rechten Restlunge (und/oder in der Pleura) befinden sich multiple Knoten, die alle aktiv sind. Meine Güte, zu Christel sagte ich am Telefon: die Zukunft ist strahlend, was zugegebenermaßen zweideutig ist , von mir aber bezogen auf die Bildgebung gemeint war.

Ich hatte Glück, das Vorgespräch mit dem Arzt war sehr ausführlich und angenehm und ich fragte ihn, ob er mir nach der Untersuchung schon etwas sagen könnte. "Weil Sie es sind" lautete seine Antwort und so kam ich zu einer sehr guten Erklärung der Aufnahmen und der 3D-Ansicht meines Körpers. Wann hätte ich sonst Gelegenheit, mich mal so zu sehen? Für mich war es deshalb auch on Bedeutung, um nicht so nervös nächste Woche nach Borkum zu fahren, wenn meine Freundin heiratet. (Ich bin die Hochzeitsfotografin.)

Das Gespräch mit meinem Onkologen ist am 26.02., erst dann kann ich berichten, wie es weitergeht. Ich denke, zwei Möglichkeiten stehen zur Auswahl: eine erneute Chemo ist noch nicht angezeigt, also weiter mit Tarceva und eine engmaschigere Kontrolle oder Absetzen und Beginn einer neuen Chemo, vermutlich Alimta. In diesem Zusammenhang fand ich es gut, dass Betti schrieb, Ihr Prof. hätte gesagt, dass eine bereits einmal verabreichte Chemo auch ein zweites Mal ihre Wirkung entfalten kann, denn das ist ja auch mein Wissensstand, von daher bin ich zuversichtlich, dass die eine oder andere Option noch gegeben ist.

Vielleicht fragt Ihr Euch, ob ich traurig bin. Ja, bin ich, aber geweint habe ich in den letzten zwei Wochen, jetzt bin ich "beruhigt", denn ich weiss Bescheid und das Ziehen und Zwicken zwischen den Rippen sagte mir ja schon seit einiger Zeit, dass etwas passiert. Darum hatte ich vielleicht beim Radiologen nur das herausgefiltert, was für mich gut klang? Ich weiss es nicht, nur soviel, wenn seine Äusserungen gleich besorgter gewesen wären, hätte ich mich nicht gewundert, da die Beschwerden da waren. So aber wähnte ich mich eine Woche in Hochform, bereit, die Tablette "ewig" zu schlucken.

Nun werden die Karten möglicherweise neu gemischt und der Barkeeper steht schon bereit, mir einen neuen Cocktail zu mischen. Soll er, nehm ich. Ich habe fast ein Jahr nahezu beschwerdefrei gelebt, viel unternommen, bin viel gereist, habe Kunst, Kultur und vor allem das Leben genossen, warum soll es nicht bei entsprechender Therapie auch in diesem Jahr der Fall sein? Gegen das Zwicken gibt es Tabletten, und wenn nichts zwickt, muss ich nicht dran denken, was wiederum Zeit zum Erholen ist. Vielleicht vergessen die tumorzellen ja auch Tarceva erstmal wieder und auch das kann nach einer gewissen Zeit noch einmal eingesetzt werden?

Es ist lang geworden, doch ich wollte Euch gern alles mitteilen, nur eben nicht bevor ich selbst etwas mehr über mein Innenleben wüsste.

Ich danke fürs Zulesen und wünsche eine gute Nacht
Michaela